Präparation einer Parkinsonienstufe aus Sengenthal (FdM August 2007)

Ich möchte zum Ende des Jahres die Gelegenheit beim Schopfe packen  eines meiner diesjährigen fossilen Highlights vorzustellen - auch um den ein oder anderen dazu zu ermuntern mir dieses nachzutun (sei es in Form eines Foren-/Galerie- oder Homepagebeitrags)!

Es handelt sich um die bisher wohl eindrucksvollste Ammonitenstufe meiner Sammlung und ganz sicher um mein schönstes Stück aus dem mittleren Jura. Die Stufe ist ein Fund vom Start der Sengenthalsaison Ende Juni 2007. Sie entstammt dem Parkinsonienoolith (Bajocium) von Sengenthal und setzt sich aus vier verschieden großen Parkinsonien, einem Stück Holz, einer Obornella sowie zwei fragmentarischen Belemniten zusammen. Bei Steinkern wurde sie nach der präparatorischen Fertigstellung am 19. August zum Fossil des Monats August 2007 gewählt.
Da ich den Präparationsfortschritt im Sommer zumindest sporadisch fotografisch dokumentiert habe, möchte ich die Freilegung der Fossilien im vorliegenden Beitrag anhand von Bildern zusammenfassen. Die Bildunterschriften der Abbildungen erläutern die jeweilig vorgenommenen Präparationsschritte.
Wieviel Zeit die Präparation genau gekostet hat, vermag ich nicht mehr zu sagen. Ich nehme aber an, dass sich das benötigte "Zeitfenster" auf etwa 30 Stunden erstreckt hat. Gewiss wäre die Präparation schneller abzuschließen gewesen, wenn ich mehr Vorarbeit mit dem Druckluftstichel gemacht hätte und nur das Finish mittels Sandstrahltechnik. Allerdings hätten die Fossilien dann vielleicht auch die ein oder andere Macke mehr davon getragen, als es so der Fall ist. Ich jedenfalls bin mir sicher, dass die Zeit gut investiert war!

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Abb. 1: Beginn der Sengenthalsaison im Juni 2007. Rechts im Bild ist Paul Winkler alias "Cadoceras" zu sehen. Von diesem Grabungstag stammt die im Beitrag vorgestellte Stufe.

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Abb.2: Die einmal gebrochene Stufe aus dem "Roten" von Sengenthal. Hier habe ich die vier enthaltenen Ammoniten mit dem Sandstrahlgerät unter Verwendung von Eisenpulver angestrahlt um die Erhaltungsqualität anzutesten, die sich als gut bis sehr gut erwies.

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Abb. 3: Die kleine kräftig berippte Parkinsonia links im Bild wurde ausschließlich gestrahlt. Auf Vorarbeit mit dem Druckluftstichel wurde sicherheitshalber verzichtet um die Entstehung unschöner Macken von vorneherein auszuschließen.

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Abb. 4: Bis zu diesem Stadium wurde fast nur gestrahlt und sehr wenig gestichelt. Vor allem aus dem Grund, dass ich mir davon die Entdeckung kleinerer Fossilien erhoffte, ohne diese direkt zu zerstören, was mit dem Druckluftstichel schnell passieren kann. Leider tauchten die erhofften Funde nicht auf, aber auch die Ammoniten dankten die schonende Freilegung.

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Abb. 5: Diese rund 7 cm große Parkinsonia ist das meines Erachtens besterhaltene Stück auf der Stufe. Die Freilegung ist hier bereits weitgehend abgeschlossen. Nur die umgebende Matrix wurde später noch tiefer abgetragen um das Stück plastischer erscheinen zu lassen und den Venter sichtbar zu machen.

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Abb. 6: Die vierte und mit etwa 10 cm größte Parkinsonia im Bunde. Sie befand sich im abgebrochenen Teil der Stufe und wurde zunächst lose präpariert um kein Risiko einzugehen und zu verhindern, dass eine mögliche Klebung durch die Stichelarbeit beim Präparieren ungewollt wieder aufreißt. So musste nur darauf geachtet werden, dass die Bruchstelle an der Naht zum Rest der Stufe nicht verändert wurde, damit das Stück nach dem Abschluss der mechanischen Präparation gut eingepasst und nahtlos angeklebt werden konnte. Die schräg aufsitzende Schnecke der Gattung Obornella wurde bei der Stichelpräparation leider erst beschädigt und dann entdeckt - diese Gefahr war der Grund aus dem heraus ich zunächst sehr viel gestrahlt und äußerst wenig gestichelt hatte. Der Abtrag des Gesteins über der großen Parkinsonia hätte nur mit dem Sandstrahler allerdings viel zu lange gedauert, weshalb ich mit dem Stichel bis knapp oberhalb der Schale das Gestein abtrug.
Teilweise war das Gehäuse der Parkinsonia mit einer hässlichen, für Sengenthal leider nicht untypischen, kalkigen Schicht zugesetzt, die ich mit dem Druckluftstichel weitestgehend ohne Beschädigung des eigentlichen Gehäuses entfernen konnte, was sich aber mühselig gestaltete.
Am linken Bildrand ist noch ein Windungsrest der bis zur Größe von 10 cm recht gut erhaltenen Parkinsonia sichtbar. Da der Rest des Exemplars im Fundort übersehen wurde oder ohnehin nur rudimentär vorhanden war, habe ich aus ästhetischen Gründen dieses Überbleibsel herunter gestichelt.

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Abb. 7: Das Gröbste ist geschafft! Jetzt mussten nur noch kleinere Gesteinspartien von der großen Parkinsonia herunter gestrahlt werden, und diese (die Parkinsonia, nicht die Gesteinspartien...) wieder angeklebt und die Matrix etwas formatiert und geglättet werden, bevor das abschließende Einlassen mit Steinpflegemittel vorgenommen werden konnte. Das Glätten der Matrix erfolgte mittels Skalpell. Zum Entfernen der dadurch entstehenden weißen Kratzspuren strahlte ich im Anschluss an das Glätten die Matrix kurz mit Eisenpulver bei wenig Druck ab.
Löcher und Fehlstellen in den Fossilien waren aufgrund der guten Erhaltung und weil kein Exemplar gebrochen war kaum zu beklagen. Daher musste lediglich die Mitte der 10 cm Parkinsonia partiell "verarztet" werden. Ich verwendete für die Füllung des Löchleins eine Mischung aus farblosem Kerzenwachs und Original-Gesteinsmehl.

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Abb.8: Das Endergebnis, kurz nach dem Einlassen mit Rember Steinpflegemittel noch etwas stärker glänzend als gewünscht. Erst kurz vor dem Einlassen mit Rember wurde die Parkinsonia mit der aufliegenden Obornella mit Sekundenkleber aufgeklebt.

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Abb. 9: Ein wunderbares Ensemble! Besonders gut gefällt mir, dass die 4 cm Parkinsonia schräg eingebettet ist und trotzdem unverdrückt vorliegt.

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Abb. 10: Die leider durch das Sticheln etwas in Mitleidenschaft gezogene Obornella.

Bilder und Bericht von Sönke Simonsen, Bielefeld, den 23. 12. 2007.