Transferpräparation eines Caturiden aus den Solnhofener Plattenkalken

Was man aus Messel lernen kann:
Transferpräparation eines Caturiden aus den Solnhofener Plattenkalken

Im Jahre 2008 erwarb ich bei Ebay einen Caturiden aus den Solnhofener Plattenkalken. Vielen war der Hintergrund nicht klar. Die Bilder waren klein, unscharf und vom Verkäufer kamen auch die erbetenen hochauflösenden Bilder nicht. Dennoch entschied ich mich für den Kauf, denn die Rücken- und Afterflosse kamen mir komisch vor. Den Zuschlag erhielt ich bei 136€, wenn ich mich recht entsinne - ein guter Preis, denke ich.

Zustand
Das Paket trudelte ein, eine leicht zu unterdimensionierte Schachtel mit der darin stramm eingepackten Platte. Das Objekt hatte die Reise gut überstanden. Die Flossen waren, wie erwartet komisch, für einen „normalen“ Caturiden viel zu groß. Beim Studium der Platte fällt ein heller rechteckiger Fleck auf, wo mal ein Etikett angebracht war. Offensichtlich ein altes Stück, leider war das Etikett nicht mehr aufzufinden.
Der Fisch war mehrfach gebrochen, die Verklebungen wurden offensichtlich mit Knochenleim und Gips vorgenommen. Die Fugen und Fehlstellen wurden mit reichlich Farbe kaschiert. Der Fisch lag auf einem Stapel dünner Platten im Millimeterbereich (die zusammen etwa 4 mm stark waren), allesamt mit Gips auf eine ca. 5mm starke Trägerplatte aufgedoppelt. Die Gipsfuge von ca. 15 mm Stärke ließ auf eine deutliche Geodenbildung am Kopf schließen. Die freiliegende Seite des Kopfes wies starke Beschädigungen auf, die eine Einordnung nicht erlaubten.

1_Caturus_ca_30cm_roh.jpg

1_Caturus_ca_30cm_roh_Risse_angezeichnet.jpg

2_1Detail_Afterflosse_32mm_hoch.jpg

2_2_Detail_Brustflosse_45mm_lang.jpg

2_Detail_Rueckenflosse_47mm_hoch.jpg

Was tun?
Ein unbestimmbarer Fisch, weil demolierter Schädel, das war eigentlich nicht das was ich wollte. Beim Abklopfen der Platte klang es in weiten Bereichen so, wie sich lösender Putz an altem Mauerwerk, offensichtlich waren die Platten rückseitig nicht gewaschen worden und lösten sich deshalb. Kurzerhand wurde der Fisch großflächig fixiert. Jetzt wurde das ganze Ding zerlegt, was erfreulich gut vonstatten ging. Auch aus den Klebefugen ließ sich Gips und Kleister recht gut entfernen, so dass sich ein erheblich besserer Fugenschluss erzielen lässt, wenn das Stück erneut zusammengefügt würde. Aufgrund der dünnen Trägerschichten und des schlechten Kopfes entschloss ich mich zu dem Versuch das Stück „umzudrehen“.

Procedere
Erneute Tiefenfixierung geht allen anderen Arbeitsschritten voraus. Folgend werden alle Teile der Platte auf der Rückseite markiert, wie sie zusammengehören und dann der Fisch so genau wie möglich ausgeschnitten. Die übrig gebliebenen Stücke nehme ich mit zu einem Freund, der zu dem Schluss kommt, dass das Stück aus der Schernfelder Gegend kommt und die Platten vom Sportplatz der Originalmatrix an nächsten kommen. So wird von dort eine Platte besorgt, die als Träger für die Transferpräparation fungieren soll. Jetzt wird der Fisch bis auf die Schwanzflosse zusammengefügt und rückseitig mit Stegen versehen, die ihn für den Klebeprozess stabilisieren sollen. Nun wird die Positionierung auf der Platte ausgewählt und angezeichnet. Dann wird die Platte außerhalb der Markierung großzügig isoliert, um möglichen verlaufenden Kleber leichter lösen zu können. Nun wird der Fisch mit einem langsamen und vorbeschleunigten Epoxid aufgeklebt. Zuvor wird das Harz mit Pigmenten eingefärbt und mit Aerosil eingedickt, damit es nicht so leicht verläuft. In dem Moment wo der Kleber jelly wird, beschneidet man überstehendes material mit einem Böschungswinkel von etwa 30 Grad. Wichtig ist auch, dass man sich etwas von dem noch nicht gestarteten Harz  aufhebt, damit man eine farblich stimmende Reserve für Nacharbeiten zur Verfügung hat.
Nun lässt man das Stück für mindestens eine Woche liegen, damit alles in Ruhe seine Endfestigkeit erreichen kann.

3grob_rausgeschossen_und_Schwanz_uebertragen.JPG

4_kopf_sorgenkind.JPG



Präparation
Die Präparation erfolgt wie immer bei den Solnhofener Klingelkalken, ein bunter Werkzeugmix aus Nadeln, Fräsern, Elektrogravierer und Druckluft. Alles verläuft wie erwartet. Der Körper ist schnell freigelegt, nun kommt der Kopf dran und der macht Zicken. Permanentes Einbrechen der Substanz nervt. Ich weiß nicht wie viel Sekundenkleber ich in dem Schädel versenkt habe, aber es war reichlich.
Zwischenzeitlich wird auch die Schwanzflosse aufgeklebt, wobei sich ein Fehler offenbart. Ich hatte nicht auf das Niveau geachtet, so dass Stufen entstehen, die man hätte vermeiden können. Sehr ärgerlich. Da aber nicht sicher ist, ob diese zwei Teile wirklich zum Stück gehören, ist es nicht ganz so tragisch, da sich dieser Aspekt so besser dokumentieren lässt. Zuletzt werden beide Loben der Schwanzflosse noch auf die vollständige Länge ergänzt.

5_Schwanz_ist_raus_und_wird_ergaenzt.jpg

Das Ergebnis
In Anbetracht der ursprünglichen Basis ist das Ergebnis als gut zu bezeichnen. Der Schädel hat eine Qualität, die eine Bestimmung zulassen sollte. Auch die Ästhetik des so entstandenen Stückes ist kein Vergleich mehr zu dem was mal war. Rundum eine Verbesserung. Der Aufwand hat sich gelohnt.
Ähnlich wie bei dem überarbeiteten Kugelfisch vor einigen Wochen ist auch in diesem Falle noch nicht entschieden, ob coloriert werden soll. Hier geht die Tendenz aber zu einer Coloration, da die Fehlstellen, besonders in der Schwanzflosse, doch störend wirken.

7Die_ganze_Platte.JPG

6Arbeiten_abgeschlossen.jpg

8_1_Detail_Rueckenflosse.jpg

8_2Detail_Afterflosse.jpg

8_3Detail_Schwanzflosse.JPG

8Detail_Kopf.JPG

Bestimmung
Eine genauere Bestimmung als Caturus ist leider nicht möglich, da diese Gattung wie ein Sammelbecken fungiert, in das man alles wirft, was nach einem Caturus aussieht. Eine Überarbeitung dieser Gattung wäre wünschenswert, um da und dort etwas Ordnung in den Fischteich zu bringen.
Jedenfalls habe ich bislang einen Catururiden wie diesen noch nicht gesehen. Die übergroße Rückenflosse, wie auch die sehr große Afterflosse, machen diese Form unverwechselbar.

Hinweis:
Die Art der Präparation ist zwar von der Messelpräparation abgeleitet, ist letztlich aber nicht wirklich vergleichbar! Transferpräparationen mit Stücken aus den Solnhofener Plattenkalken sind ungleich schwieriger! Man sollte, wenn man es dennoch selber versuchen möchte, sicherheitshalber erstmal an Fragmenten oder ähnlichem üben. Das vorgestellte Stück ist auch nicht der erste Versuch gewesen, sonst wäre ein solches Ergebnis vermutlich auch nicht möglich gewesen, denke ich.

Das Stück
Caturus sp.
Solnhofener Plattenkalk, Region Schernfeld
Größe 31,3cm
Sammlung: Udo Resch