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Penn Dixie, NY - Für seine Trilobiten berühmt, aber nicht nur dafür!

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Penn Dixie befindet sich am Stadtrand von Hamburg, einem Vorort der Großstadt Buffalo, NY (USA). Der genaue Standort ist auf der unten angegebenen Website beschrieben. Man kann sein Auto bei der Ankunft auf dem geräumigen Parkplatz abstellen und dann zum kleinen Administrationsgebäude beim Eingang spazieren, wo man von ehrenamtlichen Mitarbeitern freundlich empfangen wird. Dort erhält man die Informationen, die man benötigt und bezahlt dann ein kleines Entgelt von 7 Dollar. Mit ein bisschen Glück kann man auch Jerry Bastedo, dem Direktor der Hamburger Natural History Society (HNHS) dort begegnen, der gerne alle besonderen Fragen beantwortet.

 

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Das Eingangsbereich.

 

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Hier spricht Jerry gerade mit Schulkindern.

 

Penn Dixie ist nicht nur lokal und regional, sondern auch national und sogar international bekannt. Regelmäßig besuchen Busse voller Schulkinder, Studenten der Geologie und Paläontologie und ihre Lehrer, Experten auf diesen Feldern und selbstverständlich auch Hobby-Paläontologen aus aller Welt den Aufschluss. Am Tag meines Besuchs diesen Sommer waren gut hundert Besucher vor Ort, hauptsächlich Schulkinder und ihre Betreuer, interessierte Familien und schließlich auch eine "homöopathische Dosis" ernsthafter Hobby-Sammler, inklusive meiner Wenigkeit und meinem Freund Malcolm. Die Massen haben uns aber überhaupt nicht gestört, weil es mehr als genug Platz für alle im „Fossil Pit“ gibt. Im Gegenteil: es war immer wieder ein Vergnügen, den Kleinen zu helfen, die häufig von uns wissen wollten, ob sie etwas Wertvolles gefunden hatten.

 

Nachdem Malcolm und ich unseren Eintritt entrichtet und ein wenig mit Jerry geplaudert hatten, machten wir uns auf dem Weg zum „Fossil Pit“.

 

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Blick über das Gelände mit dem provisorischen Informationszentrum und Picknickplatz und der dahinter liegenden Grube.

 

Das Gelände ist 54 Morgen groß. Von dieser Fläche macht das „Klopfareal“ nur einen kleinen Teil aus. Die HNHS bemüht sich seit fast zwei Jahrzehnten, um die Unterhaltung und Fortentwicklung des Platzes und hat inzwischen mehrere pädagogische Programme und andere Dienstleistungen für die Öffentlichkeit, nicht nur zum Thema Erdwissenschaften, sondern auch zur Vogelkunde, Astronomie und zur lokalen Flora und Fauna anzubieten. Auf dem Gelände gibt es auch ein Naturpfad-Netzwerk, das insbesondere durch ein dortiges Feuchtbiotop führt.

Ich war sehr von der Aktivität, die in die Entwicklung von diesen Projekten gesteckt wird, beeindruckt, besonders weil der größte Teil der Arbeit von freiwilligen Helfern bewältigt wird und der größte Batzen der Finanzierung von Privatpersonen und privaten Körperschaften aufgebracht wird. Jerry informierte mich darüber, dass gerade eine neue Spendenaktion anläuft, die zum Ziel hat, Geldmittel für ein richtiges Gebäude für das Unterrichtszentrum zu sammeln sowie für einen Plankenweg, der durch das Feuchtbiotop führen soll. Die schon jetzt hervorragende Öffentlichkeitsarbeit soll dann noch weiter ausgebaut werden, wenn dieses ehrgeizige Projekt realisiert worden ist. Mehr Einzelheiten darüber erfährt man auch auf der Website. Es lohnt sich, dieses Projekt zu unterstützen.

 

Aber zurück zu unserem Hauptthema, den Fossilien. Unten ist ein kleiner Ausschnitt der "Fossil Pit" zu sehen.

 

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Wie gesagt, die große Anzahl Interessierter war gut im Aufschluss verteilt. Dort gibt es mehr als genug Steine für die Schatzsuche der Kinder!

 

Die meisten Besucher waren damit beschäftigt, den herumliegenden Schutt zu untersuchen, aber Malcolm und ich waren mehr daran interessiert, eine gewisse aufgeschlossene Schicht im Anstehenden der Grube zu untersuchen. Diese Bank relativ harten, kalkigen Tonsteins liegt zwischen weicheren Tonlagen und heißt Smoke Creek Trilobite Bed. Dieser Horizont enthält eine Anreicherung von Trilobiten und ist Teil des Windom Shale Member der Moscow-Formation, die wiederum ins Givetium, Mittel-Devon zu stellen ist. Diese Schicht ist für sehr gut erhaltene und artikulierte Funde, insbesondere von Eldredgeops rana und gelegentlich von Greenops sp. und anderen Raritäten bekannt. Hinzu kommen reichlich Funde von rugosen Korallen, Gastropoden, Brachiopoden und andere Fauna. Malcolm und ich hatten die Hoffnung, dass uns mit etwas Fleiß und viel Glück einige gute Funde gelingen könnten.

 

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Malcolm überlegt sich, wo wir am besten anfangen...

 

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... nun haben wir uns entschieden.

 

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Der Trick ist, die Blöcke vorsichtig auseinander zu spalten, nachdem sie heraus gehebelt worden sind. Und schließlich nach 2 Stunden hebeln und spalten...

 

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... kam das hier zu Tage. Das Glück war mir hold!

 

Ich rief vor Freude aus, Malcolm auch, und dann kam Jerry zusammen mit einer Schar Schulkinder angelaufen und musste den Fund gleich fotografieren. Dies war zweifelsohne mein Fund des Tages!

 

Ein Monat ist seit meinem Besuch dort inzwischen verstrichen und ich habe nun zu Hause die Gelegenheit gehabt, die Funde, die ich gleich hier vorstellen möchte, mit Strahltechnik zu präparieren. Erst einige Ansichten des Fundes des Tages: zwei gestreckte Eldredgeops rana sind komplett. Neben den anderen disartikulierten Teilen sind auch einige rugose Korallen der Art Amplexiphyllum hamiltoniae und der Brachiopode (?)Spinocyrta granulosa zu sehen. Die Platte misst 22 x 13 x 6 cm.

 

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Eldredgeops rana - ein gestrecktes und ein enrolltes Exemplar, vergesellschaftet mit A. hamiltoniae und der Brachiopode Spirifer sp.; Matrix: 7 x 5,5 cm.

 

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Eldredgeops rana, drei „Rollies“. Der größte Trilobit ist 2 cm breit.

 

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Bei den größeren Einzelkorallen handelt es sich um Stereolasma rectum; Größe bis 3,5 cm.

 

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Auf der Rückseite: A. hamiltoniae.

 

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Die Koralle Pleurodictyum americanum, 22 mm.

 

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Rückseite.

 

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S. rectum, 4 cm.

 

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Ein Blick auf die Septen.

 

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Der Gastropode Platyceras sp., 13 mm.

 

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Unten an die Koralle angeheftet: der Bryozoe Hederella sp.

 

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Brachiopoden Mucrospirifer consobrinus, bis 3 cm breit.

 

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Rhipidomella sp., 2 cm.

 

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Athyris spiriferoides, 2 cm.

 

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Pseudatrypa devoniana, bis 2,5 cm breit.

 

Zum Schluss möchte ich noch etwas über die Geschichte und Entwicklung von Penn Dixie erzählen.

 

In den 1960er Jahren wurde hier ein Steinbruch angelegt, der nur ungefähr ein Jahrzehnt in Betrieb war. Es sprach sich schnell herum, dass hier Fossilien zu finden waren und auch nachdem das Bruch stillgelegt war, blieb der Ort ein beliebtes Ziel für Fossilienliebhaber, sowohl für Amateure als auch für Professionelle. Die Besitzverhältnisse wechselten über die Jahrzehnte, so unterlagen auch die Zugangsmöglichkeiten stetigem Wandel. Mit der Zeit verkam die Lokalität zu einem Ort für Dunebuggy-Fahrten, Parties und Müllablagerung, bis endlich 1996 die HNHS gegründet wurde und mit Hilfe des Hamburger Gemeinderats das Gelände erwerben konnte. Bei den damaligen Aufräumarbeiten wurden u. a. mehr als 300 Autoreifen, fünf verschrottete Autos, zwei Boote, ein Motorrad, ein Golfwagen, ein Snowmobile und fünf große Lastwagen voll mit sonstigem Abfall beseitigt!
Der Verein hat die Anlage seither Schritt für Schritt verbessert und arbeitet bis heute daran. Wie oben geschrieben, können die Vereinsmitglieder jede Hilfe gebrauchen. Für Mitglieder gibt es freien Eintritt. Ich kann einen Besuch wärmstens empfehlen, falls Ihr zufällig in der Gegend seid. Man braucht sich nur vorher anzumelden und sie werden Euch gerne behilflich sein:

 

 http://penndixie.org/

 

Roger Furze

 

P.S.: Hamburg NY behauptet, die Geburtsstätte der Hamburger zu sein. Ist das nicht ´was?

Ich ging bisher davon aus, dass das Deutsche Hamburg dafür verantwortlich war, aber die Amerikaner waren schon immer ziemlich einfallsreich, nicht wahr?

 

27.1