Kurioses und Humor

50 Arieten auf einen Streich - Eine Ammonitenmauer der besonderen Art

Im Schwäbisch Gmünder Ortsteil "Kleindeinbach" gibt es eine "etwas andere" Gartenmauer, die manchem Fossiliensammler das Herz höher schlägen läßt.


Genau kann ich es nicht sagen, wann die Mauer erstellt wurde.
Jedoch dürfte diese mindestens 30 Jahre auf dem Buckel haben.

Die Erstellung dem Mauer fällt in eine Zeit, als im Raum Schwäbisch Gmünd
an vielen Stellen der sog. Arieten-Kalk (Schwarzer Jura, Lias Alpha - bzw. Unteres Sinemurium) bei Bauarbeiten angefallen ist. Zu nennen sind die Stadtteile:
Großdeinbach, Wetzgau, Mutlangen, Lindach, Bettringen oder Straßdorf.

Ein damals aktiver Architekt hat - wahrscheinlich unterstützt von Baufirmen und Bauarbeitern - unzählige Arieten zusammengetragen und diese in eine Gartenmauer eingebaut.

Ansicht von der Straße aus:


Die Ammoniten, die oft unter dem Begriff "Arieten" zusammengefasst werden,
gehören sicherlich zumeist den Gattung: Arietites, Coroniceras, Paracoroniceras an. Einige weniger dürften der Gattung Agassiceras (bzw. Euagassiceras) und Asteroceras zuzuordnen sein.

Damit dürften die meisten Funde aus den tieferen "Arieten-Schichten" stammen.
Im Raum Schw.Gmünd gibt es an der Basis des Arietenkalks ein Bank,
in der stellenweise die Großammoniten der Gattungen: Arietites, Coroniceras u. Paracoroniceras etwas gehäuft auftreten können. Der mittlere Arietenkalk ist etwas ammonitenärmer. Von dort dürften die Agassiceras (bzw. Euagassiceras) Funde stammen während die wenigen Asteroceraten aus der Bank stammen, die den Arietenkalk noch oben abschließt.

An die 50 Ammoniten habe ich zählen können - wobei die Mauer an die 25 m lang ist.
Die größten Ammoniten haben einen geschätzten Durchmesser von sicherlich
50-60cm. Ammoniten diese Größe stellen jedoch immer die absolute Ausnahme dar. Meist bewegen sich die Funde im Bereich zwischen 20 und 40 cm.
Um so erstaunlicher ist es wie viele Ammoniten dieser obersten Größenklasse "verbaut" wurden.

Gesamtansicht des mittleren und rechten Bereichs:


Jedoch darf man sich nicht täuschen lassen.
Die Funddichte im Raum Schwäbisch Gmünd ist keineswegs vergleichbar mit
der Funddichte z.B. im Raum Balingen. Da stecken viele Jahre Sammeltätigkeit (eines Nicht-Sammlers) dahinter.
Vielleicht ließ sich eine  solche Anzahl an Großammoniten damals leichter zusammentragen da es nur wenige Sammler gab ?!
Der Aushub lag länger herum und wurde auch nicht so oft zu Schotter verarbeitet wie heute.
Die Ammoniten stammen sicherlich aus vielen verschiedenen Baustellen !
Ein gute Kontakt zu Baufirmen, zu den Bauarbeitern und viele persönliche Besuche auf den Baustellen waren  notwendig, um diese Ammoniten zusammenzutragen.
Vielleicht hat auch die eine oder andere Deutsch Mark seinen Besitzer gewechselt !? Das ist heut nicht viel anders.

Präpariert wurden die Ammoniten offensichtlich nicht bzw. nur bedingt oder grob. Der Zeitaufwand für eine ordentliche Präparation wäre auch immens gewesen. Wahrscheinlich wurden auf den Baustellen nur die Exemplare mitgenommen, die schon weitestgehen "natürlich" vorpräpariert waren ... also die schon beim Baggern schön herausgesprungen waren. Das ist nicht ungewöhnlich und wird auch heute noch so gehandhabt.

So schön die Ammoniten anzusehen sind ... um so mehr schmerzt es zu sehen, wie diese von Jahr zu Jahr mehr verwittern und irgendwann zerstört sein werden.
Schon heute sehen einige Stücke sehr mitgenommen aus.
Es war in unserer Gegend eine weitverbreitet Sitte, ganze oder halbe
Arieten in den Garten als Dekoration zu legen. Jedoch ist diese den meisten
Ammoniten nicht gut bekommen weshalb man heute nur noch selten Reste davon
sehen kann.

Der Arietenkalk wurde früher in flachen Steinbrüchen abgebaut und zu Gartenmauern verarbeitet. Das war einfacher und billiger als z.B. den teureren
Muschelkalk aus der Schwäbisch Haller Gegend heranzufahren.
Oft verwendete verarbeitete man vielleicht sogar den eigenen Aushub um
daraus die Gartenmauern zu mauern.

Der Stein vermittelt zwar in frischen Zustand eine hohe Härte (die einem das Sammeln und die Präparation sehr schwer bzw. bisweilen unmöglich macht), jedoch ist er keineswegs frostsicher. Dies ist auch der Grund warum man in unserer Gegend immer weniger gemauerte Gartenmauern sieht, die aus Arietenkalk bestehen.

Schon nach wenigen Jahren bringt der Frost selbst härteste Blöcke zum zerspringen und es wäre dann ein leichtes, mit einem großen Vorschlaghammer den "Rest zu besorgen".

Nur Kalkbänke, die aus tieferen Baugruben gewonnen wurden - also 5m und tiefer - sind so massiv, dass sich diese im Garten und Landschaftsbau verwenden lassen.
Diese sieht man - aufgrund der zuletzt zahlreichen Großbaustellen in den Arieten Schichten - wieder etwas häufiger als Stützmauer (Zyklopen-Mauer).

Seit ich ungefähr von 25 Jahre das erste mal an der besagten Gartenmauer vorbeigekommen bin ... zieht es mich immer wieder mal hin, und sei es nur um zu schauen, ob "alles noch da" ist.

Zu besichtigen ist die Mauer wenn man in Schwäbisch Gmünd von Stuttgart kommend die B29 bei der Ausfahrt West verläßt und dann Richtung Norden nach Großdeinbach fährt.
Nach ca. 2km biegt rechts eine kleine Straße Richtung Hangendeinbach ab.
Ein kleiner Ort mit nur wenigen Häusern.
Direkt am Ortseingang links befindet sich die Ammoniten-Mauer auf einem
eingezäunten Grundstück !
Da im Garten vor der Mauer Obstbäume mit niedrigen Stämmen stehen, ist
der Winter und das Frühjahr die beste Jahreszeit für eine kurze Besichtigung.
In den übrigen Jahreszeiten fällt unter Umständen nicht genügend Licht auf die Mauer.

Da die gesamte Mauer ca. 25m lang ist, mußte ich diese in mehreren Einzelbilder fotografieren. Danach habe ich die Bilder so gut es ging zu einem Panorambild zusammengesetzt um es dann wieder in 3 Teile zu zerschnippeln.
Um das ganze internetfähig zu machen, mußte anschließend die Bildgröße wieder stark verringert werden. Ich hoffe, dass man dennoch Details erkennen kann.

Thomas B.


So, nun zu weiteren Bildern:


Zuerst die linke Mauerhälfte. Ganz links gabs auch noch ein Mauerstück mit
Ammoniten. Jedoch war dieses Teilstück so zugewachsen dass ein
Bild nicht lohnenswert erschien.
Das nächste Bild schließt dann ungefähr 1m rechts des Baumstamm an.



Dann der mittlere Teil:


Und zuletzt der rechte Bereich der Mauer.
Der äußerste rechte Rand war auch zugewachsen so dass man dort
kein Bild machen konnte.



Leider wirkt die Ammoniten-Mauer auf den doch relativ kleinen Bildern
im Bericht nicht besonders toll.

Deshalb anbei nochmals einige gezoomte Ausschnitte: