Portugal
Fossiliensammeln in Portugal - Küstenaufschlüsse der Estremadura - Teil 2
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- Kategorie: Portugal
- Veröffentlicht: Dienstag, 07. Oktober 2008 20:17
- Geschrieben von Dirk Dettmers
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Fossiliensammeln in Portugal
Küstenaufschlüsse der Estremadura
von Dirk Dettmers
Teil 2
Serra de Pescaria, und Casal Mota
Im ersten Teil stellte ich Euch die Fundorte Venda Nova und Casais do Saigada vor.
Sie liegen an der Küstenstrasse zwischen Sao Martinho do Porto und Nazare.
Wir folgen dieser Strasse und gelangen zu zwei weiteren Fundorten.
Fundort Serra de Pescaria
Bild 8: Windmühle vor Serra de Pescaria
Etwa 2 km nördlich Venda Nova liegt das Dorf Serra de Pescaria. Von hier führt eine kleine Strasse hinab zum Strand von Casais do Saigada.
Bei einem kurzen Stop an der malerischen Windmühle, die kurz vor Serra de Pescaria steht, entdecken wir einen kleinen Wirtschaftsweg. Dieser ausgewaschene, schmale Fusspfad führt durch stacheliges Ginsterdickicht zu einer blühenden Bergwiese. Bei starken Regenfällen fliesst das Wasser den Weg hinab, das rötliche Sediment zwischen den Geröllen wird weggespült, Rinnen und Vertiefungen bilden sich. Zwischen den freigewaschenen Steinen entdeckten wir plötzlich eine Muschel. Dann, als sich der Fossilienblick fokussiert hat, immer mehr von ihnen. In kurzer Zeit haben wir eine kleine Sammlung dreier verschiedener Muscheln in bester Schalenerhaltung zusammen getragen. Leider konnte ich zwei Arten noch nicht bestimmen. Bei der dritten Muschel
könnte es sich um juvenile, also noch nicht ausgewachsenen Exemplare einer recht gross werdenden Isognomon sp. handeln. Eine Bestätigung dieser Vermutung steht aber noch aus. Isognomon findet sich in Schichten des Oberen Jura, vielleicht ein Hinweis auf das Alter der Gesteinsschichten dieses Fundortes.
Das Präparieren der Muscheln war denkbar einfach: Wässern, abbürsten, in Essig einlegen, damit die letzten Anhaftungen sich lösen, bürsten und nochmals gut wässern.
Ausrüstung für diesen Fundort: Werkzeug zum vorsichtigen Heraushebeln der Fossilien aus dem bei Trockenheit doch recht harten Boden.
Bild 9: Feldweg bei Serra de Pescaria
Bild 10: Muschel in situ
Bild 11: Diese Muscheln sammelten wir in einer viertel Stunde!
Bild 12: Muschel 1, Aufsicht
Bild 13: Muschel 1, Schlossansicht
Bild 14: Muschel 2
Fundort Casal Mota
Bild 15: Blick von der Küstenstrasse auf den Atlantik und die Stadt Nazare
Bild 16: Strassenaufschluss bei Casal Mota
Folgt man der Küstenstrasse von Serra de Pescaria weiter Richtung Nazare, erreicht man nach etwa 3 km das Dorf Casal Mota. Direkt am Ortseingangsschild wurde beim Bau der Strasse ein kurzes Profil in den Berg gegraben. Gleich zu Beginn des Aufschlusses finden sich hunderte kleiner Schnecken. Sie werden vom Regen aus dem grauen, mergeligen Sediment gewaschen und sammeln sich am Fusse des Hanges.
Bild 17: Kleine herausgewaschene Schnecken
Nach wenigen Metern verdichtet sich das Material. Das rötlichbraune, lockere Gestein besteht zum grossen Teil aus Korallenfragmenten verschiedener Grösse. Dazwischen stecken scheinbar zerbrochene Gesteine mit kreisrundem Querschnitt. Als ich einen von ihnen vorsichtig herauslöse, sehe ich, dass es eine Schnecken ist, die mit vielen anderen dicht an dicht wie Spax-Schrauben im Hang steckte. Ganze Nester dieser auffällig spiralförmigen Schnecken lassen sich nun bergen.
Bild 19: Zwei Schnecken, von der Erosion vorpräpariert.
Diese Schnecke konnte leider nocht nicht bestimmt werden, es besteht jedoch eine Ähnlichkeit zur Gattung Nerinea aus dem oberen Jura.
Von etwa 20 mitgenommenen Schnecken gelang es mir bei nur zweien, sie ansprechend zu präparieren. Die Fossilien sind eine innige Verbindung mit dem umgebenden Gestein eingegegangen. Unter dem Binokular muss das anhaftende Material vorsichtig und mühevoll mit einem Stichel abgehoben werden. Dabei platzen auch oft Schalenfragmente der Schnecke ab. Selbst das anschliessende behutsame Strahlen mit Metallspänen entfernt nicht alle Anhaftungen.
Bild 20: Bei dieser Schnecke könnte es sich um Nerinea sp. Handeln.
Bild 21: Der Aufschluss. Vorne das graue Mergelmaterial, folgend die Korallenbank mit den Nerinea-Schnecken. Dann der letzte, schon etwas zugewachsene Abschnitt.
Nach etwa 20 Metern senkt sich das Profil wieder. Die Vegetation beginnt den Schotterhang zuzuwachsen. Beim Klettern im oberen Bereich halte ich mich an einem der holzigen Sträucher fest, wobei sich seine Wurzeln lösen. In dem, mit dem Wurzelgeflecht angehobenen Gesteinsmaterial entdecke ich eine grössere, runde Schnecke. Das Fossil liegt völlig frei, das ummantelnde Gestein ist schon stark verwittert. Eine kurze, intensive Suche zwischen (nicht unter!) den Sträuchern ergiebt mehrere dieser gut erhaltenen Schnecken.
Nach der Präparation per Stichel und kurzem Strahlen zeigte sich, dass auch diese Schnecken in Schalenerhaltung vorliegen. Leider haben auch sie bis heute keinen Namen.
Bild 22 + 23 : Diese Schnecken fanden sich im letzten Teil des Aufschlusses.
Ausrüstung für diesen Fundort: Hammer, Werkzeug wie z.B. kleines Messer zum vorsichtigen Nachgraben und Hebeln.