Trilobiten

Ebay - immer für eine Überraschung gut: Ein Lot Trilobiten aus der „Bucht“

Mitte Juli gab es die Gelegenheit für wenige Euros fünf angefangene Trilobiten aus dem Devon von Marokko zu "schießen". Wenn ich mich recht erinnere, lautete das Angebot "Auktion ab 10 €" oder "Sofortkauf für 35 €". Einer der „Käfer“ ist einer meiner Lieblinge, was soll man da also lange herum hampeln? Sofortkauf und fertig. Bei dem Preis war klar, und das stand auch in der Artikelbeschreibung, alle haben „Fehler“.

Drei Tage später war das Paket dann auch schon da. Neugierig wurde der Karton geöffnet, alles war wie beschrieben. Alle Steine gut geklebt, alle angefangen, aber die Bestimmung…

Egal, wichtig war mir sowieso nur der nachfolgend abgehandelte Kayserops vom Jbel Bou Lachral.

Der Stein war einmal gebrochen, sauber geklebt und der Trilobit präsentiert sich nach ventral gekrümmt. Das machen die Kayserops gerne. Dabei sind dann die Wangenstacheln über den Körper nach oben gespreizt, eine äußerst attraktive Pose!

 

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Bei dieser Lage passiert es bei der Präparation schnell, dass man eine Wange killt, ohne dass man es merkt. So auch hier, der Verkäufer hatte den Mangel aber auch beschrieben.

 

So, ab ans Mikroskop. Die Belemnopyge wandert gleich in den Stapel „verschenken“. Danach geht es weiter mit dem Cornuproetus, immer der Spindel entlang, diese scheint komplett. Was macht die linke Wange? Die liegt sonst wo, ist aber da. Auch ab in den Verschenkstapel.

Nächster Brocken. Der Leonaspsis, sieht gut aus, mal schauen. Leichte Disartikulation an der letzten Pleure, wo ist der Schwanzschild? Er sseht senkrecht und die Stacheln sind schon rasiert – auch verschenken.

 

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Nun der Phacopide. Der Kopf liegt verstellt. Macht nichts, ausgraben, Stein nachbeschlagen und gut ist´s. Der sieht am Ende richtig nett aus.

 

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Nun geht es dann an den Kayserops. Am Occipitalring beginnend hangele ich mich gleichzeitig über die Glabella, um das rechte Auge herum auf die linke Wange zu. Hierbei zeigt sich, dass es kein Kayserops megaspina ist - es ist ein Kayserops marocanensis. Macht nichts, den mag ich auch sehr gern. So ist wenigstens die Wange komplett. Das "Nachbohren" bestätigt dies. Gleichzeitig wird der Stein reduziert. Immer darauf bedacht eine schöne Optik zu erhalten, wird das Negativ einer großen Muschel bewahrt.

 

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Weiter geht es im Kopfbereich. Die Winkel zwischen Trilobit und Matrix werden sehr ungünstig. Ein Nachbeschlagen ist fällig.

 

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Es gilt Weiter am Kopf herumzudoktern und dann wird erst die linke Wange ausgebaut, nachfolgend die rechte.

 

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Nun geht es um das "Heck". Die Pleuren- und die Pygidialstacheln werden einer nach dem anderen herausgeholt.

 

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Nun wird der Spot gemacht - wieder wird der Stein beschlagen. Dann kommen die Wangen wieder an ihre ursprüngliche Position.

 

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Jetzt geht es dann an kleinere Reparaturen - nichts Wildes: zwei, drei Löcher auffüllen und dann passend modellieren.

 

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Knifflig wird es nun mit der Wange. Erst einmal den Rohling aufbauen, dann auf Länge bringen, ankleben, dann geht es mit Schleifen weiter.

 

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Jetzt noch mal mit dem feinen Stichel den Trilobiten nachbearbeiten und den Spot schick machen. Das Ganze sieht nun schon recht gut aus.

 

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Irgendwie gefällt mir aber der Kopf noch nicht so ganz. Beim Nachmessen der Wangen ergibt sich eine Überlänge von etwa 1,2 mm. Das kann man nicht lassen. So wird die Wange auseinander geschnitten, noch ein bisschen gekürzt, wieder zusammengeklebt, nachversäubert und dann farblich adaptiert. Dann kann versiegelt werden. Man hätte auf der Wange auch noch die Oberflächenstrukturen nachahmen können, dann wäre die ohnehin schwer zu erkennende Reparatur noch schwieriger zu finden gewesen. So langt es hin, der optische Eindruck stimmt und die Restauration ist ersichtlich.

Am Ende ist der Phacope mit ca. 5 cm ein sehr schönes Stück geworden, wie ich finde, gerade weil er mit seinem verrutschten Cephalon eben mal anders aussieht, quasi „Leben“ hat.

 

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Der Kayserops macht sich nach der Versiegelung mit seinen ca. 8 cm richtig gut. Ein kleiner Spot (aufgerauhte Matrix um den Trilobiten herum), viel natürliche Gesteinsoberfläche, der Stein so beschlagen, dass man mehrere Optionen hat ihn zu stellen.

 

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Udo Resch für Steinkern.de