Überarbeitung eines Eryon arctiformis aus den Plattenkalken von Solnhofen

Überarbeitung eines Eryon arctiformis aus den Plattenkalken von Solnhofen

von Udo Resch



Anfang 2012 hatte ich das Glück von einem Sammlerkollegen einen Eryon übernehmen zu dürfen, der von der Präparation her auf dem Stand der frühen 90er Jahre war. Die Qualität des Stücks war nicht schlecht, allerdings fehlte eine Scherbe, die schon damals nicht übertragen werden konnte.
Die Kanten zeigen, dass jemand eine fleißige Fräsarbeit geleistet hatte. Vermutlich eine „Berliner“ Arbeit.

01_klein.jpg

02.JPG

Nach ein paar Tagen nahm ich mir den Stein in der Werkstatt vor. Zuvor wälzte ich Gedanken, wie daraus etwas noch Attraktiveres werden könnte, An den Fräskanten war schön zu sehen, dass es sich um einen knackigen grauen Flinz handelt. Da der Krebs die typische blasse Farbe eines Eryon hat, galt es vor allem Kontrast in die Sache zu bringen. Daneben galt es die Konturen des „Kraters“ zu glätten, kleine Formergänzungen vorzunehmen und vielleicht auch noch bisher nicht Freigelegtes zu Tage zu fördern. Insgesamt also eine vielschichtige Beschäftigung für Winterabende.

Die Bestandsaufnahme unter dem Mikroskop war ernüchternd. Im zentralen Körperbereich war nichts mehr zu machen. Der Krebs liegt auf dem Rücken und hier hatte wohl damals auch eine Scherbe gefehlt. Der Präparator hat sich viel Mühe gegeben rund um die Fehlstelle alles an Beinen und sonstigem „Geraffel“ stehen zu lassen, eine aufwendige Arbeit!

Mal sehen was man daraus noch machen kann...

03.JPG

Ich begann die Kontur zu setzen und die gefrästen Bereiche mit dem Stichel zu ebnen. Dabei wurde das Gestein um das Fossil etwas tiefer gelegt, um das Fossil nicht zu verletzen und etwas mehr Plastizität zu erreichen. In dem Zuge wurde auch das Beinchen auf der rechten Seite im Übergangsbereich zwischen Kopfpanzer und Hinterleib gefunden und freigelegt.

04.JPG

05.JPG

Dadurch erhielt der Krebs mehr und mehr die gewünschte Gestalt und durch die verbesserte Symmetrie wirkte das Gesamtbild auch viel harmonischer. Nun galt es noch die Krater um die Scheren einander anzugleichen. Dazu zeichnete ich die künftigen Konturen mit dem Bleistift an.

06.JPG

Nun stellte sich die Frage, was mit der komischen Kante im Kopfbereich passieren soll, an dem die Beinreste hängen.

07.JPG

Die Entscheidung fiel aufgrund der ohnehin schweren Schäden gegen diese Rudimente. Sie werden vorsichtig entfernt.

08.JPG

Am Ende der Präparation wurden noch die Konturen des Hinterleibs hervorgehoben, wie es zuvor im Bereich des Kopfpanzers bereits durchgeführt worden war. Abschließend wurden noch die Antennen “geputzt“ und der Eryon erstrahlt in einem neuen Gewande.

Man hätte zuletzt noch den Abplatzer der Platte an der rechten Schere restaurieren können, aber es handelt sich um ein altes Stück, dessen Charakter man nicht vollends verändern sollte.

09.JPG


Die nächsten beiden Bilder zeigen bei Sonnenlicht aufgenommene Fotos des Krebses.
 
11_klein.jpg

10.JPG

Und zum Schluss noch der Vorher-Nachher-Vergleich:

eryon_vorher_nachher.jpg


Fossil: Eryon arctiformis

Fundort: Solnhofener Plattenkalke

Arbeitsaufwand: ca. 6 Stunden

Werkzeug: diverse Druckluftmeißel


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Fotos und Bericht: Udo Resch für Steinkern.de