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Trilobita - Lonchodomas sp. nov.
Bild-Informationen
Allgemeine Informationen:
Der vorlegende Fund zeigt eine Zusammenschwemmung mehrerer Lonchodomas Individuen, eines Hyolithen und nicht weiter präparierter Schnecken und Brachiopoden. Neben den zwei artikulierten Trilobiten befinden sich ebenfalls mehrere Häutungsreste in der Ebene hinter den dargestellen Trilobiten. Eine weitere Präparation dieser ist jedoch derzeit nicht beabsichtigt, denn die Reste liegen ineinander verschachtelt vor. Im gleichen Geschiebe befanden sich kleinwüchsige Asaphiden, welche noch präpariert werden sollen. Die Präparation des Fundstücks übernahm Paul Freitag und sie dauerte ~ 30 Stunden. Das Fundstück und die Inhalte wurden bereits auf der Geschiebesammlertagung 2017 und in der Fachgruppe Dresden vorgestellt. Laut pesönlicher Kommunikation mit Hans-Hartmut Krüger sind zwei weitere derartige Zusammenschwemmungen bekannt, eine aus der Nähe von Greifswald und die andere aus der Lausitz, wo auch dieses Geschiebe gefunden wurde.
Morphologie:
Der gezeigte Trilobit Lonchodomas sp. nov. zeichnet u. a. durch einen ovalen Rostralstachel aus, welcher ihn von L. rostratus (Sars, 1835) unterscheidet. Es wird davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine neue Art handelt (Lonchodomas postrostratus). Diese wird derzeitig durch Hans-Hartmut Krueger bearbeitet und dankenswerterweise wurde durch H. Krueger auch die Bestimmung vorgenommen. Neben den langen Wangen- und Rostralstacheln fällt auf, dass Lonchomas keine Augen besaß und bisher auch kein Hypostom für diese Gattung nachgewiesen werden konnte.
Biologie:
Für den Lebensraum lässt sich also schlussfolgern, dass Lonchodomas küstenferne Schelfbereiche unterhalb von 200 Meter Wassertiefe (unterhalb der Restlichtzone) bewohnte. Ebenfalls kann von einer benthischen Lebensweise ausgegangen werden, wo dieser eventuell als Filtrierer lebte. Die auffäligen Stacheln geben Raum zu vielerlei Spekulation (z. B. hydrodynamische Anpassung, Schutz vor Beutegreifern, sensorischer Apparat), jedoch konnten diese alle bisher nicht belegt werden. Die Deutung von Knell und Fortey ist an dieser Stelle besonders interessant, da diese in den Stacheln eine Bedeutung für die Paarung sehen (Knell & Fortey, 2005). In ihrem Vergleich zu rezenten Käferhörnern deuten die Autoren die Stacheln als Waffe im Kampf um Weibchen und sehen somit frühe Hinweise für sexuellen Dimorphismus. Dies würde bedeuten, dass das Fundstück nur ein Geschlecht zeigt und die dazugehörigen Partner sich unter einer anderen Art "verbergen" oder noch gefunden werden müssen.
Aus Sicht des Autors ließe sich eine weitere Deutung der Stacheln hinzufügen, welche ebefalls mit der Paarung/Orientierung zu tun haben könnte. Fundstücke aus Marokko zeigen Ampyx Aufreihungen (naher Verwandter von Lonchodomas), welche sich hinteinander bewegen und jeweils die Rostralstachel das vorherige Individuum berühren. Der Autor geht daher davon aus, dass Lonchodomas ähnlich den heute noch lebenden Pfeilschwanzkrebsen eine Paarungswanderung in seichte Wasserbereiche vornahm und die Stachel zur Orientierung im Schwarm dienten (da der Trilobit zusätzlich blind war).
Stratigraphie:
Ordovizium
Caradoc (454 - 444 mya)
wahrscheinlich Backsteinkalk
Literatur:
KNELL, Robert J.; FORTEY, Richard A. Trilobite spines and beetle horns: sexual selection in the Palaeozoic?. Biology letters, 2005, 1. Jg., Nr. 2, S. 196-199.
Gesamtbild Geschiebe:
Detail gerollter Lonchodomas:
Detail Hyolith:
Kommentare zu diesem Bild
Hallo
Gratuliere zu dem seltenen Fund und der allerbesten Präparation. Einfach genial!!!
Beste Grüße ... Heribert