Private Sammlungen

Steinkern.de Archivschatz des 4. Quartals 2023: Der Hammer ... Die Jura-Fossiliensammlung Ede Bernt

Steinkern.de Archivschatz des 4. Quartals 2023

Redaktionelle Meldung:

Zum Jahresabschluss möchten wir Euch als Steinkern.de Archivschatz des 4. Quartals 2023 den am 18. Juli 2005 erschienenen Artikel "Der Hammer ... Die Jura-Fossiliensammlung Ede Bernt" in Erinnerung rufen. Ede Bernt verstarb am 19. April 2016 viel zu früh im Alter von nur 64 Jahren. Wer ihn kannte, denkt gern an ihn und seine beeindruckende Fossiliensammlung zurück. Auch wer nur die Online-Berichte sah, die über ihn auf Steinkern.de erschienen (nach dem hier ausgewählten, erschien 2006 ein zweiter Artikel unter dem Titel Der Traum vom eigenen Fossilienmuseum - Das private Museum E. Bernt, bei dem brannten sich diese ins Gedächtnis ein. Es gibt sogar eine Internetseite, die dem Gedenken an Ede Bernt gewidmet ist und die neben den Fossilien auch andere Facetten des Urgesteins und Sammlers zeigt: https://edmundbernt.de/

 


 

Besuch beim Fossiliensammler Ede Bernt

verfasst von Thomas B. (amaltheus), 18. Juli 2005


Am vergangenen Wochenende war unsere Geo-Gruppe in Sengenthal zum Schuften bei 32°C angemeldet.

Ich jedoch nahm den beschwerlichen Weg  - einmal Quer durch den Großraum Stuttgart - auf mich (mit der ganzen Familie), um mal wieder meinen Sammelkollegen und besten Freund Ede Bernt (E.B.) bei Weissach - vor den Toren Leonbergs - zu besuchen.

Glücklicherweise verlegten die Kinder Ihren Mittagsschlaf auf die Hinfahrt sodass wir relativ ungestreßt (noch pünklich zur Tee-Time) ankamen.

ede_03.jpg
Ede mit einer seiner Riesen-Schlotheimien ... auf einem Kunstwerk
aus Holz ... von Ihm selber geschnitzt. Der Ammonit ist orginal ...
da ist nichts geschnitzt !!

Obwohl Ede auf Muschelkalk wohnt ... so ist er jedoch durch und durch typischer Jura-Sammler.

Weniger typisch ist jedoch die Sammlung und das Ambiente, in dem die Sammlung präsentiert wird. Aber dazu später mehr.

Ich habe schon einige Sammlungen in meinen Sammlerleben gesehen, aber die Sammlung E.B. sprengt doch die Vorstellungen von fast jedem, der zum ersten mal auf Besuch ist und die Gastfreundschaft des Hauses B. geniesen darf.

Die Sammlung beschränkt sich hauptsächlich auf die Ammoniten des schwäbischen Juras. Abgerundet wird die Sammlung durch viele Funde aus Frankreich und England. Die meisten Fossilien sind Eigenfunde und wurden auch alle selber präpariert und wurden innerhalb der letzten 30-35 Jahre (ca.) zusammengetragen.

ede_01.jpg
Ede inmitten seiner geliebten Viecherl !

Derzeit etwas beengt sind die Ausstellungsverhältnisse. Aber das liegt weniger daran, dass die Fläche zu klein wäre, vielmehr sind zwischenzeitlich so viele
Fossilien zusammenkommen dass diese einfach nicht mehr in den ausgebauten Keller des Hauses aus dem 15 Jhrd. passen. Viele ältere Fundstücke sind zudem schon seit Jahren in Kisten ausgelagert.

Glücklicherweise wird sich an der Ausstellungssituation in nächster Zeit etwas ändern. Ein in der Nachbarschaft erworbenes - ebenso altes - Haus wird in den nächsten Monaten (in Eigenarbeit) restauriert und umgebaut und wird dann
die Möglichkeit bieten, erstmals die komplette Fossiliensammlung auszustellen.

Aber was unterscheidet E. von anderen Sammlern die vielleicht ebensoviel Fossilien zusammengetragen haben ?

Es gibt praktisch kein Rohmaterial-Lager ! Alle Sammler, die auf diesem Niveau Sammeln und Präparieren, schieben in der Regel einen riesigen Berg von unpräparierten Fossilien vor sich her. Nicht so E. Fast alle Funde - und das sind je nach Fundsituation manchmal sehr viele - werden innerhalb kürzester Zeit präpariert vertauscht, verschenkt oder zu Schotter gemacht. Nur so gelingt es, das sog. Rohmateriallager, das bei manchen Sammlern gewaltige Dimensionen angenommen hat, gering zu halten.

Deneben besitzt E. einer der größten privaten Dachziegelsammlungen (Feierabendziegel) in Deutschland und hat in dieser Richtung auch schon veröffentlicht.
Auch diese Sammlung ist vom Umfang her so groß, dass sie nicht mehr im eigenen Haus ausgestellt werden kann. Meist befindet sich diese auf Sonderausstellungen in der näheren oder weiteren Umgebung.

In naher Zukunft wird diese Sammlung als Grundstock für eine neues Ziegelmuseum
(irgendwo im Schwarzwald) dienen. Die schönsten Objekte jedoch werden zusammen mit den Fossilien im (zukünftigen) eigenene Fossilien-Museum ausgestellt werden.

Und um noch eins draufzusetzen ... ist er nebenbei noch Holzbildhauer.
Unzählige Skulpturen aus Holz schmücken den eigenen Garten oder stehen als
Leihgabe in / vor öffentlichen oder privaten Einrichtungen der Umgebung.

Vielleicht wird jetzt der eine oder andere verstehen warum ich Eingangs von "der Hammer" gesprochen haben.

Viele Sammler werde durch Ihrer Jagd nach Fossilien derart eingeschränkt,
dass kein Platz mehr für andere Hobbys bleiben. Der Blick gilt noch noch den Fossilien. Ich bin da keine Ausnahme.

Wie dann jemand mehrere Hobby prallel "betreiben" kann - und jedes auf höchstem Niveau - das ist doch etwas sehr besonderes.

Dass mein Freund E. sich natürlich auch auf Flohmärkten herumtreibt um mit den Fundstücken seine Häuser stielecht einzurichten ... sei nur am Rande erwähnt.

Um den Erhalt von alten Häusern kämpfen, diese zu retten und zu restaurieren,
als Holzbildhauer arbeiten, Feierabendziegel sammeln, alte Möbel finden und restaurieren, Fossilien sammeln und präparieren ... und dann noch Zeit für die Familie und die Freunde zu finden ... E.B. ist einfach ein Unikum ... und das wird
jeder bestätigen, der schon mal auf Besuch bei Ihm war.

Aber zurück zu den Fossilien.
So oft ich auch in seiner Sammlung einer der unzähligen Schubladen herausziehe, jedesmal entdecke ich etwas Neues, bei jeder Schublade bin ich von neuem fasziniert.
Jedes Fossil hat seinen eigenen Platz und ist mit Kitt so fixiert, dass es beim Herausziehen nicht verrutschen kann. Auf jedem Fossil der Sammlung klebt ein Etikett (oder liegt dabei) auf dem genau vermerkt ist, um welches Fossil es sich handelt und wo es wann gefunden wurde.
Manche Stücke, die andere Sammler nur als Einzelstücke besitzen, finden sich in
zig Exemplaren in allen Größen und Qualitäten von unterschiedlichen Fundorten bzw. füllen ganze Schubfächer.

dogger_01.jpg
Ludwigien, aus dem Dogger Beta z.B. von Geisingen
Jede Schublade hat eine Breite von ca. 1m

Alleine die Sammlung mit Ammoniten aus dem Schwäbischen Hettangium und Sinemurium füllen ganze Regal. Sog. Arieten, von 1cm bis über 80cm, Riesenschlotheimien mit 80cm und mehr, Psiloceraten in allen Ausprägungen - in diesen Schichtabschnitten gibt es sicherlich keinen im Schw.Jura vorkommenden Ammonit, den man nicht in der Sammlung wird finden können.
Manche Stücke könnten sogar neue Arten sein - jedenfalls konnte das Löwentormuseum Stuttgart (mit dem er eng zusammenarbeitet) diese noch nicht bestimmen.

angulaticeras.jpg
Angulaticeras chamassei, Lias Alpha 2, Stuttgart-Vaihingen, ca. 35cm

Die Aufzählung könnte man beliebig fortsetzen und man kann Sie auch auf den fränkischen Jura ausdehnen. Lytoceraten aus Schlaifhausen bis 25cm, Funde aus Altdorf, Sengental, Mistelgau, Unterstürmig, oder Ehenfeld. Auch von diesen Fundorten findet man Aufsammlungen, die qualitativ und quantitativ beachtenswert sind.

In den vielen vielen Schubfächern, von denen ich bisher nur wenige in Ruhe betrachtet habe, schlummern noch Fossilien, von denen manche nur träumen können.

Die Sammlung ist halt einfach hammerhart !!

Eine Warnung möchte ich zuletzt aussprechen.
Mancher wird nach der Betrachtung der Sammlung heimfahren und sich überlegen, warum manche Sammler in 30 Jahren einige schöne Dinge zusammentragen, andere dagegen Stücke, mit denen man ein ganzes Museum füllen kann.
Der eine oder andere wird dann an sich zweifeln und sich überlegen, ob er vielleicht etwas falsch gemacht hat.

Aber all denen sei gesagt: Auch meine Sammlung umfaßt nur einen Bruchteil der Sammlung von E.B ... und das obwohl wir beide ähnlich lange sammeln.

Manchmal träume ich auch von so einer schönen und großen Sammlung.
Aber ich bin über meine kleine Sammlung sicherlich genau so zufrieden ... wie
mein Freund E. über seine. Und das alleine ist doch wichtig.

- Thomas B. -

Seine persönliche Homepage:

http://edmundbernt.de



Und nun weitere Sammlungsbilder:

ichtyo.jpg
Fisch-Saurierplatte aus Holzmaden, davor ein aufgesägter Dogger Ammonit
aus Russland, daneben noch einige Weißjura-Ammoniten und 2 Exoten:
Schnecken aus dem Pariser Becken.

lias_01.jpg
Am Boden Arieten mit einem Durchmesser bis zu 80cm. Darüber im
Regal bereit Braunjura Funde. Vorne, links neben dem großen Nautilus,
steht ein ca. 35cm großer perfekt erhaltener Xipheroceras rasinodum
aus dem untersten Sinemurium von Schwäb.Gmünd-Bettringen.


lias_02.jpgAmmoniten aus dem schwäbischen Lias Alpha.
Der Regalabstand beträgt ca. 35cm in der Höhe.


lias_03.jpg
Verschiedene Formen von sog. Arieten (linke Wand). An der rechten Wand stehen dann schon Dogger-Ammoniten.

lias_04.jpgSog. Arieten - fast alle von der Schwäb. Alb. die 3 großen Ammoniten in der oberen Reihe sind perfekte erhaltene typische Coroniceraten von Stuttgart Vaihingen. Der Einfachheit halber spreche ich nur von "sog. Arieten".
In Wirklichkeit verbergen sich dahinter unzählige Gattungen und Arten von
Ammoniten aus dem Lias Alpha.

lias_05.jpg
"Hildaites" aus dem Lias Epsilon von Franken, ca. 25cm


lias_06.jpg
Weitere  "Hildaiten" aus dem Lias Epsilon - wahrscheinlich der Gegend um Altdorf. Das größere Exemplar dürfte so 30cm haben.

lias_07.jpg
Ein nahezu perfekter Coroniceras aus dem Lias Alpha von Rosenfeld, ca. 30cm.

lias_08.jpg
Ein Asteroceras aus dem Sinemurium der Dorset-Küste (England) mit ca. 25cm.

lias_09.jpg
Dactylioceras Platte von Kalchreuth, der größte Ammonit hat ca.11cm.

lias_10.jpg
Eine der Schublade ... nur mit Psilonoten (Psiloceras)... aus dem untersten Lias Alpha der Schwäb. Alb ... von längst erloschenen Fundstellen wie z.B. Nellingen, Bebenhausen.

lias_11.jpg
Eine Schublade ... nur mit Angulaticeraten ... aus dem Lias Alpha 2 (Angulaten-Schichten) der Schwäb. Alb.
Die Schubladen haben eine Breite von ca. 1m.

lias_12.jpg
Ein Regal mit hauptsächlich Lias Ammoniten z.B. großen Amaltheen und Pseudamaltheen der Schwäb. Alb oder auch von Lixhausen / Elsass.
Darunter die vorhin abgebildeten Hildaiten aus Franken.

lias_13.jpg
Riesiger Arietites aus dem Lias Alpha von Balingen, ca. 80cm.
Da ist alles Orginal was man sieht ... nichts geschnitzt !!


schlotheimia_01.jpg
Und diese Riesen-Schlotheimia aus dem Lias Alpha von Stuttg.-Vaihingen ... hätte ich am liebsten gleich eingepackt. Durchm. ca. 80cm. Ist auf dem allerersten
Bild des Berichts zusammen mit dem glücklichen Besitzer zu sehen !

sonniien.jpg
Weiter gehts mit der Dogger-Abteilung. Hier lauter Sonninien aus dem Bajoc
der Schwäb. Alb. Die beiden großen aufrecht stehenden Ammoniten im Hintergrund sind natürlich bereits Stephanoceraten.

macroceph.jpg
Ein Regal ... nur mit großen Macrocephalen aus dem obersten Dogger ...
z.B. der Schwäb. Alb, Franken, oder Herznach (Schweiz).

arbplatz.jpg
Fossile Schätze ... wohin man auch blickt !
Dies ist ein Dogger-Regal.

ede_02.jpg

Der glückliche Besitzer all dieser Schätze ... am Platz wo alle Ammoniten
Ihre Bestimmung finden.
Rechtes Regal ... Weißjura ....
Vordergrund ... die Sonninen aus dem Dogger nochmal von der Seite.



Und als Nachtrag ... nachdem der Beitrag bereits erschienen ist ...
(Bilder habe ich beim erstellen des Beitrags vergessen) ... noch einige
Blicke in Schubladen mit Dogger-Ammoniten.


dogger_02.jpg
Eine Schublade ... nur mit Cadoceraten aus dem oberen Braunen Jura.

dogger_03.jpgEin ganzes Schubfach ... nur für Erymnoceraten und Phlycticeraten aus dem oberen Braunen Jura. Meist sieht man in den Sammlungen nur einzelne, kleinere Stücke.


dogger_04.jpg
Und zum Abschluß ... eine Schublade ... nur für große Keppleriten und Bullatimorphiten ... aus dem oberen Braunen Jura.

Hinweis:

http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=265

wurde zwischenzeitlich eine "Diskussion" zu diesem Beitrag begonnen.