Präparationswerkzeug

Druckluftpräparation - Teil 2 (Druckluftstichel Veit V2)

Präparation mit Druckluftsticheln:


Vorwort:

Seit über 3 Jahrzehnten sammelt u. präpariert Reinhart Veit (kurz R.V.) aus Velden an der Vils (ca. 80km nordöstlich von München) in perfekter Weise Fossilien.

Siehe hierzu den Beitrag über die Fossiliensammlung Reinhard Veit auf Steinkern.

 

http://www.steinkern.de/museen-und-privatsammlungen/private-sammlungen/382-ein-traum-die-trias-jura-ammonitensammlung-von-r-veit.html


Ein gutes Präparationsergebnis hängt nicht alleine von der ruhigen Hand und der Geduld des Präparators ab.

Genausowichtig ist der Einsatz des richtigen Werkzeugs !

Aus diesem Grund hat R.V. sich schon von Anfang an sein Werkzeug selber gebaut – auch aus der Not heraus, dass es wenig „Gescheites“ auf dem Markt gab.

Die ersten Druckluftstichel, die vor 25 Jahren von den Firmen Dessouter (gehört heute zu Chicago Pneumatic) oder Biax angeboten wurden, waren für die Sammler, die sich solche Geräte leisten konnten, natürlich ein tolles Hilfsmittel. Jedoch waren diese Geräte weniger für die Gesteinsbearbeitung als vielmehr für das Gravieren oder Entgraten in der Industrie entwickelt worden. Infolgedessen traten beim Dauereinsatz irgendwann Probleme auf. Teils nutzten sich Führungen aufgrund der verwendeten weichen Materialien (z.B. Messing) viel zu schnell ab ... die Reparaturen waren teuer. Zum anderen waren die mitgelieferten Werkzeuge beileibe nicht für die Gesteinsbearbeitung gedacht weshalb der Verschleiß extrem hoch war.

Bewegliche Teile brachen unter der Dauerbelastung und führten so zu einem Totalausfall der Geräte ... und die Reparaturen durch den Hersteller lohnten bei gebrauchten Geräten kaum (z.B. Biax GMD3).
Deshalb begann R.V. solche Standard-Geräte zu reparieren ... wobei mit der Reparatur auch gleich Verbesserungen einher gingen. Teile, die sich als nicht standhaft herausstellten, wurden in höhererer Qualität nachgebaut. Soweit möglich wurden auch Verbesserungen (z.B. an den Meißelführungen) durchgeführt.

Standardmeißel wurden nachgebaut – jedoch in einer weitaus höheren Qualität mit verbesserter Standzeit und in verschiedensten Ausführungen.

Ob nun das Krantz-Gerät W224 oder das Chicago Pneumatic CP9361, aus jedem Gerät ließ sich mit etwas Aufwand ein tolles Präparationgerät „basteln“.

Obwohl die Kosten relativ hoch waren ... R.V. hatte immer einige Geräte zur Reparatur oder zum Umbau in seiner Werkstatt liegen. Geeignete Alternativen gab es für die Kunden kaum.
Aber richtig befriedigend kann es auf Dauer für niemanden sein, immer nur Geräte zu reparieren oder zu verbessern, die andere bereits „unvollkommen“ entwickelt haben.
Außerdem verteuerten sich die Standardgeräte durch den Umbau nicht unerheblich.
Immerhin mußte jedes Ersatzteil per CNC hergestellt werden ... und welcher Maschinenbauer produziert schon gern Teile in solch kleinen Stückzahlen !?

Vor diesem Hintergrund war es logisch, dass R.V. irgendwann begann, ein Gerät nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu konzipieren und zu bauen.
So hatte er mehr Einfluss auf den Herstellungspreis und vorallem auf die Technik und die Qualität.

Als Entwickler in der Industrie hatte er genügend Möglichkeiten so ein Projekt anzufangen. Neben dem Wissen um die Technik sind vorallem die verwendeten Werkstoffe entscheidend für die Qualität des Gerätes.

Vor 2 Jahren entstanden so die ersten Prototypen des V2 Gerätes, die - über verschiedene Stände während der Testphase - zum heute vorgestellen V2 Gerät führten.

Erfahrungsbericht: Druckluftpräparationsgerät Veit „V 2“


Technische Daten (soweit mir bekannt):

Arbeitsdruck: bis 7 Bar
Schläge / min: (kann nicht ermittelt werden)
Luftbedarf: gering (ca. 30 ltr / min)
Gewicht: 145 g
Maße max.: 165 x 26 mm (L x B)


Das Gerät:

Ein Profi-Gerät, das für die Fein- bis Feinstpräparation ausgelegt ist und auch nur in diesem Bereich eingesetzt werden sollte.
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Das Veit V2 Gerät. Auf dem Bild fehlen nur noch die beiden Nadelhalter und der Inbusschlüssel.


Der Betrieb erfolgt mit trockener, ölfreier Druckluft von bis zu max. 7 Bar wobei 5 Bar durchaus für manche Stücke ausreichend sind, da es bei der Feinpräparation nicht auf die Schlagkraft ankommt. Eine spürbar geringere Leistung hat man dadurch aber nicht. Ein Dauerbetrieb mit 7 Bar schadet jedoch dem Gerät nicht.

Da das Gehäuse teilweise aus Alu bzw. einem Spezial-Kunststoff gebaut ist, ist es extrem leicht und liegt warm in der Hand. Jeder, der beim Dauereinsatz schon mal kalte steife Finger bekommen hat, wird dies zu schätzen wissen.

Die mitgelieferten Meißel (Nadeln) haben einen Durchmesser von knapp unter einem Millimeter. Bei so feinen Meißeln macht eine flache Schneide dann auch keinen
Sinn mehr. Aus diesem Grunde wird das Gerät derzeit nur mit Spitzmeisseln ausgeliefert.

Über das Kugelventil am Ende des Handstücks läßt sich die Luftzufuhr exakt einstellen. So erhält man einen sehr feinen dosierten und exakten Hub, der bei der Feinstpräparation absolut notwendig ist. Dreht man die Luft etwas mehr auf ... erhöhen sich natürlich die Schlagkraft und der Hub entsprechend. Aufgrund der sehr feinen Meißel sollte man dennoch nicht mit diesen dann versuchen „Grobpräparationen“ durchzuführen.

Mit etwas dickeren Meißeln hätte das Gerät durchaus Potential, auch den Bereich anzuschneiden, der eigentlich den Geräten der Mittelklasse vorbehalten ist.
Die Schlagzahl ist extrem hoch und dürfte sicherlich an das Niveau
z.B. des Krantz W224 heranreichen, das mit ca 36000 Schlägen pro Minute angegeben wird.

Beim Arbeiten werden praktisch nur kleinste Vibrationen auf die Hand übertragen ... dadurch kann man ermüdungsfrei und länger am Stück arbeiten. Dies ist für diejenigen wichtig, die täglich mehrere Stunden mit Druckluftgeräten arbeiten wollen / müssen.

Beim Start des Gerätes kann es notwendig sein, dieses kurz an den Tisch zu klopfen, um über den Toten-Punkt beim Start hinwegzukommen.
Sobald jedoch der „Schlag“ eingesetzt hat, bleibt dieser konstant erhalten – auch dann, wenn die Luftzufuhr bis ans Limit heruntergeregelt wird. Erst kurz vor dem vollständigen Verschließen der Luftzufuhr bleibt das Gerät dann stehen.

Die Lärmentwicklung ist relativ gering, so dass man ohne Gehörschutz arbeiten kann, Somit kann es auch problemlos im Keller eines Mehrfamilienhauses eingesetzt werden.

Der Meißelhalter (Nadelhalter) kann schnell gewechselt werden indem man eine Inbusschraube aufdreht die seitlich im Kopf sitzt. Das Gerät selber muss also nicht mehr auseinandergebaut werden. Der schnelle Wechsel zwischen unterschiedlichen Nadellängen ist somit unproblematisch.

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Die mitgelieferten Nadelhalter. Diese werden auf das Gerät aufgesteckt.
Hier 2 Nadelhalter mit unterschiedlich langen Nadeln.
Eine seitlich im Kopf sitzende Inbusschraube hält dann den Kopf auf dem Gerät.
Das dicke Teil unten im Bild ist der Inbusschlüssel. Schön groß ... damit man immer sicher und schnell den Kopf wechseln kann.

Die Meißel (Nadeln) sind extrem hart u. zäh und zeichnen sich durch eine lange Standzeit aus. Diese können auf Wunsch in versch. Längen geliefert werden.

Die Meißel (Nadeln) haben einen Durchmesser von ca. 0,8mm. Die Standard-Lieferlänge beträgt ca. 1,8cm. Jedoch kann man auf Wunsch auch längere oder kürzere Nadeln erhalten. Allerdings neigen längere Nadeln eher zum Abbrechen als kürzere – das sollte man bedenken. Für manche Zwecke (Präparation tiefer Nabel bei Ammoniten) macht jedoch eine einzelne längere Nadel immer Sinn.
Es schadet also nicht, wenn man so eine auf „Reserve“ hat.

Bei der Präparation mit so feinen Nadeln ist es wichtig, dass der Meißelkopf exakt geführt ist und die Nadel im Sichtfeld nicht schlingert. Dies weiß man jedoch erst zu schätzen, wenn man unter der Vergrößerung arbeitet. Nur wenn man bei 10 facher Vergrößerung das Gefühl hat, dass die Nadelspitze sich nicht hin und her bewegt (also seitlich ausschlägt) sondern regelrecht auf einer Stelle steht, kann man exakt bis auf einen Bruchteil eines Milimeters an ein Fossil heranpräparieren ohne dies letztendlich zu berühren. Je stärker die Vergrößerung ... desto wichtiger wird dieser Punkt. Viele Geräte, die von der Industrie für die Gravur oder das Entgraten entwickelt wurden (z.B. Chicago Pneumatic, Dessouter) haben gerade in diesem Punkt große Schwächen. Eine exakte Präparation auf einen Punkt hin ist dann nicht möglich weil die „Einschläge“ der Nadelspitze zu sehr gestreut sind.

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Ein aufmontierter Nadelhalter. Man sieht deutlich die kleine Inbusschraube
am rechten Kopfrand. Festgezogen steht diese natürlich nicht mehr über den Kopf vor. Hier eine ca. 1,8cm lange Nadel - die Länge, die ich am häufigsten im Einsatz habe.

Zum Gerät dazu erhält man sehr dünne, flexible Industrie-Druckluftleitungen, die bis zu 12 Bar aushalten können.
Mit diesen flexiblen Leitungen (Nylon ?) läßt sich viel leichter und sicherer arbeiten, als mit den herkömmlichen Gewebeleitungen – allein schon durch den Wegfall des Gewichtes der Zuleitung. Durch das lästige Hinterherziehen bzw. Aufhängen des steifen Druckluftschlauches über der Arbeitsfläche habe ich früher schon manchen Meißel abgebrochen (bzw. auch Fossilien beschädigt), weil ich mehr mit dem Schlauch beschäftigt war als mit dem Fossil.

Im Vorfeld sollte immer abgeklärt werden, welche Druckluftkupplungen man haben möchte. Neben den herkömmlichen klobigen Messing-Schnellkupplungen gibt es mittlerweile auch viel kleinere Schnellkupplungen bzw. Schnell-Steckkupplungen.
Wichtig ist, dass die Kupplungen auf das System passen, das man selber daheim
im Einsatz hat. Also aufpassen !

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Eine Schnell-Steckkupplung für den "Micro-Schlauch". Einfach den dünnen Micro-Schlauch in die "blaue" Aufnahme stecken ... und schon ist alles fest verbunden.
Eine sehr schöne Sache auf die man nicht mehr verzichten will ... wenn man sie einmal gehabt hat.


Die Kosten:

Die Kosten belaufen sich auf aktuell 380 Euro incl. gesetzl. MwSt..

Bedenkt man, dass man dafür ein Profi Gerät erhält das ohne weitere Umbauten sofort einsatzfähig ist, ist das ein akzeptabler Preis.
Dafür erhält man 2 Wechselköpfe mit Nadeln für die Feinstpräparation,
einen ca. 2,0 m langen flexiblen Druckluftschlauch (auf Wunsch auch länger, Durchm außen:4mm, innen: 2,5mm, Orginal Festo, max.10 Bar) sowie einen kleinen Inbusschlüssel zum Wechseln des Stichelkopfes.
Selbstverständlich sind alle Anschlüsse vorhanden, so dass das Gerät im Grunde genommen nur noch angeschlossen werden muss.

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Nochmals das komplette Gerät


Wichtig:

Da das Gerät ölfrei arbeitet, ist kein Nebelöler mit Druckminderer notwendig.
Einzig und alleine einen Druckminderer mit Filterwasserabscheider sollte man haben.
Aber dieser sollte zur Grundausrüstung in jeder Druckluftwerkstatt gehören.

Siehe hierzu den Beitrag in Steinkern „Druckluftpräparation – Teil 1“
http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/praeparationswerkzeug/652-druckluftpraeparation-teil-1-grundausruestung.html


Bezug:
Der Bezug ist derzeit nur direkt über R.V. möglich da es das Gerät nicht im Handel gibt !

Kontakt=> Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Referenzen:

Das Gerät ist nun – incl. Testphase – ca. 1,5 Jahre auf dem Markt.
Bisher wurde es jedoch nur durch Mund-zu-Mund Propaganda vertrieben.
Das soll auch so bleiben.

R.V. Konfiguriert jedes Gerät vor der Auslieferung entsprechend dem Wunsch des Kunden. Danach wird es mehrere Stunden getestet. Erst danach wird es ausgeliefert.

Eingesetzt werden R.V. Druckluftgeräte derzeit z.B. durch: Uni München, Uni Berlin, Uni Wien, Uni Salzburg, Löwentormuseum Stuttgart, Uni Vancouver, Uni Moskau, Uni Tokyo, sowie von mittlerweile unzähligen Privat-Sammlern im engeren u. weiteren Freundeskreis.


Fazit:
Ein Profi-Gerät für die Fein- u. Feinstpräparation. Aus der Praxis heraus speziell für die Fossilpräparation entwickelt und für den Dauereinsatz - gerade unter Binokularen – perfekt geeignet. Leichte Handhabung und unschlagbar gute Meißel (Nadeln) die sehr lange halten.

Da es für die Feinpräparation ausgelegt ist, sollte es nicht als Einstiegsgerät (Erstgerät) verwendet werden – außer man hat nur mit Feinpräparation zu tun (wie z.B. die Plattenkalk-Spezialisten).


Als Einstiegsgerät gibt es etwas stärkere Geräte, wie z.B. das von R.Veit extra entwickelte V1:

Bericht siehe:
http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/praeparationswerkzeug/654-druckluftpraeparation-teil-3-druckluftstichel-veit-v1.html


Ergänzender Hinweis:

Vom Einsatzgebiet vergleichbar ist das V2 Gerät mit dem allseits bekannten Krantz-Gerät W224 incl. dem Umbaukopf für die Feinpräparation W226.


Test:

Ausgetestet werden kann das Gerät natürlich auch – einfach bei R.V. nachfragen !


Infos und Preise über die in diesem Beitrag erwähnten Krantz-Geräte
findet man direkt auf www.krantz-online.de



Leistungsvergleich:

tomba_druckluftger__228_te_einstufungstabelle.jpg

  

Nachtrag vom 18.1.2016

Am 17.01.2016 ist Reinhart Veit im Alter von 66 Jahren völlig unerwartet verstorben.
 
 
Nachtrag vom 28.1.2016
 
Die Familie Veit wird das Vermächtnis von Reinhardt Veit nicht nur erhalten sondern auch weiter führen.
D.h. es wird auch künftig die Möglichkeit zur Reparatur von Geräten angeboten werden.
Ebenso der Vertrieb von Neugeräten.
Niemand der ein Gerät von Reinhardt Veit hat wird allein gelassen.
Allerdings bedarf es jetzt erst einmal einer gewissen Zeit um andere Dinge zu regeln.
Deshalb sollten sich die Sammler momentan etwas in Geduld üben.