Präparation bis ans Limit? Ein Beispiel "digitaler Reartikulierung"

An einem Beispiel möchte ich hier zeigen, was an einem Schnabelfisch unter bestimmten Voraussetzungen präparatorisch möglich wäre. Das vorgestellte Stück ist ein Altfund aus der Solnhofener Gegend und stammt vermutlich aus den 60er oder 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen Belonostomus muensteri, die seltenere Form unter den Schnabelfischen aus dem Solnhofener Raum. Es sind beide Platten vorhanden, auf denen der Fisch zu annähernd gleichen Teilen verrissen ist.

a.JPG
Hangendplatte

b.JPG
Liegendplatte

Bestandsaufnahme
Teile der Wirbelsäule, wie auch des Schuppenkleides sind auf Hangend- und Liegendplatte verteilt. Beim Aufschlag auf das Sediment war der Fisch wohl schon etwas angegangen, so dass der Oberkiefer und auch die Wirbelsäule sowie ein Stück vor der Schwanzflosse brachen. Die so gelösten Teile kamen etwas verstellt zur Einbettung. Weiter finden sich auf der Platte noch ein paar Schwoimarken, die von dem in leichter Strömung dümpelnden Kadaver herrühren.

Möglichkeiten
Betrachtet man sich beide Platten, würde die Liegendseite die besseren Möglichkeiten bieten, da dort mehr Substanz vorhanden ist. Prinzipiell wäre das nun folgende aber auch mit der Hangendplatte möglich. Zur Veranschaulichung dessen was beschrieben wird, habe ich einzelne Bilder am Rechner so manipuliert, das man einen Eindruck davon bekommt, was am Stück passiert.

Schritt 1
Das Auslösen der Schwanzflosse und anschließende Einkleben in ein vorgefrästes Loch in anatomisch korrekter Position und das nachfolgende Verfüllen des alten Loches:

e.jpg


Schritt 2
Es folgt das Auslösen des verlagerten Oberkiefers und Einkleben in ein vorgefrästes Loch in anatomisch korrekter Position und nachfolgendes Verfüllen des alten Loches:

f.jpg


Schritt 3
Dokumentation der genauen Lage des Fisches auf der Platte über Folien und Bilder.

Schritt 4
Aufdoppeln auf eine adäquate Trägerplatte.

Schritt 5
Nach dem das Stück lang genug abgebunden hat folgt das Wegspalten noch vorhandener überflüssiger Schichten und die Bereinigung der Kanten.

Schritt 6
Übertragen der Konturen auf die neue Oberseite und nachfolgend die entsprechende Präparation.

So würde das Präparat am Ende in etwa aussehen:

g.jpg

Als Ergebnis erhält man einen spiegelverkehrt liegenden Schnabelfisch, bei dem, wenn man vorab entsprechend sauber gearbeitet hat, nicht zu sehen ist, dass Schwanz und Schnauze „begradigt“ wurden.

Entscheidung
Es sind nun mal nicht alle Fossilien perfekt, auch wenn man das gerne hätte. So habe ich mich trotz der verlockenden Aussicht dazu entschieden das Stück so zu belassen wie es ist. Es ist ein wirklich schönes Spaltpaar, das neben der Seltenheit auch noch etwas zu erzählen hat. Es muss eben nicht immer alles gemacht werden was technisch machbar ist, sondern vielmehr nur das was wirklich notwendig ist. Und das war an dieser Stelle lediglich eine neue Fixierung, geringe Nacharbeiten an den Klebungen und das Einsetzen von jeweils einem kleinen Stück auf Hangend- und Liegendplatte.

Angaben zum Fossil
Fossil: Belonostomus muensteri
Fundort: Solnhofener Bruchrevier
Größe: 34 cm
Privatsammlung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Udo Resch


Literatur
Resch, U & Rückert, A. (2010): Schnabelfische aus den Solnhofener Plattenkalken, in: Der Steinkern - Heft 4, S. 8-11.