Private Sammlungen
Meine Regionalsammlung: Fossilien aus den Kantonen Aargau und Baselland (Schweiz)
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- Kategorie: Privatsammlungen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 05. März 2015 13:43
- Geschrieben von Christian Wäckerli
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Meine Regionalsammlung
Mein Name ist Christian Wäckerli, ich bin 36 Jahre alt und wohne im schweizerischen Magden, inmitten der Jura-Hügel des Kantons Aargau. Für die urzeitliche Geschichte interessiere ich mich bereits seit meiner Kindheit, mit dem intensiven Sammeln von Fossilien habe ich allerdings erst vor sechs Jahren begonnen. Mein Sammelschwerpunkt liegt hauptsächlich im Dogger des umliegenden Juragebirges der Kantone Aargau und Baselland. Ich lebe in einer enorm fossilreichen Region, in der man Gesteinsschichten vom Muschelkalk bis hin zum Oxfordium vorfindet. Größtenteils handelt es sich um natürliche Aufschlüsse oder Baugruben, welche die fundreichen Schichten anschneiden. Aufschlüsse wie Tongruben oder Steinbrüche gibt es hier leider kaum.
Die Schweiz. Hervorgehoben sind die Kantone Baselland (grün), Solothurn (violett) und Aargau (hellbraun), wobei mein Sammelgebiet sichinnerhalb der roten Markierung befindet.
Die in meiner Sammlung vertretenen Fossilien stammen aus den Schichten des unteren Calloviums, des unteren Bajociums, des oberen Aaleniums, des oberen Bathoniums und des unteren Oxfordiums. Es sind aber auch einige Stücke aus dem unteren Sinemurium vorhanden, welche zum Teil aus der bekannten Tongrube in Frick stammen. Die Funde aus dem oberen Aalenium und der Humphriesianum-Zone stammen ausnahmslos aus natürlichen Aufschlüssen. Die anderen Stücke kommen größtenteils von Hausbaustellen oder stammen aus durch regionale Sammlervereine organisierten Grabungen.
Oberes Aalenium (Sissach- und Hauenstein-Member)
Bei den Stücken aus dem Bradfordensis- und dem Concavum-Horizont, handelt es sich hauptsächlich um Brasilia und Graphoceras in verschiedenen Größen. Vereinzelt kommen auch Vertreter von Hyperlioceras, Hammatoceras und Nautiliden zum Vorschein.
Unteres Bajocium (Humphriesi-Bank)
Bei den Funden aus der Humphriesi-Bank handelt es sich hauptsächlich um Ammoniten der Gattung Stephanoceras humphriesianum. Allerdings bietet diese Fundschicht auch eine reichhaltige Begleitfauna, bestehend aus Muscheln, Belemniten, Brachiopoden und Schnecken.
Unteres Callovium (Anwil-Bank)
Die Macrocephalus-Schichten zeichnen sich durch eine reichhaltige Fauna in bester Schalenerhaltung aus. Homeoplanulites, Macrocephalites, Trigonia und Muscheln der Gattung Ctenostreon kommen hier mitunter häufig vor. Auch Turmschnecken lassen sich manchmal finden.
Oberes Bathonium (Schelmenloch-Member)
Hier wurden hauptsächlich irreguläre Seeigel, Muscheln und rhynchonellide Brachiopoden gefunden. Bei den vorkommenden Ammoniten handelt es sich hauptsächlich um Homeoplanulites, Oxycerites und vereinzelt auch Bullatimorphites.
Unteres Oxfordium (Schellenbrücke-Bank)
In dieser Schicht sind vor allem Ammoniten an der Tagesordnung. Meistens Cardioceras, Vertreter der Familie Perisphinctidae und Euaspidoceras. Auch Pleurotomarien sind hier recht häufig.
Unteres Sinemurium (Weissenstein- und Beggingen-Member)
Hier sind es vor allem Ammoniten aus der Familie der Arietitidae sowie Nautiliden, Muscheln und rhynchonellide Brachiopoden. Auch Turmschnecken und Fischsaurierknochen können in diesen Schichten entdeckt werden.
Nachfolgend möchte ich Euch einen Einblick in meine Sammlung geben.
Um etwas Abwechslung in die Ausstellung zu bringen, habe ich die Stücke gemischt. Die Funde sind auf mittlerweile sieben Vitrinen verteilt, so dass der Platz im Zimmer allmählich knapp wird. Das ganze gezeigte Spektrum begrenzt sich auf ein Sammelgebiet mit einem Radius von nur zirka 25 Autominuten um meinen Wohnort herum. Die günstige geografische Lage ermöglicht es mir, auch mal kurzentschlossen für nur ein oder zwei Stunden ins Gelände zu gehen. Gute Kontakte und Sammeltouren mit anderen Sammlern der Region und im Ausland sowie die Mitgliedschaft im Forum haben mein Wissen um Fossilien in den letzten Jahren erweitert und bereichert.
Die Vorstellung der nachfolgenden Fotos folgt entsprechend der bunten Mischung der Vitrinen. Hier soll ein erster Eindruck vermittelt werden, welche Möglichkeiten das Fundgebiet für den Sammler bereithält, ohne das detailliert auf die Stratigraphie und Zuordnung der Funde eingegangen wird.
Wer sich systematisch über das Fundgebiet informieren möchte, dem sei als Literatur Roland Ottingers 2014 im Pfeil-Verlag erschienenes Buch mit dem Titel "Fossiliensuche im Tafeljura" empfohlen.
Über Fossilien aus dem oberen Mitteljura wurde bereits 2012 von Daniel Schwarz im Report "Die Fossilien des unteren Calloviums von Anwil" auf Steinkern.de berichtet.
Berichte in der Steinkern-Zeitschrift über die Schellenbrücke-Bank (R. Ottinger, i. Vorb.) und Mikro- und Makrokonche von Anwil (P. Bitterli, i. Vorb.) sind zudem für die nähere Zukunft geplant.
Gesamtübersicht der Vitrinen, die fast ausschließlich mit regionalen Fossilien gefüllt sind.
Vitrine 1 und 2
Ammoniten und Belemniten, Grube Holderbank.
Belemnitenstufe Holderbank.
Brasilia und Graphoceraten, oberes Aalenium.
Macrocephalites und Homeoplanulites, Anwil-Bank (Callovium).
Brasilia bradfordensis, oberes Aalenium.
Brasilia und Graphoceras, oberes Aalenium.
Belegstücke aus der Grube Liesberg.
Größere Brasilia bradfordensis in schöner Schalenerhaltung.
Stufe mit Belemnit, Brasilia bradfordensis und Graphoceras sp., oberes Aalenium.
Weitere Ammoniten oberes Aalenium.
Vitrine 3
Gesamtansicht Vitrine 3.
Auster Actinostreon marshi, Humphriesianum-Oolith.
Fossile Fauna der Anwil-Bank, am linken Bildrand sieht man Stücke aus der Schellenbrücke-Bank.
Anwil-Bank.
Bredyia diadematoides (rechts), ein seltenes Stück aus dem oberen Aalenium.
Cardioceras, "Cordatus-Schicht", unteres Oxfordium.
Choffatia, Anwil-Bank, unteres Callovium.
Schellenbrücke-Bank, rechts noch etwas Anwil-Bank.
Macrocephalites und Gastropode in guter Schalenerhaltung, Anwil-Bank.
Weiterer Macrocephalites aus der Anwil-Bank (Callovium).
Ammoniten aus dem Aalenium.
Euaspidoceras douvillei, "Cordatus-Schicht".
Graphoceras, oberes Aalenium.
"Humphriesi-Bank" / Bajocium.
"Humphriesi-Bank".
Macrocephaliten, Homeoplanuliten, Trigonien usw. aus der Anwil-Bank.
Ammoniten aus dem Oberen Aalenium.
Perisphinctidae aus der "Cordatus-Schicht" bzw. Schellenbrücke-Bank.
Stephanoceras humphriesianum, Bajocium.
Stephanoceras humphriesianum.
Trigonia costata, Anwil-Bank, unteres Callovium.
Trigonia costata gibt es nicht nur im Callovium, sondern es gab sie auch schon im Bajocium, wie diese Exemplare aus der "Humphriesi-Bank" zeigen.
Vitrine 4 und 5
Gesamtansicht der Vitrinen 4 und 5.
Die zu den Pectinidae gehörige Ctenostreon in mehrfacher Ausführung, Humpriesianum-Zone.
Ctenostreon, Humpriesianum-Zone.
Diverse Stephanoceraten und Normanniten, Humpriesianum-Zone.
Kleine Exemplare der Hahnenkammauster Actinostreon marshi, Humphriesianum-Zone. Die beiden Stücke zeigen die Variabilität der Spezies.
Megateuthis und diverse Actinostreon sowie eine Trigonien-Klappe, Humphriesianum-Zone.
Stephanoceras humphriesianum.
Vitrine 5:
Ammoniten und Nautilus, oberes Aalenium.
Cenoceras, oberes Aalenium, mit Einblick in die Kammerung des Phragmokons. Die Wohnkammer fehlt.
Macrocephalus-Schichten, Callovium.
Macrocephalus-Schichten, Callovium.
Macrocephalus-Schichten, Callovium.
Macrocephalus-Schichten, Callovium.
Macrocephalus-Schichten, Callovium.
Oberes Aalenium, Stufe mit Graphoceras sp.
Vitrine 6 und 7
Gesamtansicht der Vitrinen 6 und 7.
Arietenkalk, unteres Sinemurium.
Bullatimorphites bullatus, oberes Bathonium.
Coroniceras und Schneckensteinkerne, Arietenkalk, unteres Sinemurium.
Gryphaea, Plagiostoma, Spiriferina und Cenoceras aus dem Arietenkalk.
Großes Oxycerites orbis, Homeoplanuliten und Muscheln, oberes Bathonium.
Homeoplanuliten und weitere Fossilien, oberes Bathonium.
Irreguläre Seeigel derArt Holectypus depressus, oberes Bathonium.
Holectypus depressus, oberes Bathonium.
Nucleolites hugi, oberes Bathonium.
Ammonit aus dem Unteren Sinemurium.
Vitrine 7:
In der Vitrine befinden sich überregionale Fossilien (überwiegend aus dem Jura), die nicht aus dem eingangs skizzierten Fundgebiet stammen.
Dieser Vitrinenboden ist u. a. mit Fossilien aus dem Fränkischen Jura bestückt. In der vorderen Reihe sind Pleuroceraten zu sehen.
Rechts im Bild ein Cleviceras aus dem Toarcium.
Seeigel - rechts hinten ist beispielsweise eine Acrosalenia aus Landaville zu sehen.
Internationale Stücke, z. T. zu Vergleichszwecken gekauft.
Präparation der Fossilien aus dem Schweizer Mitteljura
Bei der Präparation der Stücke arbeite ich meistens mit dem Druckluftstichel und dem Sandstrahlgerät. Häufig kommt aber auch KOH zum Einsatz, da sich die Stücke aus der Humphriesianum-Zone und dem Macrocephalus-Oolith aufgrund des hohen Tonanteils der Matrix bestens für diese Art der chemischen Präparation eignen.
Arbeitsplatz zum Strahlen.
Strahlkabine.
Stichelplatz.
Unter dem Binokular findet die Feinarbeit statt.
Die Präparierwerkstatt im Überblick.
Ein gut vorbereiteter Sammelausflug in den Schweizer Jura kann für jeden Sammler ein schönes Erlebnis werden und ist nur zu empfehlen! Wichtig ist es, sich auf eine Region festzulegen und sich mit den dortigen örtlichen Bestimmungen vertraut zu machen. Ebenso empfiehlt sich eine geologische Übersichtskarte, um die Fundmöglichkeiten einschätzen und eingrenzen zu können. Zur Vorbereitung kann auch das oben bereits genannte Buch "Fossiliensuche im Tafeljura" von Ronald Ottiger helfen.
Also dann, vielleicht sieht man sich im Gelände!?
Beste Grüße
Christian
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Bericht und Fotos: Christian Wäckerli