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Fossilien aus dem Süden Australiens - Seeigel vom Murray River

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Wo sind wir jetzt gelandet? Nicht im Zoo sondern in Südaustralien, genauer auf Kangeroo Island (man beachte die zwei "Indikatoren").

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Ein Koala ebenfalls auf Kangoroo Island.

Nun aber von den bekannten und rezenten Markenzeichen zu den weniger bekannten Fossilien!

Australienreise u.a. ans Murray River
Auf meiner Reise nach Australien im April und Mai bin ich u.a. zu den Murray Limestone Reefs am Murray River gekommen und habe dort nach Fossilien gesucht. Es handelt sich um miozäne Riffe, die massenhaft Seeigel der Gattung Lovenia forbesi enthalten.
Darüber hinaus kann man Muscheln, Schnecken, Nautiliden und Haizähne finden. Ich habe noch nie eine solche Anhäufung von Seeigeln gesehen - außerdem sind diese oft sehr gut erhalten!

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Man schaue insbesondere auf das Exemplar am linken Bildrand...

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... und hier ganz aus der Nähe.

Geologische Einordnung und Fossilgehalt
Geologisch stammen die Funde aus dem Miozän/Tertiär, aus der sog. Mannum Formation. Das Alter der Funde beläuft sich auf etwa 20 bis 23 Millionen Jahre. Die Matrix ist ein sehr weicher Sandstein, den man schon mit den Fingern zerreiben kann. Aus diesem Sandstein sind - laut der unten angegeben Literatur - gut 30 Seeigelarten bekannt, darunter sowohl reguläre Seeigel und irreguläre Seeigel. Im zerriebenen Sandstein finden sich viele kleine Seeigelstachel und Schalenbruchstücke von Muscheln und Seeigeln. Foraminiferen oder Ostrakoden habe ich noch keine gefunden. Mit großem Abstand ist die Gattung Lovenia am häufigsten.
 
Seeigel kommen am häufigsten in diesem Sandstein vor - Muscheln (vor allem Pecten), Schnecken, Brachiopoden etwas seltener und ziemlich selten Haifischzähne und Nautiliden. In welchem Klima die Fossilien entstanden sind, geht leider nicht aus dem Buch hervor - es müsste sich aber um ein warmes, wahrscheinlich tropisches Klima handeln. Die meisten Seeigel gehören der Gattung Loveniidae an (genauer: Lovenia woodsi, Etheridge, 1875 oder: Lovenia forbesi, Duncan 1877). Einen charakteristischen Unterschied zwischen woodsi und forbesi konnte ich leider nicht erkennen (die Bilder in dem Buch sind schwarzweiß und die Qualität eher schlecht). Meine Funde dürften vermutlich der Art Lovenia forbesi angehören.
Mehr Infos sind in diesem Buch leider nicht zu finden - es sind sehr viele Abbildungen von Fundstücken darin aber wenig Text.

Präparation
Ein paar Worte zur Präparation: es ist sehr leicht, es reichen eine alte Zahnbürste und eine kleine Nadel. Laut Buch ist von einer Präparation mit acid (also Säure) absolut abzuraten, da sich Fossil und Matrix vollständig auflösen würden (werde ich natürlich nicht ausprobieren ;-) ) Ich habe die Stücke einfach so gelassen, wie ich sie im Aufschluss gefunden habe.

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Ein Haizahn - leider nicht in meiner Sammlung sondern im Courtesy of SA Museum.

Interessant ist, dass alle Fossilien lagenweise angehäuft sind, also evtl. durch Sturmfluten oder ähnliches abgelagert wurden. Stellenweise ist der Sandstein völlig fossilleer, an anderen Stellen erkennt man die weißen Fossillagen schon aus dem Auto. Fundmöglichkeiten gibt es laut den Einheimischen überall in den Murray Riverlands im südlichen Australien.
 
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Das Murray River
Zum Murray River ist zu sagen, dass der Fluss mit 2600 km nach dem Darling River der zweitlängste Fluss Australiens ist und die Trinkwasserversorgung der Stadt Adelaide darstellt. Es handelt sich übrigens auch um den wasserreichsten Fluss von Australien (normalerweise führen die australischen Flüsse und Bäche kaum oder kein Wasser). Der Fluss ist ein bekanntes Ausflugsziel der Südaustralier (Wassersport, Bootsfahrten). Er entspringt in New South Wales bei Sydney, fließt durch Victoria und South Australia und mündet in den Southern Ocean.

Ausfuhrgenehmigung für die Fossilien nötig!
Das Fossiliensammeln ist in den Kliffs am Murray River generell erlaubt - allerdings ist für die Ausfuhr der Fossilien beim South Australia Museum, North Terrace, Adelaide eine sog. fossil clearence (Ausfuhrgenehmigung) zu besorgen, da es sonst zu Problemen beim Zoll am Flughafen kommen könnte.
 
P.S.: Während meiner Reise nach Australien habe ich bei meinem Onkel und meiner Tante in Salisbury bei Adelaide gewohnt. Da eine meiner Cousinen häufig an den Murray River fährt, hat sie zufällig von den Einheimischen die Fundstelle erfahren und ist mit mir dann an einem Wochenende dorthin gefahren.

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Das war´s aus Australien!

Literatur
Sadler, T. (1983): Fossils of Southern Australia, Part 1 Sea Urchins of the Murray River Cliffs, N. Pledge und Beryl Morris, Quoll Enterprises.

Jan-Kristian Piekarski alias "Kreidefan"