Sonstige Bundesländer

Geschiebeammoniten aus Mecklenburg–Vorpommern und Schleswig-Holstein

Die eiszeitlichen Gletscher haben fast ganze Arbeit geleistet und die Ablagerungen des Erdmittelalters gut versiegelt. Die Mächtigkeit des glazialen Schutts beträgt zum Beispiel in Mecklenburg - Vorpommern im Durchschnitt 100 m, dünnt in Richtung Mittelgebirge aber langsam aus. Dennoch ist es möglich Ammoniten aus der Trias, dem Jura und der Kreide zu finden. Neben Helgoland, der Liastongrube bei Grimmen, der Oberkreide bei Lägerdorf  und auf Rügen, sind es verschiedene Geschiebearten die Ammoniten führen können. Geschiebe die Ammoniten enthalten sind stets als Raritäten einzustufen.


Trias

Geschiebe der Trias in denen man Ammoniten erwarten kann, sind aus dem oberen Muschelkalk und vielleicht auch noch aus dem oberen Keuper, dem Rhät, zu finden. Da aber die braunroten Toneisengesteine (Sphärosiderite) des Rhät und des unteren Lias nicht von der Matrix her zu unterscheiden sind, werden sie allgemein als Rhät-Lias Geschiebe zusammen - gefasst. Zeitlich einstufen kann man sie erst wenn sie Ammoniten enthalten. Diese Geschiebe sind Gesteine die aus ehemaligen Deltaschüttungen entstanden sind. Denn Skandinavien und das Baltikum waren damals Festland. Sie enthalten zumeist unbestimmbare Pflanzenreste und nur gelegentlich  Farn- und Ginkoblätter sowie Insektenreste.

Grundsätzlich muss gesagt werden das Geschiebe aus dem Muschelkalk relativ klein und sehr selten sind. Darum sind Ammonitenfunde aus diesen Gesteinen die absoluten Ausnahmen. Ein Fund eines isolierten Ceratites sp., aus dem oberen Muschelkalk vom Segrahner Berg in Schleswig – Holstein ist sicher belegt und wird abgebildet in W. HANSCH et.al. 1994, S.41, Abb.45. Ein zweiter Ceratites sp. Fund ist ein von mir gefundenes ziemlich stark abgerolltes Exemplar. Aufgrund der starken Abrollung und nur sehr wenig anhaftendem Gestein ist die Bestimmung aber noch sehr unsicher.

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Ceratites sp.

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Fundort: Kiesgrube Langstorf  im Recknitzurstromtal.  (Leider wird keine Sammelgenehmigung mehr erteilt, da die Firma auch in anderen Teilen Deutschlands Kiesgruben betreibt und es in einer Grube zu einem Unfall kam und darum aus versicherungstechnischen Gründen ein Betreten durch Betriebsfremde nicht mehr gestattet wird.) Häufiger dagegen sind Muschelkalkgeschiebe die nur Muscheln Myophoria sp. und Gervillella sp. enthalten. Daneben sind Fischreste, Haizähne und Reptilienreste nachgewiesen worden.
Als Herkunftsgebiete der Geschiebe vermutet man kleinen Randbereiche an Salzstöcken und in den östlichen Gebieten sind es Vorkommen von tektonisch bedingten Ausstrichen.
Fundorte von Muschelkalkgeschieben sind besonders die Kiesgruben um Zarrentin, in Westmecklenburg  und an der Ostküste von Rügen, die Greifswalder Oie, sowie der Küstenbereich zwischen Rostock und Rerik. In Schleswig - Holstein sind es besonders die Bereiche um Hamburg (Ahrensburg), der Kieler Förde und Südostholstein (Kiesgrube im Segrahner Berg).


Lias

Zu Beginn des Jura dehnte sich das sehr flache Rhätmeer, mit seinen Deltaschüttungsablagerungen, in NW-Deutschland langsam nach Osten in Richtung der Baltischen Bucht weiter aus. Während in NW-Deutschland der Posidonienschiefer, als Stillwassersediment, entstand, bildeten sich in Vorpommern marine Tone der „Grüne Serie“, die bei Grimmen aufgeschlossen sind, heraus. Die darin enthaltenen, „Liaskugeln“ genannten, Mergelkalkkonkretionen und –bänke sind natürlich besonders interessant, wegen der zum Teil fantastisch enthaltenen Fossilien.

Ammonitenfunde, in Toneisengesteinen, die in die Gruppe der Rhät-Lias Geschiebe  gestellt werden, sind bisher nur aus dem Lias bekannt. Sie können Arietites bucklandi,(W. HUCKE & E. VOIGT, 1967; W. HANSCH  et al.1994), Uptonia jamesoni und Androgynoceras capricornu (F. RUDOLPH, 2000), Amaltheus (Amauroceras) ferrugineus (W.SCHULZ, 2003, S.329, Abb.9.9.10) und Beaniceras centaurus bornholmensis ( H.-W. LINAU, 1990) enthalten und umfassen somit das Lias alpha bis Lias delta. In das Pliensbachium gehören ebenfalls Funde von grauen bis graugrünen Mergelkalken und Kalksandsteinen. Wenn sie verwittern haben diese Gesteine eine braunrote Farbe, sie sind aus der Spinatuszone und enthalten neben dem namensgebenden Leitammoniten, Pleuroceras spinatum,  die Ammoniten Amauroceras ferrungineus, Amaltheus margaritatus und Pseudoamaltheus engelhardti ( H.-W. LINAU, 1990,1992). Die Verbreitung dieser Geschiebe reicht von Norddänemark bis zum Oderhaff. An der Ostseeküste zwischen Warnemünde und der Kieler Förde, sowie in den Kiesgruben von Südholstein wurden bisher die meisten dieser Geschiebe gefunden. Die Kiesgruben in Südholstein liegen im Bereich des Lübecker Lobus der frankfuhrtstadialen Endmoräne, also zwischen Bad Oldesloe, Ahrensburg und Gudow und werden dort  deshalb auch zur „Ahrensburger Geschiebesippe“ gerechnet.
Das seltenste Liasgeschiebe ist das Psilocerasgestein, ein im verwitterten Zustand grau -braunes, sehr weiches und toniges Gestein. Es führt kleine Ammoniten, vorwiegend die Art Psiloceras planorbis, oftmals in fantastischer Erhaltung. Es wird äußerst selten in der Gegend um Kiel gefunden, (F. RUDOLPH & W. BILZ, 2000).
Zu den bekanntesten Geschieben gehören die „Liaskugeln“ genannten Geschiebe. Sie stellen auch den größten und wichtigsten Teil der „Ahrensburger Geschiebesippe“. Diese graublauen, braun verwitternden Mergelkalk-Konkretionen gehören in die Ammonitenzone Harpoceras falciferum (unteres Toarc). Aus diesen Liasgeschieben sind  insgesamt 17 Ammonitenarten nachgewiesen worden. Die häufigste Ammonitenart ist Eleganticeras elegantulum.

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Eleganticeras elegantulum, Grimmen

Weitere Ammonitenarten sind Lytoceras siemensi, Dactylioceras eickenbergi, D.ernsti, D.temperatum, D.attenuatum, D.atleticum, Nodicoeloceras crassoides, Pseudolioceras aff. lythense, Peronoceras fibulatum, Whitbyceras pingue, Hildaites subserpentinum und Phylloceras heterophyllum sowie die 4 Tiltonicerasarten: T.acutum, T.schroederi, T.costatum und T.capillatum. (Foto3 und Foto4)
U. LEHMANN (1966, 1968 und 1969) gelang an Hand des umfangreichen Materials von Eleganticeras elegantulum der Nachweis von Geschlechtsdimorphismus bei Ammoniten.

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Eleganticeras elegantulum, Grimmen

Weiterhin gelang ihm auch der Nachweis der Radula und das die Aptychen Teile des Kieferapperates sind. Die Makrokonche erreichen ca. 15 cm und haben 7 Windungen.

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Eleganticeras elegantulum, Franzburg

Die Mikrokonche haben 5 Windungen bei 2,5 cm Durchmesser. Die Makrokonche kennzeichnet ein Hohlkiel und eine Nabelkante von der 5. Windung an. Beides fehlt den Mikrokonchen.

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Ein weitere Geschiebeart innerhalb der „Ahrensburger Geschiebesippe“ ist der sehr seltene Dactyloceraskalkstein, eigentlich eine Sammelbezeichnung für plattige, graue, sandige Mergelkalke und Kalksandsteine aus der Hildoceras bifrons-Zone (unteres Toarc). Sie enthalten vor allem Dactylioceras atleticum und Dactylioceras commune. Wenn sie reich an Fischresten sind werden sie auch als „älteres Fischgrätengestein“ bezeichnet. Ein ähnlich aussehender blaugrauer Kalksandstein aus der Grammoceras striatulum Zone (oberes Toarc) mit eingestreuten Glimmerschüppchen ist genauso selten. In erster Linie enthält er den Leitammoniten Grammoceras striatulum, seltener Lytoceras perlave. Und wird wenn er reich an Fischresten ist, auch als “jüngeres Fischgrätengestein“ bezeichnet. Ein weiteres Gestein aus dieser Zone ist ein brauner, Phosphorit führender Kalksandstein, der ebenfalls G. striatulum enthält. Das jüngste Liasgeschiebe ist der Radiosa-Oolith , aus dem oberen Toarc, ein graugrüner bis grauschwarzer, in verwitterten Zustand braungelber Eisenoolith. Er führt ebenfalls den Ammoniten G. striatulum.
Die Eisenoolith- Geschiebe waren während des 2. Weltkrieges, wegen des hohen Fe-Gehalts  (35%) der Anlass zur Suche nach Eisenerzlagerstätten. Bei Bohruntersuchungen im Kreis Herzogtum Lauenburg, nach diesen Gesteinen, wurden keinerlei Jurasedimente gefunden. Unter der Kreide folgte gleich der Keuper. Darum vermutete B. BROCKAMP (1943) die Herkunft der „Ahrensburger Geschiebesippe“ zwischen Schonen, Bornholm und Rügen am Grunde der Ostsee.
In einigen Kiesgruben südwestlich vom Grimmener Wall, einem präquartären Höhenzug der  von eiszeitlichen Ablagerungen vollständig überdeckt ist, besteht auch heute noch die Möglichkeit hin und wieder Liasgeschiebe zu finden. Aber auch in Mecklenburg selber, in der Kiesgrube Groß Roge bei Teterow findet man gelegentlich Liasgeschiebe mit Ammoniten. Am besten kommt man dorthin, wenn man von der A 19 abfährt, auf die B104 in Richtung Teterow. Etwa 4 km vor Teterow biegt man nach Groß Roge links ab, die Kiesgrube liegt etwa 1km weiter, kurz vor dem Ort auf der rechten Seite. Der Betreiber ist meistens vor Ort und er ist Sammlern wohl gesonnen. Also bitte um Erlaubnis nachfragen, die man dann auch von ihm, vor Ort, bekommt. Selbstredend hält man sich von den Maschinen fern, und das man sich auch sonst  dort so benimmt, das auch anderen Sammlern danach das Sammeln gestattet wird. Der Betreiber zeigt sich auch interessiert an dem was so gefunden wird, aber sammelt nicht selber, sieht sich aber Fossilien die dort gefunden werden gern an. Wäre also eine nette Geste die Funde ihm mal im Anschluss zu zeigen. Keine Angst er wird sie nicht behalten wollen, aber er findet es schon faszinierend was man dort so findet. Die besten Chancen hat man wenn man die Überkornhaufen genannten Steinhaufen absucht, sie liegen auf der rechten Seite hinter dem Eingang und sind eigentlich nicht zu übersehen.

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Eleganticeras elegantulum, Groß Roge

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Phylloceras, Groß Roge

Dogger

Die häufigsten Jurageschiebe sind die Geschiebe aus dem Dogger. Wobei es sich nur um Geschiebe aus dem Bajoc, Bathon und dem Callov handelt. Denn bis in das mittlere Dogger hinein, fehlen im Baltikum marine Sedimente, erst im Bajoc kam es zu einer Transgression, der wir heute diese Gesteine verdanken. Somit sind die ältesten Doggergeschiebe aus dem Bajoc. Es handelt sich dabei um Sphärosideritknollen und Eisenoolithe die den Ammoniten Stephanoceras sp. führen. Andere Sphärosideritknollen führen die Ammoniten Garantina garantina und Spiroceras bifurcati. Ein weiteres Geschiebe aus dem Bajoc ist der Parkinsoniasandstein. Das sind grobe bis feinkörnige Sandsteine mit kalkigem bis sideritischen Bindemittel. Oftmals sind sie auch als feinsandig tonige Gesteine ausgebildet. Alle diese Varianten können den Ammoniten Parkinsonia parkinsoni enthalten. Die Bajoc - Geschiebe kommen überwiegend im Odermündungsgebiet vor.

Geschiebe aus dem Callov werden allgemein als „Kelloway-Geschiebe“ bezeichnet. Meist werden auch die Geschiebe aus dem Bathon dazu gezählt, da sie sich erst durch Ammoniten sicher unterscheiden lassen. Geschiebe aus dem Bathon und dem Callov kommen im norddeutschen Vereisungsgebiet praktisch überall vor. Allerdings lässt die Häufigkeit von Nordost nach Südwest erheblich nach. Auch was die Größe der Geschiebe betrifft. Die „Kelloway- Geschiebe“ führen in der Regel eine sehr artenreiche Molluskenfauna ( Foto10) die E. STOLL (1934) beschrieb. Die Bathon - und Callov – Geschiebe sind als hellgraue bis graue, sandige Kalksteine ausgebildet, manchmal auch als schwach eisenoolithische Kalksandsteine. In ihrer Arbeit bildet E. STOLL (1934 ), Taf.III, folgende 19 Ammonitenarten aus dem Dogger ab: Strenoceras subfructus, Strenoceras subfructus oolithicus, Strenoceras bajocensis, Garantina baculata, Parkinsonia depressa, Garantina schroederi, Oppelia fusca, Oecotraustes serrigerus, Perisphinctes curvicosta, Macrocephalites cf. Platystomus, Perisphinctes subtilis, Perisphinctes mosquensis, Perisphinctes sp., Kosmoceras jason, Kosmoceras gulielmi, Hecticoceras brighti, Hecticoceras lunula, Macrocephalites tumidus und Macrocephalites macrocephalus. Einen weiteren  Ammoniten, Proplanulites teisseyeri, bilden E. HUCKE &  E. VOIGT,1967, Taf.35, Fig.4. sowie W. HANSCH et.al, 1994, S.45 Abb.51, ab. Ebenfalls wird der Ammonit  Quenstedtoceras lamberti von K. HUCKE & E.VOIGT, 1967, Taf. 35, Fig.3. abgebildet.
Übertägig anstehende Doggergesteine  findet man im Memelgebiet im heutigen Litauen bei Popilany. Die Herkunft der meisten Doggergeschiebe allerdings ist das Pommersch-kujawische Antiklinorum in NW- Polen (früheres Hinterpommern). Doggergeschiebe sind heute besonders in den Kiesgruben Vorpommerns, an der Ostküste Rügens, besonders bei Binz und auf Mönchgut, auf der Greifswalder Oie, auf der Insel Usedom (unterer Geschiebemergel) und auf der polnischen Insel Wolin zu finden.

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Doggergeschiebe mit Trigonia subliterata und Astarte pulla, Möllenhagen


Malm

Malmgeschiebe mit Ammoniten sind äußerst selten. Die Herkunft dieser Geschiebe ist wiederum das Pommersch-kujawische Antiklinorum. Auf der Insel Wolin waren mehrere Kalkbrüche vorhanden, der letzte bei Czarnoglowy (Zarnglaff) 20 km südlich der Stadt Wolin, wurde vor etwa 40 Jahren stillgelegt und ist zwischenzeitlich voll Wasser gelaufen. Es bestehen faktisch keine nennenswerten Fundmöglichkeiten mehr, unter anderem auch weil die Ufer sehr steil abfallen. Ammoniten aus diesen Gruben sind in der Geologischen Landessammlung von Mecklenburg – Vorpommern, an der Universität Greifswald zu sehen.

Wer diese äußerst interessante museal aufgearbeitete Sammlung sehen möchte kann sich an den Kustos Dr. Gösta Hoffmann, Universität Greifswald, Institut für Geographie und Geologie, Jahnstraße 16, 17487 Greifswald wenden. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Als Geschiebe kann man einige Gesteine finden die sehr selten auch Ammoniten enthalten. Die ältesten Malmgeschiebe stammen aus dem Oxford und sind blaugraue Mergelkonkretionen die den Ammoniten Cardioceras tenuicostatum enthalten. Einen weiteren Malmausstrich gibt es im Bereich der Kiesgruben die in Vorschüttsanden, bei Ostromice (Wustermitz), etwa 12 km südöstlich der Stadt Wolin, angelegt wurden. Dort findet man in großen Mengen Bruchstücke der Riffkoralle Thamnasteria concinna. Aber auch vereinzelt an anderen Stellen im norddeutschen Vereisungsgebiet findet man diese Koralle häufig, östlich der Linie Kiel – Lüneburg – Magdeburg – Leipzig. Dort wo sie als Geschiebe auftritt, ist auch mit weiteren Malmgeschieben zu rechnen. Die Korallen übrigens sind die Zeugen eines, im Malm, von Polen bis nach Osnabrück reichenden Korallensaums von 800 km Länge und 300 km Breite, (W.SCHULZ, 2003). Ein weiteres Malmgebiet im Bereich des Pommersch – kujawischen Antiklinorum, liegt in Hinterpommern (Polen) bei Resko (Regenwalde), 30 km nordöstlich von Nowograd.
Malmgeschiebe kommen auch gelegentlich, westlich der Oder, in Kiesgruben bei Krugsdorf (6 km nordöstlich von Pasewalk), die sich in den dortigen Schmelzwassersanden befinden wurden, vor.
Als Geschiebe kommt auch ein als Oolithkalk bezeichnetes Gestein vor, das Ooiden von 0,5 bis 1mm Größe enthält, darin findet man gelegentlich, neben der Muschel Nerinea, Ammoniten der Gattung Perisphinctes in gelber Kalkspaterhaltung.
Ein weiteres Geschiebe ist ein blaugrauer Kalkstein der Ammoniten der Gattung Virgatosphinctoides enthält, (F. RUDOLPH & W.BILZ, 2000). Dieses Geschiebe hat seine Heimat im Untergrund des Skagerraks und wird als „Geschiebe vom Hirtshals-Typ“ bezeichnet. Es ist durchaus möglich das man es im Norden von Schleswig- Holstein finden kann. Man findet es relativ häufig als Lokalgeschiebe in der Umgebung bei Hirtshals in Nordjütland/ Dänemark.


Unterkreide

Die Deltaschüttungen aus dem Norden, die im obersten Malm begannen, setzten sich auch in der Unterkreide fort. Im Hauterive erst gab es erste Anzeichen einer Transgression. Toneisengeoden aus Lias und Doggersedimenten, die abgetragen wurden, bildeten küstennahe Konglomeratschichten. Solche Konglomerate stellen übrigens die Eisenerze von Salzgitter dar. Erst im Apt setzte wieder eine großräumige Transgression ein, die sich im Alb über Polen, die Ukraine und Krim bis in das Kaukasusgebiet ausweitete und so eine Verbindung zum Tethys-Ozean herstellte.

Aus dem Oberhauterive sind hellgraue, glaukonitische Kalksandsteingeschiebe aus der Umgebung von Ahrensburg bekannt, die auch zur „Ahrensburger Geschiebesippe“ gestellt werden. Sie führen gelegentlich den Ammoniten Simbirskites sp. und werden als Simbirskitessandstein bezeichnet.(ein Exemplar wird in W. HANSCH et al.,1994,S.47, Abb.53 abgebildet)
Beiderseits des Grimmener Walls, in einem dünnen Streifen von 20 m, treten glaukonitische, durch Phosphorit als Bindemittel schwarzbraun gefärbte Quarzsandsteine des Alb auf.
Dieses Gestein tritt auch als Geschiebe westlich des Grimmener Walls in Erscheinung. Es führt gelegentlich die Ammoniten Acanthohoplites hannoverensis und Parahoplites sp. Interessant ist, das meist nur die Wohnkammern mit Sediment verfüllt sind und die übrigen Kammern hohl sind, was interessante Einblicke in die Kammern zulässt.

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Kosmoceras jason, Wollin

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Acanthohoplites hannoverensis, Pritzier

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Geschiebe von diesem Sandstein kommen auf der Greifswalder Oie, dort ist auch eine Gaultscholle am NW-Kliff aufgeschlossen, (J. ELBERT & H. KLOSE, 1904, S. 115; I. HINZ-SCHALLREUTER & R. SCHALLREUTER, 2001, S.132 ), sowie in 2 Sandgruben nahe Wolgast vor (W. SCHULZ, 2003, S.371). Eine liegt 2 km südwestlich von Wolgast direkt neben der B 111, in Richtung Wolgast. Eine Genehmigung ist vor dem Betreten der Grube vor Ort einzuholen.
Die zweite, größere, liegt etwas 1,5 km südwestlich von Hohendorf bei Wolgast, im Wald zwischen Hohendorf und Buddenhagen. Diese flache Grube ist heute nicht mehr in Betrieb. Die besten Funde sind an den nicht eingeebneten Wänden zu machen, kurz unterhalb der Humusschicht.


Oberkreide

In der Oberkreide wandelte sich der südliche Ostseeraum, als Randsenke vor dem Fennoskandischen Schild, in ein bedeutendes Senkungsgebietszentrum mit großen Sediment-Mächtigkeiten ( W. SCHULZ, 2003). Dabei dehnte sich das Meer immer weiter nach Süden und Osten aus.
Der Höchststand der Meeresausbreitung wurde im Maastricht erreicht. Jetzt erstreckte sich das Meer von Irland über England, Frankreich, die Niederlande, Dänemark, den südlichen Ostseeraum, Polen, Ukraine und Krim bis in das Kaukasusgebiet. Es hatte somit weiterhin eine Südverbindung zum Tethys-Ozean.
Im Bereich der Stettiner Mulde, der Insel Usedom und auf Rügen ist die Schreibkreide des Untermaastricht ausgebildet, das in Schleswig-Holstein, Dänemark und Südschonen noch von Obermaastrichter Schreibkreide bedeckt wird.
In den Randgebieten (östlich der Oderbucht) dagegen ist die Oberkreide als Glaukonitsand oder als glaukonitischer Kalkmergel ausgebildet.

Übertagevorkommen von Oberkreide sind auf Rügen an den Kliffs im Osten anzutreffen und werden in Tagebauen, z.B. Klementelvitz,  abgebaut. Ein weiteres bedeutendes Vorkommen ist der Tagebau Lägerdorf bei Itzehoe, nahe Hamburg.  In Beiden ist das Maastricht aufgeschlossen. Ältere Oberkreide kommt als Schollen in einigen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns vor. Ammoniten aus diesen Schollen sind allerdings nicht bekannt geworden.

Aus dem Cenoman sind graue bis graugrüne Glaukonitsandsteine und mergelige Kalksteine bekannt. Diese Geschiebe sehen bei Verwitterung schmutzig-gelb aus und führen mehr al 100 Fossilarten, vor allem Ammoniten (W. HANSCH et.al., 1994). Diese Geschiebe kommen gelegentlich von Pommern bis nach Schleswig-Holstein vor.
In Südschonen steht der ins Campan gestellte Köppingesandstein an, der auch Geschiebe geliefert hat. Der Köpingesandstein ist ein durch Kalkzement verkitteter, feinkörniger, glaukonitischer Sandstein und führt sehr selten Ammoniten der Gattungen Pachydiscus und Scaphites.
Ammoniten kommen in der Schreibkreide nur als Prägesteinkerne vor, da ihre Aragonitschale sich schnell gelöst hat. Es sind die Gattungen Bacculites, Hoploscaphites und Acanthoscaphites bekannt, ( M.KUTSCHER,1998, Taf.8, Abb.3-4).
Sehr wenige Ammoniten, etwa 2 Dutzend, sind aus dem Feuerstein bekannt geworden. Es sind Ammoniten der Gattungen Scaphites, Clioscaphites und Bacculites, (F. RUDOLPH & W. BILZ, 2000).
In das Maastricht gehört ebenfalls der etwas gelbliche Cerithumkalk, er bildet am Stevens Klint in Dänemark nur eine 30 cm starke Schicht aus. An Ammoniten führt er den Leitammoniten Scaphites constrictus sowie Bacculites sp. Dieser Kalk ist auch als Geschiebe zu finden, allerdings sehr, sehr selten, dazu muss noch erwähnt werden das diese Geschiebe ziemlich klein sind und darum schnell übersehen werden (W. SCHULZ, 2003).


Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag einmal einen Überblick über die heutigen bescheidenen Ammonitenfundmöglichkeiten in den beiden Bundesländern geben konnte. Auch wenn hier eine ganz stattliche Anzahl an Ammoniten aus dem Geschiebe aufgeführt ist, muss noch mal betont werden, das Geschiebe mit Ammoniten leider immer Raritäten darstellen.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle für die fotografischen Aufnahmen bei Heiko SONNTAG und Cirsten KLAFACK . Bei Johannes Kalbe, Cirsten Klafack, Jens Koppka und  Olaf Schmidt möchte ich mich dafür sehr bedanken, das sie für diesen Artikel  Stücke aus ihren Sammlungen zur Verfügung bestellt haben.


Literatur

BROCKAMP, B.(1943) Sind die Eisenerzgeschiebe  von Ahrensburg bei Hamburg eine Lokalmoräne? -Z. f. prakt. Geol., 51, S.61-72, 8 Abb., Halle.
ELBERT,J. & KLOSE; H. (1905): Kreide und Paläozän auf der Greifswalder Oie. - Jahresber.
Geograph. Ges. Greifswald, 8, S.111-140, 1 Kt., Greifswald.
ERNST, W. & SCHULZ, W. (1987): Ein Geschiebe mit Ammoniten des Domerien ( Unter-Jura) von der Insel Poel ( Wismar Bucht, westliche Ostsee ).- Z. f. geol. Wiss., 15 (6), S. 753- 758), 2 Abb., Berlin.
ERNST, W. (1991) Der Lias im Ton – Tagebau bei Grimmen ( Vorpommern ).- Fundgrube, 27 (4), S. 171 – 183, 5 Abb., 2 Taf., Berlin.
HANSCH, W.; SCHALLREUTER, R.; HINZ-SCHALLREUTER,I.& LIERL, H.-J.(1994):
Nordische Geschiebe, Zeugen der Eiszeit. - Museo, 7, 58 S., 69 Abb. Heilbronn( Städtisches Museum Heilbronn).
HINZ-SCHALLREUTER, I.& SCHALLREUTER, R. (2001): Geologie und Fossilien der Greifswalder Oie (Ostsee).- Seevögel, 22, Sonderh.1, S. 126-142, 4 Abb. 3 Tab., 4 Taf., Ahrensburg.
HUCKE, K. & VOIGT.E. (1967): Einführung in die Geschiebeforschung ( Sedimentär -geschiebe).- 132 S., 24 Abb., 5 Tab., 50 Taf., 2 Kt., Oldenzaal ( Nederlandse Geologische Vereinigung).
KUTSCHER, M. (1998): Die Insel Rügen – Die Kreide.- 57 S., 20 Abb., 16 Taf., Saßnitz (Verein d. Freunde u. Förderer d. Nationalparks Jasmund).
LINAU, H.-W.(1990): Geschiebe , Boten aus dem Norden.-G. a., Sonderh. 2, 115 S., 23 Abb.,
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LEHMANN, U. (1966): Dimorphismus bei Ammoniten der Ahrensburger Geschiebesippe.-
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Geschiebe aus dem Lias epsilon (Unt. Toarcium).- Mitt. a.d. geol. Staatsinst. Hamburg, 37,
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LEHMANN, U. (1969): Die Ammoniten des Lias Epsilon in den Ahrensburger Geschieben.-
Der Geschiebesammler, 4 (1), S. 1- 16, 4 Taf.
RUDOLPH, F. & BILZ, W. (2000): Geschiebefossilien, Teil 2,: Mesozoikum. Fossilien, Sonderh. 14, 64 S., 8 Abb., 24 Taf., 1 Tab., Korb.
SCHULZ, W. (2003): Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler. – 512 S., 450Abb.,1 Kt. Schwerin.
STOLL, E.(1934):Die Brachiopoden und Mollusken der pommerschen Doggergeschiebe.-Abh. A.d.Geol. Paläontol. Inst. Univ. Greifswald, 13,62 S., 2 Abb., 3 Taf., 6 Tab., Greifswald.