Unkonventionelle Präparation eines widerspenstigen 32cm-Pyrit-Amaltheus

Gelegentlich werden in der Margaritatus-Schicht der Tongrube Altendorf/Buttenheim große, mehr oder weniger plattgedrückte Amaltheen gefunden, die vollständig von einem dunkelgrauen bis schwarzen Pyritmantel umgeben sind.

Einen derartigen Amaltheus überließ mir im letzten Sommer „Schneckenhannes“, Johann Schobert, Hirschaid, zur weiteren Präparation. Nochmals danke, Hannes, für das außergewöhnliche Stück!

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Das erste Bild zeigt die Vorderseite des Amaltheus im Fundzustand. Er hat einen Durchmesser von 32 cm, ist auf beiden Seiten vollständig pyrit-verkrustet und an den äußeren Rändern sehr dünn. Der Wohnkammerbereich ist stark zerstört und nur 0,5 – 1 cm dick, besteht also praktisch nur aus Pyritkruste mit einem Hauch von Schalenresten dazwischen.  

Solch ein Fundstück kann man, so wie es ist, in die Vitrine stellen. Ein besseres Ergebnis wäre es, wenn die weiße Schale des Amaltheus sichtbar wird. Hierzu muss lediglich die dunkle Pyritkruste runterpräpariert werden.

Als Präparationsmethode hat sich bislang nur das mechanische Abklopfen mit kleinen Meißeln, Sticheln o.ä. bewährt, wobei der Erfolg davon abhängt, wie dick die Pyritkruste im Verhältnis zur darunter liegenden Schale und dem Steinkern, und wie eng die Verbindung zwischen Kruste und Pyrit im Inneren des Ammoniten ist. Die obersten Schichten der weißen Schale bleiben beim Abklopfen mehr oder weniger an der Pyritkruste hängen und gehen verloren. Mit etwas Vorsicht und Glück lassen sich jedoch die unteren weißen Schalenschichten retten. Oft sind aber die Ergebnisse wegen des harten Pyrits nur mäßig. Größtes Problem beim Abklopfen ist die mangelnde Stabilität der Schale, die an manchen Stellen so dünn ist, dass sie nur von der oberen und unteren Pyritkruste zusammen gehalten wird. Klopft man zu vorsichtig, geht der Pyrit nicht ab, klopft man zu kräftig, entsteht Feinsand für die Eieruhr.

Ähnlich erging es mir mit dem Amaltheus von „Schneckenhannes“:

Zunächst lief alles ganz gut an. Nach längerem Klopfen war etwa ein Drittel der Pyritkruste, vor allem auf dem flauschigen Mittelteil, abgelöst. An den übrigen Teilen gab die Pyritkruste  jedoch nicht nach. Bei stärkerem Klopfeinsatz brach zwar die Kruste ab, mit ihr jedoch auch wesentliche Teile des Ammoniten. An den dünnen Rändern des Wohnkammerbereichs brachen die papierdünnen Schalenteile beim Klopfen einfach so weg.

Es ging nicht! Ich war total frustriert und wollte aufgeben.

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Das zweite Bild zeigt die Vorderseite des Ammoniten während der Präparation. Die Pyritkruste ist stellenweise entfernt. Teile der Ränder sind bereits weggebröselt.

Dann kam mir eine rettende Idee. Es musste doch möglich sein, die Rückseite des Ammoniten so zu stabilisieren, dass ein Auseinanderbröseln beim Klopfen verhindert wird. Doch mit welchem Material? Gipsbett, Beton, elastische Kunststoffe?

Die Lösung war einfach und stand bereits auf dem Tisch. Ich pinselte die gesamte Vorderseite des Amaltheus (über der Pyritschicht) zweimal dick mit „Ponal“ ein. Nach gründlichem Trocknen entstand so eine dicke, elastische Schicht, die fest am Pyrit klebte und so die Oberfläche des Ammoniten zusätzlich stabilisierte.

Nun wurde mit "Schmackes" die Pyritschicht auf der Rückseite des Amaltheus bearbeitet. Im Gegensatz zu vorher konnte ordentlich draufgehalten werden. Zwar ging dabei wieder so einiges zu Bruch, wurde durch die Ponalschicht jedoch an Ort und Stelle gehalten und bröselte nicht weg. Das kriegt man bei der Feinarbeit später wieder hin.

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Das dritte Bild zeigt die freipräparierte Rückseite des Amaltheus im Rohzustand nach Abklopfen der Pyritschicht. Man sieht deutlich die Spuren nackter Gewalt beim Freiklopfen.  
Nur auf den Innenwindungen hielt der Pyrit hartnäckig fest. Ob Knoten auf den Innenwindungen vorhanden sind, konnte ich deshalb nicht feststellen. Auch die Ränder haben etwas gelitten. Die dünnsten Stellen waren nicht zu retten. Das gute Stück sieht irgendwie aus wie eine Pizza ohne Belag.

Aber, er ist weiß geworden!

Der Rest ist Routine: Bruchstellen kleben, Fehlstellen ergänzen, Feinarbeit.

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Bild 4 zeigt die Rückseite des Amaltheus nach der Feinarbeit.

Man könnte nunmehr auch die andere Seite noch freilegen. Die noch vorhandene Ponalschicht lässt sich problemlos per Hand abziehen. Dann müsste die hier gezeigte Seite mit Ponal überzogen werden und die Pyritkruste der anderen Seite abgeklopft werden.

Mal sehen, ob ich mich da noch mal heran traue. Einfacher und zeitsparender wäre es natürlich, den Amaltheus über dem Pyrit weiß zu lackieren. Oder etwa nicht?

Von Harald Bergmann, Hamburg