Sonstige Bundesländer

Das nördliche Ostholstein - Fossilien, Strand und Meer

Das Fossilien sammeln am Meer erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht nur, weil man einfach losziehen kann ohne vorher eine Sammlegenehmigung einholen zu müssen, sondern auch weil es sehr entspannend ist, seinem Hobby zwischen Meeresrauschen und Möwengeschrei nachzugehen. Im Sommer lockt zudem eine erfrischende Abkühlung in der Ostsee. Was gibt es besseres?

In diesem Beitrag möchte ich euch meine bisher liebsten Strandabschnitte in Ostholstein vorstellen. Diese befinden sich vorranging auf oder in der Nähe meiner Heimat, der Ostseeinsel Fehmarn. Ich möchte in diesem Bericht einen kleinen Überblick über die Fundstellen meiner Wohngegend geben. Vielleicht bekommt ja jemand Lust dort suchen zu gehen und wir können bald weitere Funde aus der Gegend bei Steinkern.de bestaunen? Ebenso erhoffe ich mir, das andere Sammler ihnen bekannte Strandabschnitte vorstellen, um ortsfremden Sammlern Möglichkeiten zum Fossilien sammeln aufzuzeigen.

 

Fehmarn

Fossiliensammler kommen auf Fehmarn auf ihre Kosten, da die Küste sehr abwechslungsreich ist. Man findet hier schöne Sandstrände, die die Touristen in Scharen anlocken, aber auch Steinstrände und Steilküsten, die für den Sammler interessanter sind. Darüber hinaus bietet sich eine Fahrt mit der Fähre nach Dänemark, hin zu den großen und bekannten Fossilienfundstellen an.

Grob kann man sagen, dass Nord- und Südküste auf Fehmarn eher sandig sind, die wesentlich steinigere Ost- und Westküste bieten dem Sammler bessere Fundaussichten. Fehmarn ist im Übrigen auch für gute Fundchancen in Bezug auf neolithische Artefakte bekannt. Felder sollten jedoch nur in vegetationslosen Perioden und am besten mit der Erlaubnis des Eigentümers betreten werden!

 

Karte

Abb. 1: Fehmarn - rot eingezeichnet sind Steinstrände und Steilküsten. Verändert nach Openstreetmap.org

 

Fehmarn - Die Westküste

Die gesamte Westküste in sehr "steinreich". Von Flügge im Süden, bis Westermakelsdorf im Norden lassen sich Geschiebe bis maximal Kindskopfgröße finden, die Regel ist aber grober Kies. Eine Steilküste sucht man hier vergeblich. Ein Hammer ist meist unnötig, da man sich eher auf das Aufsammeln beschränkt. Donnerkeile, Seeigel und Kleinfossilien aus dem Strandkies gehören hier zum Standard. Es kann lohnenswert sein, sich einfach mal in den Kies zu setzen und nach Kleinfossilien zu suchen. Es ist erstaunlich, wie vielfältig die Funde sein können.

Nicht unerwähnt möchte ich an dieser Stelle das Wasservogelreservat in Wallnau lassen. Im Nabu-Zentrum findet man eine Ausstellung über das Reservat und seine Flora und Fauna sowie einen Naturerlebnispfad durch das Gelände. Im hauseigenen Café lässt man sich ein Stück Kuchen schmecken. Zum Haus gehört auch noch ein Shop, in dem man unter anderem Literatur zur Flora und Fauna sowie über rezente und fossile Strandfunde erwerben kann.

Für die Romantiker unter den Lesern: Der Sonnenuntergang am Weststrand kann sehr schön sein.

 

Wallnau

Abb. 2: Der Steinstrand im Westen in Höhe Wallnau.

 

Fehmarn - Die Ostküste

Die Ostküste ist ebenfalls sehr steinig. Von Staberdorf im Süden bis Marienleuchte im Norden hat man gute Fundchancen. Hier gibt es auch eine Steilküste. Zum Norden hin nimmt die Feuersteindichte zu und die Höhe der Steilküste ab. Die Geschiebe an der Ostküste sind größer als im Westen. Zwischen der Größe eines Golfballs und der eines Kleinwagens kommt hier alles vor. Das Mitführen eines Hammers ist hier empfehlenswert. Einen bestimmten Strandabschnitt im Südosten möchte ich gesondert vorstellen.

 

Staberhuk Marinestation

Abb. 3: Die Ostküste bei der Marinestation nahe Staberdorf. Im Hintergrund ist Staberhuk, die südöstlichste Spitze Fehmarns zu sehen.

 

Staberhuk südlich

Abb. 4: Der Bereich kurz vor Staberhuk.

 

Staberhuk Südspitze

Abb. 5: Staberhuk. Hinten links im Bild, der Leuchtturm Staberhuk.

 

Fehmarn - Katharinenhof

An der Steilküste bei Katharinenhof tritt rechtsseitig der untereozäne Ton der Fehmarn-Formation zu Tage (früher Tarras- oder Londonton). Um dorthin zu kommen, muss eine kleine Landzunge überwunden werden, die durch einen Kliffabbruch entstanden ist. Aufgrund des Tons sind Gummistiefel empfehlenswert - ansonsten hilft nur putzen. Der Ton ist recht fossilarm, darin enthaltene Fossilien sind pyritisiert überliefert. Heute sind die Fundaussichten leider dürftig. GÜRS & GÜRS, 1981 haben jedoch eine beachtliche Sammlung im Geschiebesammler (Jahrgang 15, Heft 1) vorgestellt. Unter anderem Gastropoden, Mollusken, Stachelhäuter, Pflanzen und Vertebratenreste. 

Der Steilküstenabschnitt ist übersät mit vielen Steinen, die nur darauf warten, aufgeschlagen zu werden. Auffallend ist die Häufung von kambrischen Spurenfossilien.

Wenn allerdings der Wind ungünstig (aus Fossiliensammlersicht) steht, stehen hier sehr viele Angler, die Meerforellen angeln. Ich suche dann immer einen anderen Strandabschnitt auf, um Angler und Fische nicht durch das Klopfen mit dem Hammer zu stören.

 

Karte kopie

Abb. 6: Karte mit Anfahrtsskizze und eingezeichneter Steilküste und Tonscholle. Parken bei 54°26'19.6"N 11°17'03.2"E. Verändert nach Openstreetmap.org

 

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Abb. 7: Ein Panoramabild der Steilküste im Bereich der Tonscholle. Panorama vergrößern.

 

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Abb. 8: Die Steilküste im Sommer, im Bereich des Parkplatzes.

 

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Abb. 9: Der Blick in Richtung Norden.

 

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Abb. 10: Ein aktuelles Bild der Steilküste von oben (nahe des Parkplatzes).

 

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Abb. 11: Ein typisches "Gesteinsfeld" mit größeren Geschieben.

 

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Abb. 12: Die Landzunge, die überwunden werden muss von der Südseite betrachtet.

 

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Abb. 13: Blick in südliche Richtung.

 

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Abb. 14: Blick nach Süden. Im Hintergrund ist der Ton zu erkennen.

 

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Abb. 15: Dieselbe Stelle mit Blick in Richtung Norden. Der Ton tritt immer mal wieder in kleinen Bereichen zu Tage.

 

Galerites vulgaris

Abb. 16: Galerites vulgaris (LESKE, 1778) in Schalenerhaltung, gefunden im Strandkies.

 

Kleiner Schwamm

Abb. 17: Mäandrierender Kieselschwamm von Katharinenhof.

 

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Abb. 18: Seeigel Galerites sp. im Fundzustand.

 

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Abb. 19: Ein Findling mit tiefen Gletscherschrammen.

 

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Abb. 20: Ein aufgeschlagenes Geschiebe des roten Orthocerenkalks mit Cephalopoden im Querbruch.

 

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Abb. 21: Irregulärer Seeigel auf einer Feuersteinkonkretion.

 

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Abb. 22: Ein kambrisches Geschiebe mit dem Spurenfossil Skolithos isp.

Geschiebe dieser Art sind hier regelmäßig zu finden.

 

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Abb. 23: Belemnitenbruchstück auf einem Kreide-Brocken.

 

Das Festland

Großenbrode

Die Steilküste bei Großenbrode bietet interessante Fundmöglichkeiten. Hier habe ich einige Geschiebe gesehen, die ich anderswo noch nicht entdecken konnte - darunter jurassische Geschiebe und paläozäne Turritellengesteine. Interessant für den Mineralienliebhaber ist, dass hier auch Phosphoritknollen mit schön ausgekleideten Schrumpfungsrissen und große Stücke Faserkalk gefunden werden können. Zudem tritt hier ebenfalls eine Scholle untereozänen Tones zu Tage, der theoretisch die gleichen Fossilien wie der Fehmaraner Ton liefern sollte. Der Ton ist nur an einer kleinen Stelle in der Wand zugänglich, da er meist kurz unter der Oberfläche des Strands verläuft. Der Wasserstand kann je nach Windrichtung stark variieren. Bei Nord- oder Westwind ist der Wasserstand niedriger und die Fundchancen besser.

Vorsicht bitte bei der Anfahrt zur Fundstelle! Die Straße und vor allem der Feldweg sind löchrig. Um die Stoßdämpfer zu schonen, sollte langsam gefahren werden. Außerdem ist die Park- und Wendefläche recht klein.

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Abb. 24: Die Karte mit Anfahrtsbeschreibung und eingezeichneter Steilküste und Tonscholle. Parken bei 54°22'24.7"N 11°07'28.2"E. Verändert nach Openstreetmap.org

 

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Abb. 25: Ein Panoramafoto der Steilküste bei Großenbrode. Panorama vergrößern.

 

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Abb. 26: Blick auf die Steilküste vom Parkbereich aus - das Foto enstand bei sehr niedrigem Wasserstand.

 

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Abb. 27: Blick aus südlicher Richtung in eine der Buchten.

 

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Abb. 28: Aktuelles Foto der Steilwand. Ein frischer Abbruch, der leider einen Teil des Tons verschüttet hat. Links unten ist noch grauer Ton zu sehen.

 

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Abb. 29: Ein paläozänes Turritellengestein.

 

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Abb. 30: Selbiges in präpariertem Zustand, u. a. mit der Muschel Arctica islandica (LINNAEUS, 1767).

 

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Abb. 31: Ein Skolithos-Sandstein mit schöner Färbung.

 

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Abb. 32: Noch ein Geschiebe mit Skolithos isp.

 

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Abb. 33: Ein größeres Stück Faserkalk (inzwischen habe ich noch größere Stücke gefunden).

 

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Abb. 34: Phosphoritknolle mit von Pyrit ausgefüllten Schrumpfungsrissen.

 

Heiligenhafen

Die Steilküste zwischen Johannistal und Heiligenhafen bietet viele verschiedene Geschiebe von klein bis groß. Auffallend ist, dass die Geschiebe im Osten eher kleiner sind. Die Größe nimmt nach Westen hin zu, wobei in der Mitte ein Areal mit sehr vielen abgeflachten, elliptischen Geschieben durchquert wird. Hier findet man ebenfalls untereozänen Ton (wie bei Katharinenhof und Großenbrode). Die Tonscholle ist größer als an den beiden anderen Fundstellen. Fossilien aus der Scholle wurden schon im Steinkern-Forum vorgestellt. Geologisch Interessierte können bei den richtigen Gegebenheiten sogar artesische Quellen beobachten.

Am Kliff lässt sich Heiligenhafener Kieselgestein finden. Makrofossilien kommen sehr selten vor, bei Steinkern wurden aber unter anderem schon wunderbare Krabben aus diesem Geschiebetyp vorgestellt.

Die Steilküste kann westlich vom Campingplatz Blank-Eck aus oder aber aus östlicher Richtung (kleine Parkmöglichkeit oder sogar von Heiligenhafen aus) besammelt werden.

 

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Abb. 35: Die Karte mit Anfahrtsbeschreibung und eingezeichneter Steilküste und Tonscholle. Verändert nach Openstreetmap.org

 

Parken bei 54°21'11.7"N 10°52'06.3"E (Campingplatz im Westen) oder bei 54°22'14.8"N 10°54'49.5"E (direkt am Strand im Osten).

 

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Abb. 36: Ein Panoramabild der Steilküste im Bereich der Tonscholle. Panorama vergrößern.

 

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Abb. 37: Blick in westlicher Richtung - kurz hinter dem Parkplatz.

 

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Abb. 38: Im vorderen Bereich sind die Geschiebe noch klein. Sie werden jedoch größer, je weiter man nach Westen geht.

 

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Abb. 39: Die typische Geschiebegröße in diesem Bereich.

 

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Abb. 40: Nicht nur am Abbruch auf der rechten Seite ist der Ton erreichbar.

 

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Abb. 41: Uferschwalben in der Steilküste.

 

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Abb. 42: Auch rezente Strandschnecken lassen sich hier in Massen aus dem Kies sammeln.

 

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Abb. 43: Ein abgestorbener Baum, vom Wasser glatt gewaschen.

 

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Abb. 44: Die Steilküste östlich des Parkplatzes von oben betrachtet.

 

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Abb. 45: Am Beginn der Steilküste in Heiligenhafen liegt die herabgestürzte Fangmauer eines einstigen Wehrmachtsschießstands.

 

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Abb. 46: Ein Seeigel im Querbruch.

 

H10

Abb. 47: Eine Kreide-Auster auf Feuerstein.

 

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Abb. 48: Ein großer Saltholmkalk mit einer Auster.

 

H11

Abb. 49: Belemnitenrostren, auch Donnerkeile genannt, lassen sich im Spülsaum zahlreich finden.

 

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Abb. 50: Ein großer roter Orthocerenkalk (das Geschiebe liegt nach wie vor am Strand).

 

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Abb. 51: Die angeschliffene kreidezeitliche Koralle Parasmilia excavata (v. HAGENOW, 1839) in Feuerstein.

 

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Abb. 52: Geschiebe mit Rippelmarken, gefunden in Heiligenhafen.

 

Nun hoffe ich, dass ich einige von euch für diese Gegend und ihre Fundstellen begeistern konnte. Vielleicht sieht man sich ja bald?

 

Viel Erfolg beim Sammeln!

 

Michel Kleinschmidt