Kurioses und Humor

"Die Cephalopoden der Hallstätter Kalke" - Ein privater Reprint


„Die Cephalopoden der Hallstätter Kalke "- Abhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt Wien -

von: MOJSISOVICS, E. v. 1893.


Ein Reprint eines großen Klassikers !


Was für die Jura Sammler im deutschsprachigen Raum der Quenstedt ist („Die Ammoniten des schwäbischen Jura“), das ist für die Trias-Ammoniten Sammler Ihr „Edmund Mojsisovics: Die Cephalopoden der Hallstädter Kalke“.

Eines haben diese und ähnliche Standard-Werke gemeinsam ... Sie sind alt ... haben tolle Tafeln ... gelten heute als Standardwerke ... und sind im Orginal kaum bzw. gar nicht mehr zu erhalten. Und wenn man nach langem Suchen doch ein Exemplar findet oder angeboten bekommt, dann ist es meist unbezahlbar teuer. Und hat man dann „sein“ Exemplar im Regal stehen hat ... dann ist es meist zu empfindlich und wertvoll als dass man damit täglich arbeiten will.


 

Glücklicherweise finden sich ab und zu ein Buchverlag der eines der alten Werke neu auflegt – z.B. „Die Ammoniten des Schwäbischen Juras ... von Quenstedt“ oder „Der Jura ... von Quenstedt“.

Aber das sind absolute Ausnahmen !

Dass Reprints so selten gemacht werden ... liegt meist daran, dass die Herstellungskosten aufgrund der geringen Auflage unverhältnismäßig hoch sind – auch in der heutigen Zeit wo Bücher relativ schnell gescannt und digital gedruckt sind.

Das Risiko – auf der Auflage teilw. sitzen zu bleiben – ist immer noch hoch genug.
Und die Tatsache, dass die beiden Bände „Der Jura ... von Quenstedt“ mittlerweile zu 50 Euro angeboten werden (ursprünglicher Preis fast 3mal hoch) ... sagt schon alles.

Um so erstaunlicher ist es, dass sich ein „ganz normaler Sammler“ einen Reprint eines solchen  Standardwerks vornimmt und auch verwirklicht.
 

Aber der Reihe nach ...
 

Die Sammlung bzw. den Sammler R. Veit habe ich bereits in einem separaten Beitrag vorgestellt. Und dass er aus Druckluftpräparationsgeräte herstellt und ständig an Verbesserungen herumwerkelt ... wurde aus gesagt.
Und nun geht er auch noch unter die Buchdrucker.
R.Veit ist immer wieder für eine Überraschung gut.

Mal ganz davon abgesehen ... dass ich noch nie einen ähnlichen Gedanken hatte ... mich noch nie mit so einem Thema beschäftigt habe ... wäre mir das zuviel Aufwand, Stress und Risiko gewesen.

Aber wir reden ja nicht von mir !


Link zur Sammlungs-Vorstellung R.Veit:

http://www.steinkern.de/museen-und-privatsammlungen/private-sammlungen/...


Die Trias-Ammoniten Sammler gibt es nicht viele, an die Fundstücke z.B. in den Alpen (Feuerkogel) kommt man heute auch nur noch sehr schwer ran (Verbote)... und die Präparation gestaltet sich oft so schwierig dass nicht alle Sammler diese beherrschen.

Als ob das nicht genug wäre ... viel Bestimmungsliteratur (vorallem die mit den schönen Tafeln) stammt aus dem vorigen Jahrhundert und ist schon lange vergriffen und nur noch antiquarisch (wenn überhaupt) zu erhalten.

Und mit billigen A4 Kopien in schlechter Qualität und falschem Maßstab zu arbeiten ... ist auch nicht jedermann Sache. Irgendwann sind die auch mal hinüber.


Deshalb hat es auch über 15 Jahre gedauert bis R. Veit endlich eines der seltenen Orginale „gefunden“ hatte:

MOJSISOVICS, E. v. 1893. „Die Cephalopoden der Hallstätter Kalke. Abhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt Wien“


Auf MOJSISOVICS gehen weltweit grundlegende Arbeiten über Stratigraphie und Ammonitenfaunen der alpinen Trias, insbes. der Hallstätter Kalke, zurück.
Deshalb kann man seine Werke als Klassiker bezeichnen.

Unzählige noch heute gültige Gattungen und Arten gehen auf Ihn zurück weshalb
jeder Trias-Ammoniten Sammler „scharf“ darauf ist, eines seiner Werke zu besitzen.
Aber nur wenige tun es.

Und wenn jemand so ein Werk besitzt ... dann hat man viele Sammlerkollegen und Freunde ... die eine Kopie wollen.

Nur ... so ein Werk legt man nicht einfach auf die Glasplatte eines Kopierers ...
drückt es flach ... und läßt den Scanner drüber. Gott bewahre !

Das würde das Buch kaum unbeschadet überstehen. Dazu sind die alten Bindungen viel zu brüchig. Eine lose Blatt-Sammlung wäre irgendwann die Folge.

Aus diesem Grund kann man solche Bücher auch nicht über die Fernleihe ausleihen.
 

Also entschloss sich R. Veit – zusammen mit einem Freund – eben das erwähnte Werk (und zwar den wunderschönen Tafelteil) in eigener Regie ... und in einer Kleinstauflage ... neu aufzulegen.

Profi-Scannern und digitalen Druckmaschinen sei Dank.
Das hört sich jetzt viel einfacher an als es in der Praxis sicherlich war !

Welche Firma übernimmt schon gerne so kleine Druck- bzw. Bindeaufträge !?
Außerdem mußte mit dem Orginal sehr sorgfältig umgegangen werden.
Auch mußte jede gescannte Seite manuell nachbearbeitet werden (Entfernen von Flecken etc.).
Also genug Arbeit für Spezialisten ... und weniger etwas für jemanden, dessen Welt die der Fossilien, der Fundstellen und der Präparation ist.
 

Herausgekommen ist das Reprint eines Standardwerkes, das sich in der Qualität der Abbildungen kaum vom Orginal unterscheidet.

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Reprint ! Ledereinband mit Gold-Druck-Buchstaben.

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Reprint ! Innenseite

Das liegt auch daran, dass der Druck auf Papier erfolgte, das dem vor 100 Jahren sehr nahe kommt ... nur mit den besseren, heutigen Eigenschaften. Jedes einzelne Buch wurde manuell gebunden und mit einem Ledereinband umgeben. Der Titel wurde in goldenen Lettern auf den Umschlag außen vertieft aufgedruckt. Die Abmessungen betragen ca. 24x32cm. Der Orginal-Maßstab wurde also beibehalten. Dick ist der Schmöcker ca. 5cm.

Selbst mir als Jura Sammler hat es Spass gemacht diesen Reprint in den Händen zu halten und darin zu blättern. 130 Litho Tafeln mit hunderten von Ammonitengattungen und Ammonitenarten.
Das macht was her. Damit kann man arbeiten. Schade dass es so etwas nicht öfters gibt.

Ich wüßte etliche Bestimmungsbücher ... die ich mir als Reprint vorstellen könnte.

Aber warum ich diesen Beitrag hier erstelle und nicht unter „Bestimmungsliteratur“ im Forum !?

Ganz einfach: R.Veit beweist mit diesem Reprint in kleiner Auflage ... dass es durchaus auch in heutiger Zeit möglich ist so ein Projekt anzugehen und durchzuziehen !

 

Ein Verlag ist gezwungen kostendeckend zu arbeiten (Privatleute gegegen nicht unbedingt)  ... weshalb Reprints von seltenen Nischen-Büchern meist nicht mal in Erwägung gezogen werden.

Das geht nur ... wenn man gleichzeitig Fossiliensammler und Bücherliebhaber ist.

Und diese Kombination findet man hat in Verlagshäusern praktisch nicht bzw. nicht mehr.

Unser Steinkern Redakteur Uncites (S.v. Loga) war da die Ausnahme.
Er war früher als Verleger tätig.

Dieser Bericht soll allen, die sich mit ähnlichen Gedanken tragen (etwas zu verlegen), als Ansporn dienen ... dass es  d o c h  geht.

 
Wer Interesse an weiteren „Informationen“ zu diesem Reprint hat ... der kann sich an R. Veit direkt wenden.

eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

- Thomas B. -



So, nun noch einige Bilder (Tafeln) des Reprints.

MOJSISOVICS_02.JPG
Seite, u.a. mit sog. Halorites



MOJSISOVICS_08.JPG
Nochmals einige Halorites

MOJSISOVICS_08t.JPG
Tafel-Text zur vorangegangenen Bild-Tafel

halorites_01.JPG
Einige Halorites (Trias, Timor) zum Vergleich


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Echtes Material.


MOJSISOVICS_04.JPG
Und Material, vor über 100 Jahren auf Stein gezeichnet.


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Nochmals Vergleichsmaterial aus der Trias von Timor.


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Ammoniten, die man fast für Amaltheen halten könnte.
Nur ... halt aus dem Trias ... und mit anderem Namen (Sirenites).


MOJSISOVICS_05t.JPG
Tafel Text zur vorangegangenen Bildtafel.


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Ammoniten, die teilweise genauso aus dem sog. Arietenkalk sein könnten.


MOJSISOVICS_06t.JPG
Tafel Text zur vorangegangenen Bildtafel.


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Ammoniten, die genauso aus dem Weißen Jura (Streblites) sein könnten,
aber in Wirklichkeit aus der Alpinen Trias stammen !