Trilobiten

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 8. Teil: Walliserops trifurcatus Nr. 2

Der 8. Teil der Präparationsreihe dreht sich um einen weiteren marokkanischen Walliserops trifurcatus, der vermutlich aus dem Devon der Lokalität Zguilma stammt und in einem herrlichen ockerfarbenen Gesteinsstück von leicht sandiger Konsistenz vorliegt. Die „Wacke“ besteht zu Beginn der Präparation aus zwei Teilen. Der Trilobit ist bereits anpräpariert, der Kopfschild zeigt Disartikulationen, die Gabel ist kaputt, Teile davon liegen noch verschwemmt im Block – hier kommt einiges an Arbeit auf den Präparator zu.

 

1

Abb. 1

 

2

Abb. 2

 

Es wird etwas Platz geschaffen, um bei den späteren Arbeiten nicht die Orientierung zu verlieren. Dann werden die Stücke zusammengefügt.

 

4

Abb. 3

 

Nun geht es peu à peu mit dem Stichel um das Tier herum. Dann werden die verschwemmten Stücke der Gabel dem Stein entnommen.

 

5

Abb. 4

 

Die Gabel scheint etwas aus der Richtung zu laufen. Es zeigt sich, dass sie an der Basis abgebrochen ist - vielleicht ein Grund, die Gabel am Ende freizustellen?

 

6

Abb. 5

 

Der Kopfschild wird langsam freigelegt. Die rechte Wange scheint ebenfalls etwas verrutscht zu sein, aber bei Weitem nicht so stark wie die linke. Damit ist klar, welches die Schokoladenseite dieses Stücks werden wird - es ist glücklicherweise gleichzeitig auch die bessere Seite der „Knolle“.

 

7

Abb. 6

 

Nachdem einige Male Platz durch Beschlagen geschaffen wurde, liegt das Tier jetzt wie auf dem Präsentierteller. Die großen abgeschlagenen Stücke werden für den Fall aufgehoben, dass später links neben der Gabel etwas aufgefüllt werden muss.

 

8

Abb. 7

 

9

Abb. 8

 

Da dieser „Kollege“ nur etwa halb so groß ist, wie sein im 7. Teil der Serie vorgestellter Artgenosse, fällt der Entschluss die kleinen Stacheln dieses mal nicht herauszuholen, zumindest die auf den Pleuren nicht. Die Stacheln auf der Spindel erscheinen dagegen groß genug - mal sehen, was möglich ist. Die Pleuren lassen sich bei diesem Individuum jedenfalls gut freilegen.

 

10

Abb. 9

 

Nachdem die beiden Augenstacheln und der Occipitalstachel ausgebaut wurden, wird wieder Platz geschaffen und das Gestein oberhalb des Trilobiten deutlich reduziert.

 

11

Abb. 10

 

Es fällt der Entschluss, sich in rekonstruktiver Chirurgie zu üben. Gemeint ist damit, die linke Wange mit dem Auge auszubauen und in ihre ursprüngliche Position zu bringen. (Reartikulierung). Dafür braucht man Platz und Zugangsmöglichkeiten.

 

12

Abb. 11

 

Auch die Gabel muss entnommen werden, um besser an die Wange heranzukommen - wider Erwarten gelingt es mir, sie in einem Stück auszubauen.

 

13

Abb. 12

 

Weiter geht es abwechselnd mit Schleifen, Sticheln und Fräsen - so lange bis die Wange des Trilobiten sich aus dem Verbund löst.

 

14 15

Abb. 13 und 14: Ausbau der Wange.

 

16

Abb. 15

 

Nun ist die rechte Seite des Walliserops an der Reihe. Eine Pleure nach der anderen wird herausgeholt. Die Spindelstacheln werden dabei in einem Steg aus Gestein stehengelassen.

 

17

Abb. 16

 

Nun stehen erst einmal Aufräumarbeiten an. Der Spot, in dessen Mitte am Ende der Trilobit mit freistehender Gabel präsentiert werden soll, wird gestaltet. Dazu wird die Fläche eingeschliffen und die Kanten werden durch Nachbeschlagen angeglichen

 

18

Abb. 17

 

19

Abb. 18

 

Damit das Gesamtbild sich besser beurteilen lässt, wird damit begonnen den Kopfschild wieder aufzubauen. Vorsichtig wird zunächst die linke Wange wieder eingesetzt, dann folgt das Stück der rechten Wange, das bis an die Basis der Gabel reicht.

 

20

Abb. 19

 

Nun wird die Gabel wieder hervorgekramt, ebenso das Klötzchen mit den abgebrochenen und verdrifteten Teilen.

Dieses Steinchen wird der besseren Handhabung halber auf einen Trägerstein geklebt. Dann werden die Fragmente in Angriff genommen. Am Ende sind alle Teile isoliert und die Gabel sieht nun schon ziemlich komplett aus.

 

21 22

Abb. 20 und 21

 

23

Abb. 22

 

Jetzt geht es am Rücken des Tieres weiter. Vorschleifen, vorsichtiges Sticheln und zwischendurch kommt auch eine Nadel zum Einsatz.

 

24

Abb. 23

 

Dann wird das Gesteinsstück gewaschen und entstaubt. Unter abblätterndem Mergel kommen noch ein paar „Beifänge“ zum Vorschein. Es sind Korallen und das isolierte Kopfschild eines kleinen Trilobiten.

 

25 beifang

Abb. 24

 

Nun werden die noch hohl liegenden „Einbauteile“ des Cephalons unterfüttert und dann wird verfugt.

 

26

Abb. 25

 

27

Abb. 26

 

In der Zeit des Abbindens wird dem Tier wieder der Rücken „geschrubbt“ - so lange, bis die Stacheln in einem Steg stehen und die restlichen Pleuren frei liegen.

 

28 29

Abb. 27 und 28

 

Im Anschluss wird der Kopf nach Beendigung der Klebeorgie versäubert. Auch der Spot wird nochmals passend eingeschliffen – und das Ganze sieht nun schon gar nicht so schlecht aus.

 

30

Abb. 29

 

Beim Zusammenkleben der Gabel ist noch einmal Fingerspitzengefühl gefragt.

 

31

Abb. 30

 

Anschließend werden die beiden Augenstacheln und das Occipitalhorn wieder aufmontiert.

 

32

Abb. 31

 

Schließlich kann auch der „Dreizack“ angeklebt werden. Das ist zum Schluss noch einmal eine wackelige „Eierei“, gelingt aber gut.

 

33

Abb. 32

 

Das Ergebnis dieser kosmetischen Operationen gefällt mir schon ganz gut. Auch dieser Trilobit ist nun so weit, dass man ihn strahlen kann.

 

Das Tier hat eine Länge von 6 cm.

 

Es folgen noch einige Fotos des vorläufigen Präparationsergebnisses aus unterschiedlichen Perspektiven.

 

35

Abb. 33

 

36

Abb. 34

 

37

Abb. 35

 

38

Abb. 36

 

Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Bisher erschienene Berichte der Serie: „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten:

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 1. Teil: Ceratarges ziregensis

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 2. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 3. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 3

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 5. Teil: Ceratarges sp.

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 6. Teil: Ceratarges sp.

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 7. Teil: Walliserops trifurcatus