Nordrhein-Westfalen

Halterner Sande

Die folgenden Aufschlüsse finden sich alle an der A31 Ausfahrt Schermbeck . Etwa 500 Meter von der Ausfahrt ist das ausgeschilderte Rasthaus Freudenberg. Dort ist ein  Parkplatz (GPS-Position N51 42 08.3 E6 55 48.4 ) und ein kleiner Freizeitpark. Die Sandgruben befinden sich nicht gleich sichtbar auf allen Seiten der nahen Kreuzung mit der B224, jweils hinter einem schmalen Waldstreifen. Die dort abgelagerten Sande gehören zur Kreide des Münsterländer Beckens, genauer ins Santon. Dieser 300 Meter mächtige Sandkörper gehörte zu einer großen Sandbarriere vor der südlichen Küste dieses Meeres und erstreckt sich auf 900 Quadratkilometern zwischen Dorsten und Haltern. Es sind nicht umbedingt fossilreiche Ablagerungen, aber es gibt gelegentlich interessante Funde. Sandsteinkerne von Muscheln sind häufig. Bryozoen und Muscheln mit Schale sind schon seltener. Ebenfalls schön sind die großen Krebsbauten, die aus dem Sand herauswittern. Noch eine Anekdote von unserer ersten Exkursion: Bei der Beschreibung der Ablagerungsbedingungen erläutert der Exkursionsleiter, dass es sich um lagunäre Ablagerungen handelt, durch die Einflüsse der Süßwasserflüsse vom Festland mit stark schwankender Salinität. Seeigel kämen zum Beispiel nicht vor, weil diese unter solchen Bedingungen sofort absterben würden. Diese Bedingungen fördern also Artenarmut, da der schwankende Salzgehalt nur von einigen speziell angepassten Organismen verkraftet wird. Die Individuenzahl kann bei diesen Arten dann sehr groß werden, weil sie in dieser ökologischen Nische wenig Konkurrenz oder Feinde haben. Nach dem Ausschwärmen der Exkursionsteilnehmer bestätigten sich diese Ankündigungen. Außer Muschelsteinkerne und Krebsbauten war nichts zu finden. Ganz am Schluss habe ich dann aber einen wunderschönen herzförmigen Steinkern eines Seeigels aus der Wand geklopft. Große Augen beim Exkursionsleiter. Das Stück ist heute im Ruhrlandmuseum Essen.

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Die grün eingezeichneten aktiven Sandgruben kann man von der Straße aus leicht erreichen. Im Kartenausschnitt gibt es noch weitere ehemalige Aufschlüsse, die mittlerweile renaturiert wurden oder als Schiessplatz genutzt werden. Da es sich dabei um Landschaftsschutzgebiete handelt, dürfen diese nicht betreten werden. Alle Aufschlüsse sind in der Topographischen Karte TOP50 NRW auf CD eingezeichnet.

 

Zuerst einmal sollte man die tollen Landschaften genießen, die auf den Fotos schon stark an amerikanische Canyons erinnern.

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Der Eisengehalt des Sandes hat zur Ablagerungszeit geschwankt. Das ist ein Indiz für schwankende Niederschläge über dem Festland, was zu unterschiedlich starker Lösung von Eisen führte. So gibt es teilweise schneeweißen Sand und teilweise dunkelbraunen. Die Gruben  sind bis zu 15  Metern tief.  Der Abstieg von der Oberfläche ist problemlos, solange man in den Sand einsinkt und einen sicheren Stand hat. Vorsicht bei harten Platten kommt man leicht ins rutschen. Die Böden sind hier sehr arm, da es nur eine sehr dünne Humusschicht gibt. Darum gibt es hier sehr seltene Pflanzen und Tiere. In den Wänden brüten seltene Vögel im Frühjahr. Kurz das ist ein fragiles Biotop, das man auch als solches behandeln sollte. Leider werden die Gruben nach beendetem Abbau oft eingeebnet und zugeschüttet.



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Diese Gebilde entstehen wenn sich bei Niederschlägen Wasserrinnen bilden. Sie können mehrere Meter lang werden und sind sehr vergänglich. Ein paar Tage Wind und alles ist wieder eben.


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Die Krebsbauten werden mehrere Meter lang und wittern teilweise dreidimensional aus den Wänden heraus. Wer so etwas bergen will, sollte an einem schönen sonnigen Tag morgens vorsichtig Tiefgrund auftragen und mittags nach dem trocknen den Fund bergen.



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Diese dreidimensionalen Bryozoen sind sehr selten. Durchmesser der Stücke 1-5 cm. Ich kannte nur eine Stelle wo die vorkamen und diese Grube wurde leider renaturiert. Das bedeutet zugeschüttet und wieder bepflanzt.



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Muschelschalen findet man meistens in Bruchstücken, da die Sande schon in der Kreide umgelagert wurden.  Durchmesser 8 cm.


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Ein Teil eines Krebsbaus. Länge 5 cm

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Ein Serpulide auf einer Muschel. Durchmesser 3 cm.

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Verschiedene Serpuliden. Durchmesser 1-2 cm.

Diese Funde habe ich über einen Zeitraum von mehrere Jahre bei diversen Besuchen gemacht. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen , das die Häufigkeit von guten Fossilien sehr gering ist. Wer schon in der Gegend ist, sollte die quartären Sande bei Hullern noch besichtigen. Dort wird auf dem kargen Boden mittels Schafen eine Heidelandschaft kultiviert.