Präparationswerkzeug

Druckluftpräparation - Teil 3 (Druckluftstichel Veit V1)

Präparation mit Druckluftsticheln:

 

Vorwort:

Seit über 3 Jahrzehnten sammelt u. präpariert Reinhart Veit aus Velden an der Vils
(ca. 80km nordöstlich von München) in perfekter Weise Fossilien.
Die Druckluftgeräte (Druckluftmeissel) hierfür stellt er mittlerweile selber her.

 

Siehe hierzu den Beitrag über die Fossiliensammlung und den Sammler Reinhard Veit auf Steinkern.

 

 

 

http://www.steinkern.de/...ein-traum-die-trias-jura-ammonitensammlung-von-r-veit.html

 



Hier nun ein Erfahrungsbericht über das neueste Gerät, das Veit V1

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Das V1 Gerät mit den wichtigsten Bestandteilen

 

Druckluftpräparationsgerät Veit „V1“

 

Arbeitsdruck:          bis 7 Bar
Schläge / min:        (kann nicht ermittelt werden)
Luftbedarf:             gering (ca. 30 ltr.)
Gewicht:                180 g (mit Meisselkopf 185g)
Maße max.:            175x28mm (LxB)

 

Das V1 ist der große Bruder des kleineren V2 Feinpräparationsgerätes, das ich in
einem früheren Beitrag bereits vorgestellt habe.
 
Siehe Steinkernbeitrag:

http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/praeparationswerkzeug/...

 

 

 

Wie das Feingerät (V2) ist das Grobgerät V1 ein Profi-Präparationsgerät.
Jedoch wurde es gezielt für die Mittel- bis Grobpräparation entworfen u. ausgelegt.

 

Die Entwicklung erfolgte nach dem V2 weil schon bald nach Einführung des V2 der
Ruf nach einem vergleichbaren Gerät für die Mittel- bis Grobpräparation laut wurden.

 


Gerät:

 

Der Betrieb erfolgt mit trockener, ölfreier Druckluft von bis zum max. 7 Bar.
Das Gehäuse besteht im Griffbereich aus einem Spezial-Kunststoff.
In Verbindung mit dem aus Alu gefertigten „Hinterteil“ ist es mit 180g extrem leicht und damit das
leichteste der derzeitig angebotenen Geräte überhaupt !!
(Zum Vergleich: W224=250g, W800=???g, W830=340g, W840=520g)

 

Durch das Kunststoff-Vorderteil liegt es warm in der Hand. Man bekommt also beim
Dauereinsatz nicht gleich kalte steife Finger ... wie bei den fast komplett aus Stahl hergestellten
o.g. Krantz-Geräten.
Das wissen vorallem die zu schätzen, die längere Zeit mit dem Gerät am Stück arbeiten.

 

 

 


Meissel: 

 

Die mitgelieferten Meissel haben einen Durchmesser von ca. 2,2 Milimeter.
Die Länge variiert zwischen 2,5 und 3cm (kürzere und längere Meissel sind jedoch auf Wunsch
auch möglich).
Das Gerät wird derzeit mit jeweils 1 Spitz- und 1 Flachmeissel ausgeliefert.
Bei den Flachmeisseln hat man die Wahl zwischen einem mit gerader und einem
mit halbrunder Schneide. Es ist für mich immer wieder überraschend, um wieviel besser der
halbrunde Flachmeissel im Gegensatz zum herkömmlichen Flachmeissel arbeitet.
Deshalb würde ich diesem den Vorzug geben.

 

Wegen der hohen Schlagkräfte besitzt der Meisselhalter ein Innengewinde mit dem
man diesen auf das V1 aufschrauben kann. Zur Sicherung des Meisselhalters hat
dieser seitlich 1 Inbusschraube für die abschließende Sicherung.
Das Gerät selber muss also zum Werkzeugwechsel nicht mehr auseinandergebaut werden
Der schnelle Wechsel zwischen unterschiedlichen Nadellängen bzw. Nadelstärken ist somit
unproblematisch und geht schnell vonstatten.

 

Die Meissel sind extrem hart u. zäh und zeichnen sich durch eine sehr lange Standzeit aus.
Diese können – wie bereits gesagt - in verschiedenen Wunsch-Längen und Wunsch-Stärken
geliefert werden. Einfach nachfragen !

 

Die Meissel können problemlos bis 7 Bar eingesetzt werden.
Bruchgefahr besteht deshalb nicht !
Dies sei besonders erwähnt da andere Hersteller / Anbieter für ihre Meissel teilweise den
Maximal-Druck auf ca. 2,5 Bar begrenzen (!!) und dadurch die evtl. vorhandene Geräteleistung nicht mehr voll ausnutzen können.

 

Nicht so beim V1. Bei der Grob-Präparation ist Power gefragt. Und die erzielt das Gerät maximal
wenn der Druck auf 6-7 Bar eingestellt ist. Dafür wurde das Gerät entwickelt ... und entsprechend
sind die verbauten Teile für diese Belastung ausgelegt.

 

 

 

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Meisselkopf (Spitzmeissel und herkömmlicher Flachmeissel)

 


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Der neueste Flachmeissel mit Halbrundschneide.

 

 

 

Bedienung:

 

Über das Kugelventil am Ende des Handstücks läßt sich die Luftzufuhr exakt einstellen. So kann
man die Schlagstärke und den Hub fein dosieren.
Die Schlagzahl ist genauso hoch wie beim Feingerät und dürfte somit sicherlich über 30000
Schlägen pro Minute liegen. Der Meissel vibriert also über das Gestein und hackt nicht darauf herum.

 

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Kugeldrehventil zur Regulation der Luftzufuhr

 

Beim Arbeiten werden selbst dann, wenn die Luft ganz aufgedreht ist, praktisch keine Vibrationen
auf die Hand übertragen. Dadurch kann man ermüdungsfreier und viel länger am Stück arbeiten.
Dies ist für allem für Berufs-Präparatoren wichtig.

 

Sobald nach dem Aufdrehen der Luftzufuhr der „Schlag“ eingesetzt hat, bleibt dieser konstant
erhalten. Erst kurz bevor die Luftzufuhr fast komplett abgeregelt ist, setzt der Schlag aus. Sobald
man jedoch wieder etwas Luft dazugibt, fängt der Schlag ohne weiteres Dazutun wieder
automatisch an. Dies gilt auch für einen provozierten Meissel-Stillstand. Sobald man den Meissel
wieder freigibt, fängt der Schlag automatisch wieder an.

 

Die Lärmentwicklung ist kaum höher wie beim Feingerät und somit so gering,
dass man ohne Gehörschutz arbeiten könnte. Somit kann es auch problemlos im Keller eines
Mehrfamilienhauses eingesetzt werden. Ich persönlich trage trotzdem immer meine kleinen
Ohrenschützer um mich voll auf die Präparation konzentrieren zu können.

 

Da man mit dem V1 auch eine Mittel-Präparation unterm Mikroskop oder Binokular durchführen
kann, ist es wichtig, dass die Nadel im Sichbereich der Vergrößerung nicht schlingert (also
seitlich ausschlägt) sondern immer scharf und gut erkennbar ist. Aus diesem Grunde wurde
auch bei diesem Gerät ganz besonders Wert darauf gelegt, die Meisselführung so exakt wie nur
möglich zu gestalten und vorallem so, dass diese lange hält.

Viele Geräte, die von der Industrie für die Gravur oder das Entgraten entwickelt wurden (z.B.
Chicago Pneumatic, Dessouter) haben gerade in diesem Punkt große Schwächen. Eine exakte
Präparation auf einen Punkt hin ist dann nicht möglich weil die „Einschläge“ der Nadelspitze zu
sehr gestreut sind.

 

Zum Gerät dazu erhält man sehr dünne, flexible Industrie-Druckluftleitungen
die bis zu 12 Bar aushalten können.

 

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Micro-Druckluftleitung mit herkömmlicher Schnellkupplung
Man glaubt es kaum, aber durch diese dünnen Leitungen geht genügend
Luft um die Geräte optimal mit Luft zu versorgen.

 

Mit diesen flexiblen Leitungen läßt sich viel leichter und sicherer arbeiten, als mit den
herkömmlichen Gewebeleitungen – allein schon durch den Wegfall des Gewichtes der
Zuleitung. Durch das lästige Hinterherziehen bzw. Aufhängen des steifen Druckluftschlauches
über der Arbeitsfläche hab ich früher schon manchen Meissel abgebrochen (bzw. auch Fossilien
beschädigt) weil ich mehr mit dem Schlauch beschäftigt war als mit dem Fossil.

Im Vorfeld sollte immer abgeklärt werden, welche Druckluftkupplungen man haben möchte.
Neben den herkömmlichen klobigen Messing-Schnellkupplungen gibt es mittlerweile auch viel
kleiner Schnellkupplungen bzw. Schnell-Steckkupplungen.
Wichtig ist, dass die Kupplungen auf das System passen, das man selber daheim
im Einsatz hat. Also aufpassen !

 

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Mini-Druckluftleitung mit Mini-Schnellsteckkupplung

 


 

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Die Aufnahme für den Meissekopf.


 

Preise / Lieferumfang:

 

Die Kosten belaufen sich auf aktuell 480 Euro incl. MwSt.

 

Dafür erhält man 2 Wechselköpfe mit Meisseln für die Mittel- u. Grobpräparation
sowie einen ca. 2,0 m langen  flexiblen Druckluftschlauch (auf Wunsch auch länger, Durchm außen:4mm, innen: 2,5mm, max.10 Bar) und einen kleinen Inbusschlüssel zum Wechseln des Stichelkopfes.

 

Jeder weitere Meissel (ob nun für das V1 oder V2) kosten jeweils 30 Euros.

 

Selbstverständlich sind alle Anschlüsse vorhanden, so dass das Geräte nur noch an die Druckluft angeschlossen werden muss.
Außerdem ist auch eine Silikonhalterung dabei, auf die man das Gerät während
einer Arbeitsunterbrechung sicher absetzen kann.

 

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Gerät auf Silikonhalterung

 

 

 

Zusätzlicher Hinweis:

 

Da das Gerät ölfrei arbeitet, ist ein Nebelöler mit Druckminderer nicht notwendig.
Einzig und alleine einen Druckminderer mit Filterwasserabscheider sollte man
haben.
Aber dieser sollte zur Grundausrüstung in jeder Druckluftwerkstatt gehören.

 

Siehe hierzu den Beitrag in Steinkern „Druckluftpräparation – Teil 1“

 

 

 

http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/praeparationswerkzeug/652-druckluftpraeparation-teil-1-grundausruestung.html

 

 

 

Konfigurationen:

 

Alle Geräte können vor vor der Auslieferung entsprechend dem Wunsch des Kunden konfiguriert
werden. Auch wird jedes neu zusammengebaute Gerät erst getestet bevor es an den Kunden
geht.

 

Das V1 gibt es in 2 unterschiedlichen Versionen: 

 

1. V2-fein: Diese Version hat einen (im Vergleich zur Grob-Version) geringeren Hub. Das
Leistungsspektrum beginnt auf dem Niveau des Krantz W224 und geht hoch bis zum Chicago
Pneumatic CP9361 (= Krantz W800 m. Umbaukopf).

2. V2-grob: Etwas größerer Hub als die Fein-Version. Vorallem diese Version ist besonders
geeignet ist, schnell größere Bereiche harten Materials abzutragen. Somit kann man auch an
größeren Objekten arbeiten (z.B. Arieten).
Das Leistungsspektrum beginnt auf dem End-Niveau des Krantz W224 und geht hoch bis
überhalb des Chicago Pneumatic CP9361 (= Krantz W800 m. Umbaukopf).

 


Erreicht werden die unterschiedliche Ausführungen durch den Einsatz verschiedener Federn und
O-Ringe im Gehäuseinnern. Je nach Kombination erhält man Geräte mit unterschiedlichen Schlag-Charakteristika.

 

Welches Geräte zu einem passt ... findet man am besten durch einen persönlichen Praxistest
heraus.

 

Wer bereits ein Gerät für die Fein- bis Feinstpräparation hat (z.B. das Veit V2 oder Krantz W224
mit Umbaukopf W226), für den ist das V1-grob eine gute Ergänzung.

 

Als Einsteiger-Gerät in die Druckluftpräparation halte ich das V1-grob für sehr  geeignet da es
bei reduzierter Luftzufuhr sehr gut sowohl für die Mittel-Präparation taugt und gleichzeitig bei
voller Luftzufuhr genug Schlagkraft entwickelt, um selbst härtesten Stein zu entfernen.

 

Aber keine Angst ... der Unterschied zwischen V1-fein und V1-grob ist nicht so riesig als dass
man mit der Wahl einer Ausführung groß etwas falsch machen könnte. Es handelt sich immerhin
um dasselbe Gerät ... das nur durch Austausch z.B. des O-Ringes oder der Feder getunt wird.

 

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Referenzen:

 

Das Geräte wird mittlerweile von den Personen bzw. Personengruppen eingesetzt, die bereits
mit dem Feinpräparationsgerät V2 arbeiten und damit sehr zufrieden waren.
Hierzu zählen Privatsammler ebenso wie verschiedene Universitäten u. Museen (siehe Beitrag
über das V2 Gerät).

 

 

 


Fazit:

 

Ein Profi-Gerät für die Mittel- und Grobpräparation das zudem den individuellen Anforderungen
jedes Kunden angepaßt werden kann.
Aus der Praxis heraus speziell für die Fossilpräparation entwickelt und für den Dauereinsatz
perfekt geeignet. Geringstes Gewicht seiner Klasse und leichte Handhabung bei unschlagbar
gute Meissel  die sehr lange halten – auch bei Einsatz auf härtestem pyritdurchzogenem Kalk.

 

 

Bezug:

Der Bezug ist nur direkt über R.V. möglich da es das Gerät nicht im Handel gibt.

 


eMail-Kontakt=>    Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 



Leistungsvergleich:

 

tomba_druckluftger__228_te_einstufungstabelle.jpg

 

Test:

Ausgetestet werden kann das Gerät natürlich auch – einfach bei R.V. oder mir nachfragen !

 

 

 

 

 

 

Infos und Preise über die in diesem Beitrag erwähnten Krantz-Geräte
findet man direkt auf www.krantz-online.de

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Weiteres nützliches Zubehör für die Druckluftpräparation:

 

 

 

 

1.   Druckluft-Kupplungs-Station

 

 

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Station mit verschiedenen Kupplungstypen:

 

Links: Doppel-Schnell-Steck-Kupplung für "Micro"-Leitungen

 

Mitte: Mini-Schnellkupplung

 

Rechts: Herkömmliche Schnellkupplung

Je nach Anforderung können unterschiedliche Kupplungssysteme

 

verbaut werden.

Die Station wird seitlich am Präparationstisch - oder an der Wand - verschraubt.

 

Dieses System ist vorallem für diejenigen sinnvoll, deren Kompressor

 

aus Schallgründen nicht im Präparationsraum steht. Dadurch kann man

 

mit sehr viel kürzeren Zuleitungen bei den Druckluftgeräten arbeiten.

 

Das Handling mit den Geräten wird dadurch immens verbessert.

 

 

 

 

 

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Druckluft-Kupplungsstation

 

Hier mit 1 Doppel-Schnell-Steck-Kupplung für den Micro-Schlauch.

 

In der Mitte eine Mini-Schnellkupplung, Rechts eine Mini-Schnellkupplung

 

mit Schnell-Steckkupplung für den Micro-Schlauch.

 

Der Luftblock selber wird über eine Zuleitung direkt

 

vom Wasserabscheider (mit Druckminderer) mit Luft versorgt.

 

 

 

 

 

2.    Druckluftstichel-"Garage"

Zum sicheren Ablegen der Druckluftgeräte.
Um die teuren Meissel u. Nadeln vor Bruch zu schützen und um die Geräte immer schnell zu Hand zu haben, wurde aus Kunststoff eine Station gebaut, in der man die Geräte einfach einsteckt (incl. montierten Meisseln bzw. Nadeln). Ein einfaches aber sehr praktisches Hilfsmittel das so die Gefahr mindert, dass Meissel / Nadeln
durch Unachtsamkeit kaputt gehen.

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Nachtrag vom 18.1.2016

Am 17.01.2016 ist Reinhart Veit im Alter von 66 Jahren völlig unerwartet verstorben.

 

Nachtrag vom 28.1.2016

Die Familie Veit wird das Vermächtnis von Reinhardt Veit nicht nur erhalten sondern auch weiter führen.
D.h. es wird auch künftig die Möglichkeit zur Reparatur von Geräten angeboten werden.
Ebenso der Vertrieb von Neugeräten.
Niemand der ein Gerät von Reinhardt Veit hat wird allein gelassen.
Allerdings bedarf es jetzt erst einmal einer gewissen Zeit um andere Dinge zu regeln.
Deshalb sollten sich die Sammler momentan etwas in Geduld üben.