Präparationswerkzeug

Druckluftpräparation - Teil 4 (Druckluftstichel W224 / W226)

Druckluftstichel Krantz W224 / W226

Geschichte: Einer der gängigsten Druckluftstichel der vor ca. 20 Jahren eingeführt wurde und mit dem erstmals solche Geräte auch für den Privatanwender „bezahlbar“ wurden. Später wurde dann ein sog. Umbaukopf mit der Bezeichnung W226 herausgebracht. Mit diesem konnte man dann noch feiner präparieren. Der Stichel wird nach wie vor in der W224 bzw. W226 Ausführung angeboten. Da er bei vielen Sammlern eingesetzt wird, soll dieser Erfahrungsbericht über dieses Gerät sein. Der W224 wird von verschiedenen Firmen angeboten. z.B. Mannesmann, Pneutec. Anhand dem kleinen schwarzen Kunststoff Ring an der Gerätespitze ... kann man das W224 denke ich gut erkennen. Mich würde interessieren, wer nun das Gerät wirklich herstellt und wer nur damit handelt !?
 

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Das Krantz W224 - jedoch mit einem extralangen Meissel.

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Das UT 8608 A von Pneutec ... das meiner Ansicht dem W224 entspricht.
Auszug aus dem Pneutec Katalog 2005-2006

 


Technische Daten:

(lt. Krantz)
Frequenz: bis zu 36 000 Schläge/ min;
Luftverbrauch: 25- 30 Liter/ min;
Luftdruck: 3-7 bar;
Gewicht: 250 g;
Maße: Ø 17 x 160 mm


Pneutec gibt für das UT8608A
(das meiner Ansicht nach dem W224 entspricht)
u.a. folgende technische Daten an:

Frequenz: 20000 Schläge je Minute
Luftverbrauch: 0,5 l / sec

Lautstärke: 79 dB (A)

Abweichungen in der Frequenz hin oder her ....
die Frequenz ist ... ob nun bei 20000 oder 36000 Schlägen je Minute ...
sie ist beidesmal sehr gut für die schonende Fossilpräparation geeignet.


 

Bedienung:

Durch ein Drehventil, das sich im Stichelende befindet, kann die Luftzufuhr dosiert werden. Dadurch kann die Schlagstärke fein gesteuert werden.

Die Vor-Rückbewegung der Meissel wird vorallem über eine Feder im Gerätekopf gesteuert.

Dieser Feder begegnet man immer, wenn man den Kopf bzw. auch nur den Meissel wechseln will, weil diese vorne auf den Meissel aufgeschoben wird bevor dieser in den Kopf gesteckt wird. Von diesen Federn gibt es beim W224 zwei verschiedene.

Die normale Feder ist für die Spitzmeissel gedacht während die sog. Zapfenfeder bei den Flachmeisseln benötigt wird, mit denen man das W224 auch betreiben kann.

Die Zapfen verhindern das Drehen des Meissels während der Arbeit.

Wie gesagt ... zum Wechseln der Meissel muss der Stichelkopf abgeschraubt werden !

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Der Meisselkopf des W224. Der Luftaustritt liegt unterhalb des schwarzen Ringes.

Da das Gerät bei feuchter Druckluft nicht mehr sauber läuft, ist unbedingt mit einem Wasserabscheider zu arbeiten.

Einen Öler dagegen kann man sich durchaus sparen. Stattdessen genügt es hin und wieder einen Tropfen Öl in den Luftschlauch zu tröpfeln. Aber da gilt, keinesfalls zu viel „einfüllen“ sonst wird das Fossil beim Arbeiten mit dem Öl vollgespritzt da die Druckluft am Meisselkopf austritt.

Dieser Luftaustritt am Kopf hat seine Vor- und Nachteile.

Vorteil ist, dass der Arbeitsbereich ständig freigeblasen wird. Nachteil ist jedoch ... wenn ein kleines Stück des Fossils beim Präparieren abbricht, dann wird es gleich in den umliegenden Schutt geblasen und man hat keine Chance, dieses wieder zu finden (um es evtl. wieder anzukleben).

 

Meissel:

Die zuerst angebotenen Meissel für das W224 waren mit knapp 4-4,5cm so kurz, dass die Meisselspitze den Stichelkopf kaum überragte. Später wurden dann etwas längere Meissel angeboten, mit denen es dann einfacher war, auch in enge Innenwindungen von Ammoniten reinzupräparieren.

Die für das W224 angebotene Meissel waren – das muss man auch sagen – jedoch hart und zäh und sind mir nur selten gebrochen !

Günstig ist auch, dass diese Meissel von einem geschickten Werkzeugmacher „relativ leicht“ nachgebaut werden können. Wichtig ist halt nur, dass der verwendete Meissel-Stahl nicht nur hart sondern auch zäh und bruchfest ist !

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Zubehör für das W224 - lt. Krantz Homepage. Teilweise kann dieses
auch für das W226 verwendet werden (z.B. die Normal-Federn oder die O-Ringe).

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Meine langen und extra-langen sonderangefertigten Meissel mit denen ich viel besser zurecht komme, wie mit den kurzen Orginalen von Krantz. Diese habe ich mir anfertigen lassen.


Das W226

 

Mit Einführung des W226 änderte sich vorallem der Aufbau des Stichelkopfes bzw. vorallem die Führungshülse darin.

Zudem kamen andere – feinere – Meissel zum Einsatz. Der W226 Stichelkopf kam zusätzlich heraus ... d.h. das W224 blieb parallel bestehen.

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Das W224 mit dem W226 Umbaukopf.


Die Meissel, vielmehr die Nadeln des W226 waren zunächst eigentlich nur in eine mit Klebemasse gefüllte Hülse gesteckte Grammophon-Nadeln. Diese Nadeln mögen bei der manuellen Präparation von Hand (also mit Muskelkraft oder einem kleinen Hammer) teilweise ganz gute Dienste leisten.

Aber ca. 36000 Schlägen pro Minute auf Stein – damit waren die Nadeln überfordert. Jeder der mitgelieferten Nadeln verformte sich schon nach Minuten zu Angelhacken. Eine ordentliche Präparation war unmöglich.


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Blick auf den W226 Kopf mit der Führungshülse für die feinen Nadeln.
Die Nadel sind extra-lang (Sonderanfertigung) ... haben also nicht mit den
Nadeln von Krantz gemein.



Als alle Nadeln verbraucht waren, habe ich mein Gerät für längere Zeit nicht mehr benutzt bis ich jemanden fand (R.Veit), von dem ich vorallem längere Nadeln mit einer höheren Standzeit erhielt. Auch für mein W224 erhielt ich neue, bessere Meissel. 

Von da an war ich mit dem W224 bzw. W226 Gerät viel zufrieden als zuvor.
Vorallem konnte ich dauerhaft damit arbeiten.

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So ungefähr sehen die Standardnadeln aus (und sind auch so lang), die sich bei mir zu Angelhaken verbogen haben. Dies ist natürlich bereits eine Nadel, die ich mir habe individ. einbauen lassen. Angelhaken-Muster habe ich mir keine aufgehoben.

In diesem Zusammenhang sei auch gesagt, dass das W226 eigentlich nur der Gerätekopf  ist. Zunächst muß man sich immer das Komplettgerät W224 kaufen ! Und nur auf diesen kann man den W226 aufschrauben. Folglich haben W226 Käufer zwangsweise auch ein komplettes W224 ! Ein komplettes W226 wird nicht angeboten.


Einsatzgebiet:

Als ich dieses Gerät – frisch auf den Markt gekommen – zugelegt hatte, glaubte ich schneller präparieren zu können wie zuvor. Das war jedoch ein Trugschluss.

Das Gerät kann – aufgrund seiner beschränkten Power – nur für feinere Präparationen eingesetzt werden. Damit auf größere Fossilien „losgehen“ zu wollen, erwies sich als völlig utopisch.

Bei der Feinpräparation dagegen leistet es gute Dienste – aber erst dann, als ich mit den längeren und besseren Meisseln arbeiten konnte.

Wegen der geringen Leistung fristete dieses Gerät jahrelang in meiner Werkstatt eher ein Mauerblümchendasein. Ich hatte eher gröberes Material zu präparieren als feines.

Und für die gröbere Mittel- bis Grob-Präparation war das Gerät einfach zu schwach.

Das Mauerblümchendasein änderte sich erst, als ich mir Jahre später den Chicago Pneumatic Druckluftstichel (mit Umbau) zulegte. Dieser war dann eher auf die Mittel- bis Grobpräparation ausgelegt ... und zur Abrundung nach unten war das W224 / W226 wie geschaffen.

Mit einer Frequenz von an die 36000 Schlägen (?) pro Minute gehört das W224 / W226 zu den absoluten Schnellläufern ... ohne dass das Gerät dadurch laut ist. Im Gegenteil. Die Lautstärke ist sehr gering sodass man damit auch im Keller eines Mehrfamilienhauses arbeiten kann (wenn man einen Flüsterkompressor hat !).

 


Probleme:

Bereits im ersten Jahr fing das W224 an Probleme zu machen.
Immer öfters blieb der Meissel stehen und irgendwann half auch heftiges Klopfen auf den Tisch nicht mehr. Also zerlegte ich das Gerät und stellte fest, dass hinten, dort wo das Drehventil sitzt, im Innern ein feines kupferfarbenes Sieb steckt. Diese hatte sich verbogen und der in diesem Gehäuseteil sich befindende kleine Messingklöppel mit Dichtring konnte sich nicht mehr frei bewegen und somit war keine korrekte Luftzufuhr/Luftunterbrechung mehr möglich ... um´s mal einfach auszudrücken. Also hab ich dieses Sieb entfernt und schon hat das Gerät wieder funktioniert. Da ich heute ohnehin über eine Wartungseinheit die Geräte mit Druckluft versorge, war dieses Sieb nicht unbedingt notwendig.

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Das kleine Messingfarbene Sieb in dem sich der Messingklotz verkeilt hatte.

Dieses kleine Messingteil das sich im Sieb verkeilt hatte, heist bei Krantz wohl: „Gummiklotz für inneren Messingklotz“. Ist der Klotz verkeilt bzw. das Gummi abgenutzt, funktioniert der Schlagwerk nicht mehr bzw. nicht mehr korrekt.
Von diesem Klotz habe ich leider kein Bild. Das vollständige Zerlegen meines Gerätes für diesen Beitrag wollte ich mir sparen.

Arbeitet man mit feuchter Luft, fängt das Gerät irgendwann an zu stottern und läuft nicht mehr sauber. Deshalb sollte man das Gerät nur in Verbindung mit einem Wasserabscheider verwenden.

Ein weiteres Problem das mit ein befreundeter Sammler berichtete, ist, das die Federn teilweise eine sehr beschränkte Lebensdauer haben. Evtl. sollte man das Gerät bei etwas weniger als 7 Druck fahren ... obwohl es dafür eigentlich vorgesehen ist. Auch sollte man bei der Arbeit nicht mit zuviel Druck auf die Meisselspitze arbeiten.

Ein anderer Sammler dagegen berichtete davon, dass er schon mehrere W224 Köpfe zerschlissen hatte. Durch die Reibbewegung des Meissels an der Führung war diese mit der Zeit ausgerieben worden und anstatt rund eher oval. Dadurch fing der Meissel an zu schlingern und eine sauberes Präparieren war nicht mehr möglich.

Vielleicht weiss der eine oder andere Sammler noch von anderen Probleme zu berichten ??


Fazit:

Obwohl ich mittlerweile mit den Druckluftgeräten Veit V1 bzw V2 arbeite, so setzte ich das W224 bzw. W226 immer noch gerne ein.

Das W224 ... weil es mit Flachmeisseln betrieben werden kann. Damit glätte ich kleine Flächen in engen Zwischenräumen von kleineren Fossilien. Auch habe ich noch einen großen Restbestand an sehr guten Meisseln die kaum abgenutzt sind und die ich erst aufbrauchen will.

Das W226 ... weil ich von früher her auch noch genügend Nadeln habe ... die noch sehr gut taugen.

An meinem W226 hänge ich auch, weil es auf minimalster Stufe, also kurz vor dem Stehenbleiben bzw. Stottern einen so feinen Schlag und geringen Hub hat, dass man damit sehr gut vorallem die innersten Windungen (z.B. Embryonalkammern) von Ammoniten präparieren kann. Auch beim Enfernen einer sehr dünnen Gesteinsauflage auf einer Ammonitenschale leistet das Gerät wegen des absolut geringen Hubs ein gute Arbeit.

Die Gefahr besteht dann nur darin, dass bei einem Stotterer mit verändertem Hub das Fossil versehentlich beschädigt wird. So direkt am Leistungslimit eines Geräte zu arbeiten ist halt immer kritisch.

 

Hilfreiches

Um das W226 als Ersatzgerät noch lange weiterbenutzen zu können, habe ich mir einen Adapter bauen lassen der es mir ermöglicht, die Meissel des Veit V2 zu verwenden.

Der Vorteil dabei ist ... dass die Meissel auf den Adapter aufgesteckt werden und dann seitlich mit einer Inbusschraube fixiert werden. Dadurch entfällt das lästige Auseinanderschrauben des Stichels beim Meisselwechsel.

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Das W224 mit dem W226 Umbaukopf und einem Adapter für die Veit V2 Nadeln.
Diese werden einfach auf den Adapter aufgesetzt und mit einer seitlichen Inbusschraube fixiert.


Preise:

Das W224 Grundgerät wird z.B. bei Pneutec für 134 Euro (incl. MwSt., Preisliste 2005-2006) angeboten.

Bei Krantz kostet das Gerät 156 Euro (incl. MwSt., Stand Nov.2005).
Der W226 Umbaukopf schlägt nochmals mit 159,50 Euro (incl. MwSt., Stand Nov. 2005) zu Buche. Die Ersatzmeissel kosten bei Krantz ab 37 Euro incl. MwSt. das Stück.


Daneben gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Teilen (Bild siehe oben) die man insbes. bei diesem Gerät benötigt (z.B Feder, O-Ringe). Von den Ersatzteilen sollte man immer einige auf Vorrat haben um nach einem Ausfall möglichst schnell wieder arbeiten zu können.

Im Einzelnen möchte ich die Ersatzteile bzw. deren Preise nicht aufführen.

Über diese kann man sich bei www.krantz-online.de aktuell informieren.

Die Anschaffung des Geräte ist auf den ersten Blick günstig – vorallem, wenn man nur das W224 kauft.

Jedoch sollte man auch einen Blick auf die Kosten für das Zubehör (Ersatzteile)
werfen. Dann relativiert sich der günstige Einstiegspreis etwas.

Will man das W226 kaufen, so ist man gezwungen zuerst das W224 als Basis zu kaufen. Das muss man wissen !!

Direkt vergleichen kann man das W226 z.B. mit dem Veit V2, das W224 dagegen eher mit dem Veit V1.

Dabei bitte beachten, dass bei Krantz nur 1 Nadelhalter dabei ist und dass das Veit V1 den Leistungsbereich des Chicago Pneumatic mitabdeckt.


Leistungsklasse:

Das W224 streift den Leistungsbereich des Veit V1 bzw. des Chicago Pneumatic, ist also für eine leichtere mittelgrobe Präparation einsetzbar.

Das W226 dagegen liegt auf dem Leistungsniveau des Veit V2, d.h. ist für die Fein- bzw. Feinstpräparation einsetzbar. Andere Feinst-Präparationsgeräte (druckluftbetrieben) in diesem Leistungsbereich habe ich noch nicht getestet.

Es wäre interessant ob es überhaupt welche gibt.

- Thomas B. -


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