Überarbeitung einer Libelle der Gattung Protolindenia aus den Plattenkalken

Anfang Juni 2015 konnte ich in der „Bucht“ (Ebay) eine Libelle aus den Solnhofener Plattenkalken (Oberjura, Tithonium) erwerben. Erst Mitte Juli war es dann aufgrund des Poststreiks, der notwendig war, soweit, dass ich das Fossil in Händen halten konnte.

 

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Der Zustand war so wie im Angebot beschrieben bzw. auf den Fotos sichtbar: es handelte sich um eine Liegendplatte und das Fossil war von einer Einkerbung umgeben, die die Anatomie nicht ganz treffend wiedergab. Der Trägerstein wies emotionslos geflexte Kanten auf. Da aber ein sich farblich gut abzeichnendes Flügelgeäder vorlag, dachte ich mir, „da muss man was daraus machen“.

 

Der Plan sah nun der Reihe nach Folgendes vor:

- Bereinigung der Kanten

- Einsetzen einer Scherbe oben rechts in die Ecke

- Reparatur der Flügel

- Entlacken

- Neue Kontur setzten

 

Ich begann mit dem Entlacken. Leichter gesagt als getan! Das Aceton hatte jedenfalls so seine Probleme. Letztendlich hat es jedoch funktioniert und das ohne dass die Klebung sich löste.

Dann ging es mit der Platte in der Hand zum Lager um einen Ansetzstein zu finden. Sollte nichts Passendes dabei sein, dauert´s eben länger. Es fand sich aber ein einigermaßen passendes Steinchen.

 

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Bevor es dann ans Fossil ging, wurden mit einer Zange alle Kanten, die diese hässlichen Marken von der Flex trugen, gezwickt. Verausnahmt wurde zunächst der Bereich über dem rechten Flügel.

Dann begann ich mit der Arbeit unter dem Mikroskop. Bei der Suche nach den Umrissen der Flügel half in diesem Falle Streiflicht recht wenig. Die Flügel lagen ziemlich platt vor. Es zeigte sich, dass „volle Lotte“ Kaltlicht von oben aus der Ringleuchte für das Arbeiten in diesem Fall optimal war. Vorsichtig wurde um die Flügel herumgestichelt. Hinten gab es keine Probleme, vorne links auch nicht, aber dafür vorne rechts…

 

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Leider ging dort die Fräse doch sehr durch den Flügel und vieles an der Kontur beruht auf vermessen und Intuition.

 

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Nun ging es daran die Ecke anzusetzen. Zuerst wurde eine Kante oberhalb des Flügels geschaffen mit der man arbeiten konnte. Dann mussten die Steine aneinander angepasst werden..

 

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Danach wurde erst an einer Ecke mit Sekundenkleber „geheftet“, dann mit Akemi geklebt. Nebenbei werden dann auch noch vorhandene Löcher gestopft.

 

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Weiter ging es mit dem Versäubern der Klebungen und dann waren wieder die Konturen an der Reihe. Einige Nachklebungen waren zu diesem Zeitpunkt noch vonnöten, um Fräsungen, die in die „Landschaft“ gingen zu kaschieren. Am Ende wurden die Kanten der rechten oberen Ecke noch neu gezwickt. Dann noch mal abwischen mit Aceton und … Überraschung! Das Rotbraun vom angesetzten Stein war weg. Das war so nicht geplant, macht aber auch nichts. Man kann ruhig sehen, dass das Stück "angefrickelt" ist.

 

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Da mir die mit dem PPS 70 gestichelten Kanten nicht wirklich gefielen, kam der Scaler zum Einsatz. Ein umgebauter Atlas Copco mit geringem Hub und breiter runder Nadel. Mit ihm lässt sich die umlaufende Kontur schön weich und breit „klopfen“.

 

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Am Ende sieht die Libelle nicht mehr ganz so "gerupft" aus. Es handelt sich bei dem Stück aus Wegscheid, das eine Spannweite von 10 cm aufweist, wohl um eine Protolindenia wittei.

 

Etwa sechs Stunden habe ich in der Überarbeitung „versenkt“ - Zeit, die sich gelohnt hat.

 

Udo Resch für Steinkern.de