Private Sammlungen

Reiffenhausen: Muschelkalksammlung von P. Osburg

Vor etwa einem Jahr hat P. Osburg hier im Forum bereits einige Bilder seiner Muschelkalk-Fossilien von der Baustelle des Heidkopftunnels bei Reiffenhausen (Niedersachsen) vorgestellt. Seine Funde sind damals auf reges Interesse gestoßen, und so habe ich das winterliche Osterwetter genutzt, ihn zu besuchen und seine Sammlung nun etwas ausführlicher zu dokumentieren.

P. Osburg sammelt seit etwa 18 Jahren Fossilien, und so richtig mit dem Sammelfieber infiziert wurde er 1991 bei einem Außendiensteinsatz in Göttingen, wo er in der Wohnung von Firmenkunden eine mit Ceratiten ausgekleidete Fliesenwand entdeckte. Solche Ceratiten wollte er auch gern einmal finden, und nach den ersten Exkursionen in das Eichsfeld und das Göttinger Umland erweiterte sich sein Sammelradius bald auf den oberen Muschelkalk des Weserberglandes. Schließlich rückten die Jahre 2001/2002 heran, die im Zuge des „Verkehrsprojektes Deutsche Einheit“ den Beginn umfangreicher Baumaßnahmen auch im Göttinger Umland mit sich brachten. Zunächst wurde bei Mariengarten ein Zubringer zur neuen Autobahn A38 Göttingen-Halle geschaffen, wo P. Osburg insbesondere etliche schöne Ceratites nodosus bergen konnte. In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgten dann umfangreiche Erdarbeiten im Umfeld des Heidkopftunnels bei Reiffenhausen, der die A38 von Niedersachsen nach Thüringen führt. Wie sich herausstellen sollte, war diese Baustelle mit Blick auf ihre Fossil-Trächtigkeit eine der vielbesagten Jahrhundert-Baustellen, und P. Osburg hatte das Glück, diese Baumaßnahme von Anfang an begleiten zu können.

Der Heidkopf-Tunnel hat eine Gesamtlänge von 1724 Metern – und dennoch war die Spielwiese des Fossiliensammlers pauschal betrachtet denkbar knapp bemessen: Aufgrund einer stark gestörten Lagerung stand der obere Muschelkalk hier lediglich auf einer horizontalen Gesamtlänge von etwa 20 Metern kurz vor dem niedersächsischen Tunnelausgang an - der Rest war Buntsandstein. Deshalb mutet es geradezu erstaunlich an, was P. Osburg hier mit unermüdlicher Sammelleidenschaft zusammentragen konnte; ihn selbst hat es neben dem gefühlten Finderglück jedoch auch an körperliche und schließlich räumliche Kapazitätsgrenzen geführt. Aus heutiger Sicht kann man seine Sammlung in guter Näherung als eine Heidkopftunnel-Sammlung betrachten.

Betritt man sein kleines Sammlungszimmer, so steht man unmittelbar vor bis unter die Decke reichenden Regalen, die sich links und rechts an der Wand erstrecken und nach Hunderten zählende Ceratiten zum Teil in Fünferreihen bergen. Es macht einfach Spaß, diesen schieren Überfluss an Ceratiten nach den lokalen Highlights zu durchstöbern, jedes Stück in der Hand zu wiegen und seine Fundgeschichte zu erahnen. Dabei betrübt es P. Osburg, seine Funde nicht in einer großzügigeren Art und Weise präsentieren zu können.

Was den Heidkopftunnel-Aufschluß zu etwas Besonderem macht, ist der glückliche Umstand, dass hier die begehrten aber leider viel zu selten aufgeschlossenen Schichten der Discoceratiten abgebaut wurden. Dabei konnten insbesondere die Chronospezies des C. dorsoplanus/alticella gefunden werden, während die Zone des C. semipartitus/meissnerianus nur äußerst geringmächtig ausgebildet war. Funde aus dieser Schicht gehörten auch aufgrund der im Akkord durchgeführten Baumaßnahmen zu den Seltenheiten, und dennoch konnte P. Osburg auch ein schönes Exemplar dieser Spezies bergen. Sofern man über den Umstand hinweg sieht, dass der Muschelkalk-Aufschluss sich wenige Meter auf niedersächsischem Boden befand, gelang damit wahrscheinlich auch der Erstnachweis von C. semipartitus in Thüringen. Trotz der stark gestörten Lagerung waren die Ceratiten selbst nur selten tektonisch gebrochen, und so konnte die Aufsammlung im wesentlichen aus dem Aushub erfolgen.

Im folgenden sollen nun nochmals einige Bilder der Baustelle gezeigt werden, die bereits im Forum vorgestellt wurden. Anschließend folgen Detailansichten der Sammlung.

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Abb. 1: Blick auf die doppelte Tunnelröhre des Heidkopftunnels bei Reiffenhausen. Man erkennt insbesondere den anstehenden Buntsandstein, der Hang im Vordergrund brachte jedoch auch den oberen Muschelkalk zutage.

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Abb. 2: „Frühstückspause“: P. Osburg im Kreise der Bauarbeiter, die er im Laufe der Zeit ebenfalls für die Ceratitensuche begeistern konnte.

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Abb. 3: Heute sind am Heidkopftunnel keine Funde mehr möglich.

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Abb. 4: Ein erster Blick auf die Sammlung.


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Abb. 5: „Absturzgefahr“; die Ceratiten stehen zum Teil in Fünferreihen dichtgedrängt hintereinander.


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Abb. 6: Ceratites meissnerianus. Mit diesem 23,5 cm durchmessenden Exemplar gelang wahrscheinlich der Erstnachweis des C. semipartitus in Thüringen.

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Abb. 7: Ceratites dorsoplanus, 23 cm Durchmesser.

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Abb. 8: C. dorsoplanus, 26,5 cm.


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Abb. 9: C. dorsoplanus, 27 cm.

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Abb. 10: C. dorsoplanus, 28 cm.

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Abb. 11: C. dorsoplanus, 26 cm.

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Abb. 12: C. dorsoplanus, 29 cm.

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Abb. 13: C. dorsoplanus, 17,5 cm.

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Abb. 14: C. dorsoplanus, 22,5 cm.

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Abb. 15: C. dorsoplanus, 24,5 cm.

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Abb. 16: C. dorsoplanus, 22 cm.

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Abb. 17: C. dorsoplanus, komplett mit Placunopsis bewachsen, 12 cm.

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Abb. 18: C. dorsoplanus, 18 cm.

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Abb. 19: C. dorsoplanus, 14,5 cm.

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Abb. 20: C. dorsoplanus auf Matrix, ein seltenerer Fund, 17 cm.

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Abb. 21: Eine kleine Auswahl der Ceratiten im Karfreitags-Sprühregen.

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Abb. 22: P. Osburg mit seinen Schätzen.


Alle Fossilien: Fund, Präparation und Sammlung P. Osburg, alle Bilder P. Osburg oder Stefan Wagner.