Terra Triassica Euerdorf – Eröffnung eines Trias-Museums

Der Traum wohl eines jeden ernsthaften Sammlers, der sein Hobby über Jahre oder gar Jahrzehnte betrieben hat, ist es, seine Sammlung in einem Museum der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies in die Realität umsetzen zu können, ist jedoch nur wenigen vergönnt.

Die vier Sammler der Gruppe „Sammlung Mainfränkische Trias Euerdorf“ (SMTE) Michael Henz, Horst Mahler, Jürgen Sell und Bernd Neubig sammeln bereits seit 40 Jahren zusammen in ihrer mainfränkischen Heimat und haben es mit jahrelanger Mühe und Beharrlichkeit geschafft diesen Traum zu realisieren. Euerdorf – in der Nähe von Bad Kissingen zwischen A7 und A71 gelegen – ist ein malerisch in das Tal der Fränkischen Saale gebettetes Örtchen mit steilen Muschelkalkhängen und Weinbergen – eine Landschaft, die mich unmittelbar an meine Heimat, das Jenaer Saaletal, erinnerte.

Antrieb der vier Sammlerkollegen war nicht nur das Präsentieren der Sammlung, sondern auch, einen Verbleib dieser für die Zukunft zu schaffen und deren wissenschaftliche Verwertbarkeit zu sichern, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass diese ganze sechzehn Holotypen neuentdeckter Arten beheimatet, welche in einer öffentlichen Sammlung aufbewahrt werden müssen.

 

1 SMTE

Das Euerdorfer Sammlerteam (Tafel in der Ausstellung).

 

Der Ursprung der Idee, die gemeinsame Sammlung im Rahmen einer dauerhaften Ausstellung zu präsentieren, geht schon auf die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Doch erst im Jahre 2003 konnte in Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg eine erste Präsentation eröffnet werden. Hierzu überließen die Sammler ihre Funde dem Markt Euerdorf. Mit Hilfe eingeworbener Sponsoren, Spenden- und Fördergelder des "Leader+"-Programmes der EU konnte das Museum saniert und die Sammlung in professioneller Form präsentiert werden. Seit Oktober 2012 ist sie nun in einer Neuaufstellung zu sehen und wurde derart überarbeitet, dass sie inhaltlich nicht nur Fachwissenschaftlern, sondern auch interessierten Laien zugänglich ist.

 

2 Michael Henz

Michael Henz vor einer Tafel in „seinem“ Museum.

 

Neben der reinen Sammlungspräsentation wurden die Lehrpfade „Wein und Stein“ und „Weg durch die Zeit“ geschaffen, die in der Natur um Euerdorf über Geologie und Weinbau informieren. Die Wege beginnen bzw. enden am Museum. Dieses Gesamtwerk, „Terra Triassica Euerdorf“, wurde am 03. Mai 2013 feierlich eröffnet.

 

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Dieses schön sanierte Gebäude in der Gerichtsgasse in Euerdorf beherbergt die Sammlung.

 

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Tafel am Eingang zum Gelände.

 

Zur Eröffnung mit Lokal- und Kommunalpolitikern war ich nicht anwesend. Ich traf erst am Nachmittag ein, an welchem eine kleine wissenschaftliche Konferenz mit Vorträgen rund um Themen der Trias-Paläontologie stattfand. Es blieb noch kurz Zeit, die Ausstellung oberflächlich zu besichtigen und einige Fotos zu schießen, dann begann schon die Vortragsreihe mit einem mitreißenden Beitrag von Prof. Jörg Schneider (TU Bergakademie Freiberg) zum Hintergrund des Massenaussterbens an der Perm-Trias-Grenze. Dieser Vortrag hat mich nicht nur inhaltlich gefesselt, sondern war insbesondere aufgrund der überwältigenden Rhetorik (mit vollem Körpereinsatz!) von Prof. Schneider ein Genuss. Jörg Schneider zeigte auch, wie fruchtbar die Zusammenarbeit mit Privatsammlern in seinem Forschungsgebiet funktioniert, und wie wichtig diese ist.

 

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Prof. Jörg Schneider beim Vortrag.

 

Danach gab es weitere Vorträge zur Paläoökologie von Saurichthys, den Theorien zur Einwanderung der Ceratiten ins Germanische Becken und mehrere Beiträge zu Insekten der Trias – ein Gebiet, mit dem ich bisher nicht in Berührung gekommen bin, auf welchem die Euerdorfer Sammler allerdings Pionierleistungen vollbracht haben. Ihnen gelang die Entdeckung einer ganzen Reihe neuer Insektenarten im Buntsandstein, und die hieraus resultierende Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern reicht bis ins ferne Moskau – von dort waren mehrere Gäste zugegen, die im Rahmen dieses kleinen Symposiums über ihre Forschungsgebiete sprachen.

 

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Teilnehmer des Symposiums in angeregten Diskussionen während der Vortragspause (im Vordergrund: Sebastian Brandt und Prof. Jörg Schneider).

 

Der Tag wurde mit einer Weinprobe in einer Heckenwirtschaft im Nachbarort abgeschlossen. Dort gab es sehr gute Gespräche, ich lernte nette Menschen kennen und konsumierte reichlich guten Wein zu deftigen fränkischen Speisen. Lecker!

 

8 Weinprobe

Bei der Weinprobe in der Heckenwirtschaft.

 

Am Samstag – dieser Tag stand zum Glück nur vom Wetter her unter einem schlechten Stern – öffnete das Museum seine Pforten für die Allgemeinheit. Neben der Besichtigung der Sammlung konnte im Garten präpariert werden – Dieter Henze war hierzu extra mit seinem Präpariertisch (nicht nur) für Kinder aus Hamburg angereist. Und nicht nur Kinder – meine Person eingeschlossen – probierten sich hier an diversen Malm-Ammoniten und Ceratiten aus Franken aus. Dieters gesamtes Stichel-Portfolio stand zur Verfügung, so dass auch ich ein paar mir unbekannte Geräte testen konnte.

 

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Dieter Henze führt Benedikt in die Welt der Druckluft-Präparation ein.

 

Nebenan hatte „Bernstein-Lothar“ (Lothar Schwarz) aus Kiel seinen Stand aufgeschlagen und bot Bernstein in allen Varianten an, auch das Schleifen von eigener Hand war dort möglich.

 

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 „Bernstein-Lothar“ an seinem Stand.

 

Gegen Mittag tauchten hier noch in Gestalt von Sönke Simonsen, Markus Lücke, Wolfgang Dietz und Dominik Elsässer ein paar Steinkerne auf, die ich noch nicht oder schon lange nicht mehr persönlich getroffen hatte.

 

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Steinkern-„Mintreffen“ (v.l.n.r., oben: Wolfgang, Markus, Sönke; unten Wolfgang, Benedikt).

 

Die Ausstellung ist mehr als nur sehenswert. Sie verdient das Prädikat „klein aber fein“, ist sie doch mit vier gefüllten Räumen (je einer zu Buntsandstein, zum Unteren und Oberen Muschelkalk sowie zum Keuper) übersichtlich genug, den Besucher nicht zu überfordern, und eröffnet die Möglichkeit, in Ruhe alle Stücke zu betrachten und die Tafeln zu studieren. Sie beinhaltet Highlights, die dem Laien vielleicht nicht sofort auffallen, dem versierten Trias-Sammler allerdings Tränen der Freude in die Augen treiben. Ein paar Bilder von Exponaten, die für mich besonders herausragten, finden sich am Ende dieses Beitrags.

 

13 Ausstellung 1

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Gespräche und Diskussionen vor den Vitrinen der Ausstellung.

 

Besonders gefallen hat mir die prinzipielle Art der Euerdorfer Sammlung: hier wird nicht in erster Linie auf Schaustücke wert gelegt (wobei die meisten ausgestellten Fossilien eine Augenweide sind), sondern versucht, in möglichst kompletter Form das Ökosystem des Sammelgebiets wiederzugeben. Neben tollen Ausnahmefunden finden sich dementsprechend auch gut erhaltene Exemplare typischer Fossilien, die man häufiger finden kann. Die hierzu auf Tafeln gegebenen Informationen und die handwerklich phantastisch hergerichteten Dioramen von Sebastian Brandt runden die Präsentation wunderbar ab und machen die Lebewelt der mainfränkischen Trias plastisch erlebbar.

 

15 Diorama 1

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Zwei der von Sebastian Brandt gefertigten Dioramen.

Am Samstagabend konnte ich mich glücklich, voller toller Eindrücke, nach vielen anregenden Gesprächen und dem Kennenlernen netter und interessanter Menschen wieder auf den Heimweg machen (nicht ohne noch mal an einer Straßenbaustelle anzuhalten, die mir schon auf dem Hinweg aufgefallen war – leider gab es dort keine erwähnenswerten Fossilien). Ich werde dieses Wochenende in guter Erinnerung halten, und Euerdorf wird mich mit Sicherheit bald wiedersehen. Ich danke den Euerdorfer Sammlern und all denen, die an der Gestaltung dieser zwei schönen Tage beteiligt waren, von ganzem Herzen!

Weitere Informationen finden sich unter der Adresse www.terra-triassica.de. Die Euerdorfer Sammler sind übrigens auch im Steinkern-Forum unter den Namen „SMTE“ und „Theelia“ aktiv.

Doch nun noch ein paar Bilder der gezeigten Fossilien, die hoffentlich Lust auf mehr machen...

17 Eosemionotus

Eosemionotus sp. (Oberer Buntsandstein).

 

18 Newaagia

Newaagia noethlingi (Unterer Muschelkalk).

 

19 Holocrinus

Holocrinus wagneri (Unterer Muschelkalk).

 

20 Arenorbis

Platte mit mehreren Exemplaren von Arenorbis squamosus (Unterer Muschelkalk).

 

21 Placodus

 Wirbel und Zahn von Placodus gigas (Unterer Muschelkalk).

 

22 Paraceratites

 Unscheinbar und nicht vollständig erhalten, aber ein Ausnahmefund – dies ist möglicherweise der älteste jemals gefundene Ceratit (Tetractinellabank,Oberer Muschelkalk, Trochitenkalk-Fazies).

 

23 Praechlamys

 Praechlamys reticulatus (Oberer Muschelkalk).

 

24 Colobodus

 Kopf von Colobodus maximus (Oberer Msuchelkalk).

 

25 Pemphix

Pemphix sueuri (Oberer Muschelkalk).

 

26 Nothosaurus 1

Unterkiefer von Nothosaurus mirabilis (Oberer Muschelkalk).

 

27 Nothosaurus 2

Und im Vergleich dazu: ein Unterkiefer-Fragment von Nothosaurus giganteus (Oberer Muschelkalk).

 

28 meissnerianus

Ceratites meissnerianus (Oberer Muschelkalk).

 

29 Equisetites

Equisetites arenaceus (Keuper).

 

30 Pterophyllum

 Pterophyllum jaegeri (Keuper).

 

 

Öffnungszeiten und weitere Informationen unter

www.terra-triassica.de