Frankreich

Beliebtes Revier: die Grands Causses in Südfrankreich (Bestimmungen aktualisiert, Sept. 2013)

Die Grands Causses sind eine Reihe von Hochflächen in Südfrankreich, südlich des Zentralmassivs bzw. darin übergehend. Sie sind durch tief eingeschnittene Flusstäler („gorges“) voneinander getrennt. Diese Flusstäler haben teils Canyon-Charakter und einige sind weit bekannt, zum Beispiel die Gorge du Tarn, die Gorge de la Jonte oder die Gorge de la Dourbie.

Im Herbst 2009 bin ich mit meiner Familie zum ersten Mal dort gewesen zum Fossilien suchen. „Une fois n’est pas coutume“, wie der Franzose sagt, also sind wir im Herbst 2012 in den Ferien noch einmal dorthin gefahren.

 

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Abb. 1: Nun sind wir da, und der Nebel ist auch da. An frühen Nachmittag wabert er noch im Tal des Tarn hinauf.

 

Dieses mal hatten wir uns für die Region um Canals entschieden, Moosleitners Buch war Ratgeber und Sönke konnte nur zustimmen.

In den letzten Tagen vor der Abreise habe ich fleißig „Luftaufklärung“ per Google Maps betrieben, was sich sehr positiv auf die Orientierung auswirkte. So konnten wir den ersten Fundpunkt genau entgegen der Moosleitnerschen Beschreibung von der Plateaukante her finden. Da das Gelände sehr unübersichtlich sein kann, empfiehlt es sich, vorher eingehend die Satellitenbilder zu studieren. Und es schadet überhaupt nicht, sich die 11 Euro für eine Landkarte im Maßstab 1:25.000 im nächsten französischen Supermarkt aus der Urlaubskasse zu nehmen. Diese hochdetaillierten Karten sind für unsere Zwecke nur nützlich und wärmstens zu empfehlen.

So starteten wir unsere Exkursion, und nach 1438 km kamen wir im Einsatzgebiet an, mieteten uns für vier Nächte in Millau auf einem Campingplatz ein und los ging’s! Am frühen Vormittag, gegen 9:00 Uhr, lag die Plateaukante nach Millau noch in Wolken, und bei unserer Fahrt nach Canals tappten wir mehr als einmal in dichtem Nebel. Das ist für den Herbst in der zweiten Oktoberhälfte typisch, daraus folgt dann auch der Tipp, auf jeden Fall Gummistiefel mitzunehmen. Die Mergelhänge bleiben selbst an Sonnentagen feucht, wenn es nachts stark „nebelt“. Vom Startpunkt Millau ging es zunächst den Hang der Causse hinauf, und dann den wohl bekannten Weg nach La Cavalerie. Wir sind dann kurz nach Les Infruts von der D 809 auf die D 7 nach Cornus abgebogen. Dort wollten wir den Einstieg in die Hänge suchen. Problem: wo stellt man einen VW-Bus hin?!? Natürlich an den Straßenrand…

 

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Abb. 2: Typische Morgensituation am 24. Oktober 2012: die Sonne hat Mühe, den Nebel von der Causse du Larzac zu heben. Eine Stelle zum Abstellen des Wagens ist gefunden (direkt neben der Durchgangsstraße), Stiefel angezogen und Rucksäcke aufgesetzt! Los geht’s!

 

Links der Straße hinter dem schwach zu erahnenden Waldrand ist die Kante des Hochplateaus. Ein Weg schneidet sich hindurch und läuft in nördlicher Richtung schräg am Hang hinab. An einer Abzweigung folgen wir dem Nebenweg geradeaus, links hinab ist der Weg zwar befestigt, aber da bellen auch Hunde. Die sehen wir später auch noch… Überall hier sind verstreut liegende Einzelhöfe, einige wegen der schlechten Bedingungen in der Landwirtschaft verlassen, und so muss man sich absichern, und wenn es mit lärmenden Hunden ist.

 

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Abb. 3: Ein verlassenes Gehöft zeugt von den Mühen der Bevölkerung in dieser Gegend. Wir durchqueren es schleunigst, und nach einigen hundert Metern sperrt ein Weidezaun den Weg ab.

 

Am hangabwärts liegenden Wiesenrand schlagen wir uns durch die Hecke (und über einen Weidezaun, bergab immer etwas Besonderes), der Hang wird etwas steiler, und dann kommt ein lockeres Eichenwäldchen, und als wir die ersten Bäume durchqueren, sehen wir plötzlich die Mergel vor uns liegen. Sie gehören zu dem nördlichen Fundpunkt bei Canals von Moosleitner. Es stellen sich auch sofort Funde ein. Omnipräsente Hildoceraten zeigen, dass wir uns im Toarcium befinden.

 

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Abb. 4: Kaum im Hang, geht der „Frühsport“ los. Rumpfbeugen, Kniebeugen und was sonst so nötig ist, um Fossilien zu bergen…

 

Gut, dass wir uns langsam fortbewegen, der Ton ist schmierig und die Vegetation zum Festhalten beim Ausrutschen nicht geeignet. Wacholder, Schlehen, Weißdorn und Heckenrosen halten prickelnde Überraschungen bereit.

 

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Abb. 5a: Ein Harpoceras von etwa 25 mm Durchmesser sitzt auf seinem kleinen Sockel und will mitgenommen werden.

 

Unter ständigem Bücken und Auflesen arbeiten wir uns hangabwärts vor. Ziel der Aktion ist es, unter die „schistes carton“ zu kommen, um dann im Pliensbachium vielleicht Amaltheen zu finden.

Ein Abflachen des Hanges mit Grasbewuchs kündigt einen lithologischen Wechsel an. Wo die Grasnarbe offen ist, sehen wir zweierlei: a) wir sind auf einer Kuhweide und b) blättrig-schiefriges Gestein zeigt die „schistes carton“ an. Noch einen Weidezaun überwinden, dann geht die Suche weiter.

Der Ausbiss der schistes ist steil, darunter wieder ungeschieferter Ton und Spuren von Grabungen. Sollte etwa….? Ja, die ersten Fragmente belegen das Vorhandensein von Amaltheen. Also wieder ausschwärmen und suchen. Schnell stellt sich der erste Fund ein, Diana hält einen Amaltheus hoch und fragt, ob das die „Richtigen“ seien. Breit grinsende Zustimmung meinerseits, und ab in die Tüte mit dem Burschen. In den Ton eingeschaltet sind hier einige Kalkbänke bis 15 cm Stärke, die ich besonders in Augenschein nehme. Bevor ich etwas entdecke, reißen mich aber „Wir haben Hunger, komm’ her!“-Rufe aus meinem Treiben. Ein knappes Dutzend Apfeltaschen später geht es aber wieder ans Werk, und mir fällt ein Brocken aus einer Kalkbank in die Hände, in dem sich ein angebrochener Amaltheus von etwa 10 bis 12 cm Durchmesser versteckt. Beim Hochheben fällt ein Stück ab, ich muss vorsichtig sein. Die Suche nach dem Anschlussstück im Schutt und in der Kalkbank bleibt leider ergebnislos. Den Rest des Hanges trage ich den Brocken hinab, um ihn dann schweren Herzens liegenzulassen. Er ist mir irgendwie zu unkomplett, und das Bröckeln spricht gegen einen weiten Transport.

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Abb. 5b: Ein stattlicher Amaltheus von etwa 35 mm Durchmesser – wenn so etwas offen liegt, freut man sich besonders.

 

Hier verlieren sich nun die offenen Tonflächen, wir stehen wieder in reinem, immer noch abschüssigen Weideland. Schnell ist der Entschluss gefasst, nicht wieder den Hang hinaufzuklettern, sondern hangabwärts zur in Sichtweite befindlichen Straße zu gehen und dann talaufwärts auf den Weg zum Auto zu stoßen. Wir erinnern uns an das Hundebellen…

Und richtig, der Weg führt zu einem Bauernhof (und mitten hindurch!), auf halber Höhe zum Plateaurand. Meine Prophezeiung „Passt auf, da ist ein Hund!“ wird durch das Bellen und Heransprinten von drei Wachhunden mehr als bewahrheitet. Der Bauer wird freundlich gegrüßt, was im Kommando seinerseits zur Ruhe an die Hunde quittiert wird. Und weiter geht es, nur der kleinste, ein Terrier, verfolgt uns noch ein gutes Stück unter heftigsten Missfallensäußerungen. Als weder abzuwehrende Verstöße unsererseits noch Leckerlis aus unseren Taschen sichtbar wurden, ließ er dann aber doch von uns ab.

Im Bus werden die Rucksäcke abgeworfen, dann fahren wir die D 7 weiter nach Cornus. Im Ort biegen wir nach La Bastide ab, an der Abzweigung vor Le Causse Salan halten wir und machen Mittagspause.

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Abb. 6: Oben die Doggerkalkwand, vorne die Mittagspause. Und von den Hügeln neben dem Bus schon das nächste Ziel in Sicht.

 

Auf der Fahrerseite lachen uns Mergelhänge an, die aber nicht sehr „gehaltvoll“ sind. Gebrochene Belemnitenrostren in allen Längen, sonst nichts. Aber von den Höhen sieht man unterhalb der Felswand größere Aufschlüsse im Weideland. Da wollen wir hin. Also nach dem Essen die Stiefel wieder an, Rucksäcke auf, und an einer gedachten Linie entlang den Aufschlüssen entgegen. Ein großer Halbkreis aus Bienenkästen beendet unseren Vordrang. Die Alternativroute ist wenig besser. An einem Ackerrain entlang, durch ein Dornendickicht, über zwei Stacheldrahtzäune, nur, um auf einer Straße zu landen. 50 Meter die Straße entlang, und dann liegen die ersten Aufschlüsse, nur durch einen Elektrozaun getrennt, vor uns.

Die Kuhfladen sind auch schon gut eingetrocknet, also gehen wir mal von einer unbesetzten Wiese aus. Ein Bachlauf durchzieht die Weide und trennt auch die Mergelflächen in einen sehr kleinen unteren und den restlichen oberen Teil. Die Hänge sind leicht bewachsen, doch durch die Viehhaltung bleibt das Gestrüpp klein und locker. In den Freiflächen liegen die Fossilien in der bekannten Weise, Zusammensetzung ähnlich wie am ersten Fundpunkt im oberen Teil, nur weniger Hildoceraten. Und die schistes carton fehlen, ebenso wie die darunter liegenden Schichten. Nicht aufgeschlossen.

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Abb. 7: Das Vieh hält den Bewuchs im Zaum, sonst stünden hier schon dichte Büsche.

 

Von den Höhen aus sehen wir etwas weiter zur Plateaukante noch einen Aufschluss, mit schwarzem Ton und absolut vegetationsfrei. Einige Weidezäune, viel Buschwerk und einen Bachlauf später stehen wir am Fuß dieser Stelle. Zersplitterte Tontauben lassen uns erahnen, dass es vielleicht gut ist, dass wir kein Wochenende haben.

 

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Abb. 8: Am Rande einer Mülldeponie und scheinbar ein „wilder“ Schießplatz – kein guter Ort.

 

Die Suche gestaltet sich einfach. Wo nix ist, muss man nicht lange suchen. Ausnahme: auf den Kämmen liegen einzelne Schnecken.

Wir entschließen uns, umzukehren. Um nicht wieder durch alle Weideabsperrungen klettern zu müssen, gehen wir am Bachlauf entlang. Dummerweise hat er hier einen Steilhang in den Ton gefressen. Ich spiele den „Pfadfinder“, Roman folgt mir und Diana bildet die Nachhut.

 

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Abb. 9: Gangnam Style? Ministry of silly Walks? Weit gefehlt – die Förster trotzen der Schwerkraft.

 

Dann durch ein Eichen-Weißdorn-Dickicht, und schon sind wir auf unserer Einstiegsweide. Wieder auf der Straße stellen wir dann verblüfft fest, dass wir, wenn wir gleich auf sie vertraut hätten, uns den Exkurs über die Bienenstöcke und den Feldrain hätten sparen können…

Der Tag klingt auf dem Camping mit dem Reinigen von Ausrüstung und Mannschaft aus, nach einem guten Essen sind wir froh, die Beine in unseren Schlafsäcken mal gerade strecken zu können…

Am nächsten Morgen ist der Himmel grau, wir lassen uns aber nicht abschrecken. Heute sollen die südlichen Fundpunkte in Canals besucht werden. Also auf, auf! Zuerst aber besuchen wir das Chaos von Montpellier-le-vieux.

 

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Abb. 10: Der Eindruck einer verlassenen Stadt aus Stein: so stellte sich den Hirten die von der Erosion gestaltete Felslandschaft des Chaos von Montpellier-le-Vieux dar, und da Montpellier die einzige steinerne Stadt war, die sie kannten, benannten sie den Platz eben „Alt-Montpellier“

 

Nach heftigem Rauf und Runter und starkem Wind auf dem Rundweg müssen wir uns etwas entspannen, also fallen wir nach dem Mittagessen im geplanten dritten Aufschluss ein. Man kann von der Straße schon hinübersehen.

 

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Abb. 11: Neuer Aufschluss, neues Glück: nur die Wiese überqueren (und den Bach und den Zaun, die man nicht sieht).

 

Am Fuß der Hänge die Ernüchterung: kaum Fossilien – Ammoniten nur in Bruchstücken, oder als flachgedrückte Pyrit-/Limonit-„Bleche“, aber jede Menge Schnecken, wieder die, die wir schon am oberen Hang von Cornus hatten…

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Abb. 12: Schnecken, fossil oder rezent, und keine Kräuterbutter... brrh, igittigittigitt, letzterer Eintrag wird gestrichen…

 

In den höheren Teilen verschwinden die Ammoniten fast ganz, nur ein paar Belemnitenrostren ergänzen die Schnecken. Am Top der Hänge dann Schutt aus mehreren flachen Kalkbänken, mit Schnecken und – Ammoniten in Kalkerhaltung! Einige Bruchstücke und ein ganzes Exemplar wandern in die Beutel.

Wir sind mit der Ausbeute nicht zufrieden und beschließen, den nördlichen Teil der Fundstelle (auf der anderen Hangseite, vom Vortag) nochmals zu besuchen. Wo die Straße den trennenden Höhenzug quert, kann man ihn am gegenüberliegenden Hang erkennen. Aber dieser Teil liegt weiter östlich am Talbeginn als der gestern besuchte Abschnitt. Moosleitner empfiehlt, von der Straße her zu dem Aufschluss hinüberzusteigen. Nach wenigen –zig Metern geben wir auf. Dornensträucher, Dickicht und die Neigung lassen keinen Abstieg zu. Zumal man am anderen Hang wieder aufsteigen müsste. Zurück zum Wagen, Lage peilen. Wir erkennen einen Weg rechts vom Aufschluss und eine Kerbe im Bergrücken, die auf einen „Pass“ hinweist. Wir fahren also wieder zur D 7 und suchen diese Kerbe von der anderen Seite aus.

Logischerweise finden wir den Weg, und wir gelangen wirklich zum Objekt der Begierde. Wir finden sofort und reichlich – selbst Lytoceraten liegen herum, wenn auch nur als Bruchstücke. Die Funde an Innenwindungen sind erstaunlich groß, bis 70 mm Durchmesser reichen unsere Funde.

Ich kann auch hier keinen Übergang zu den schistes carton ausmachen, hatte ich mich doch wieder auf Amaltheen gefreut. Außerdem werden Zeit und Licht knapp. Den Aufstieg zum Auto machen wir schon in der Dämmerung, auf der Rückfahrt liegt Millau heute schon in abendlichem Lichterglanz unter uns.

 

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Abb. 13: Ende eines langen Sammeltages – in der Dämmerung liegt Millau im Tal, es trennen uns nur noch ein paar hundert Höhenmeter vom Campingplatz…

 

Die folgende Nacht bringt Regen und Wind. Mein 3.-Klasse-Schlafplatz im Dach des Campers ist morgens etwas klamm, ich freue mich auf ein paar Becher heißen Tee. Nach Studium der Wanderkarte 1:25.000 nehmen wir uns vor, erst noch einmal unseren ersten Fundpunkt dieses Urlaubs, beschränkt auf das Domerium und die Amaltheen, von der Straße aus aufzusuchen. Danach wollen wir noch nach le Clapier, als Abschluss unserer Sammelei.

Auf der Fahrt zum Fundpunkt regnet es immer wieder, mir schwant Böses. Auto abstellen, alle nässeempfindlichen Geräte im Auto gelassen, Straße überqueren und Weidetor aufmachen. Ich stehe beim Halten des losen Torteiles in der Durchfahrt. Die Rinder haben hier ganze Arbeit geleistet, nach dem Verschließen des Tores muss ich Stiefel und Füße getrennt aus dem Schlamm ziehen. Nach dem Erklimmen des ersten Hügels sehen wir, dass wir nicht allein sind. Einige Rinder bevölkern die Weide…ohne sich um uns zu kümmern.

Im Aufschluss finden wir rasch unsere Spuren wieder, und dank des Regens auch noch neu freigewaschene Ammoniten. Ich untersuche die Kalkbänder noch einmal und finde auch einen kleineren Amaltheus im Kalk. Und was glaubt man, auch meinen liegengelassenen Kalkbrocken sehe ich wieder. Diesmal stecke ich ihn ein, viel Freude sollte ich aber nicht daran haben später.

Unter leichtem Regen kehren wir zum Auto zurück. Wir fahren nun weiter nach le Clapier, der Regen steigert sich zu heftigen Güssen. Dabei passieren wir auch den Canals-Aufschluss vom Vortag, der jetzt unerreichbar ist, weil der Bach die halbe Wiese davor einnimmt heute…

In le Clapier nehmen wir erst mal eine Stärkung zu uns, dann lässt der Regen nach und es hellt auf, selbst blauer Himmel blitzt durch. Also raus in den Aufschluss, durch den angeschwollenen Bach. Vorsichtshalber haben wir auch unsere Portemonnaies und Ausweispapiere jetzt in Plastikbeutel verpackt…

 

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Abb. 14: Der Bus vor der Silhouette von le Clapier: noch ist alles in Ordnung…

 

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Abb. 15: Da fließt jetzt etwas Wasser im Bach – in einer halben Stunde soll der FLUSS unüberwindbar sein…

 

Keine dreiviertel Stunde später müssen wir zwangsweise abbrechen. Ein heftiger Guss verwandelt die Rinnen in Sturzbäche, die Hänge scheinen nur aus Schmierseife zu bestehen, und die Suppe läuft zwischen Rucksack und Rücken durch, tropft in die Gummistiefel, saugt sich in die Hosen, klettert in den Klamotten hoch unter die Regenjacken. Nass wie die Katzen mit entsprechender Laune ziehen wir uns im Bus um, Gasheizung an und Aufbruch zum Camping. Das Wetter hat sich auf Dauerregen eingependelt, auf den Causses ist es nicht besser, und am Camping stellen wir fest, dass der Tarn schon einen Meter höher ist als am Morgen…

 

Unsere letzte Nacht wird recht feucht, wegen der „Wäsche“, die zum Trocknen im Bus hängt. Am nächsten Morgen treten wir die Rückfahrt an.

 

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Abb. 16: Ein letzter Blick auf die Causses, mit der „Ligne des Causses“ in Vordergrund (Eisenbahn heißt mein anderes Laster), dann geht es bei Schneetreiben die Autobahn nach Norden entlang…

 

Wir wollen noch die Bourgogne heimsuchen. Vier Tage später sind wir wieder zu Hause, und nun geht das Schrubben los.

 

 

 

 

Einige Wochen später, die Funde sind längst gesäubert, aber noch nicht konserviert oder gar archiviert, denn es ist einiges dazwischengekommen, nehme ich einen weiteren Anlauf, diesen Bericht zu vervollständigen. Die Beschaffung von Kunststoffsortierkästen mit Klappdeckeln zur Aufbewahrung der Funde zahlt sich nun aus, ich kann mühelos eine Auswahl von Fossilien pro Fundstelle zusammenstellen, um sie „fertigzumachen“ und zu Fotogruppen zusammenzustellen.

 

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Abb. 17: Bei der Bestimmung lehne ich mich an die Bildtafeln in Moosleitners Buch „Fossiliensammeln in Südfrankreich“ und meinen Bericht über den Causses-Besuch 2009 auf Steinkern.de an.

 

Die Fundorte habe ich „sinnfällig“ in der Reihenfolge unseres Besuches benannt, eine kleine Skizze soll die Lage verdeutlichen. Canals 1 ist der Fundort nordöstlich von Canals, den wir von N von der D7 aus erreicht haben, mit den netten Wachhunden. Canals 2 liegt östlich von Canals südlich der D140. Canals 3 liegt östlich des Brechpunktes der D140 am gegenüberliegenden Hang, Moosleitner beschreibt den Zugang von der D140, wir sind aber von der D7 zu der Stelle abgestiegen. Cornus bezeichnet die Fundstelle östlich des gleichnamigen Ortes unterhalb der Causses-Kante. Zu Le Clapier muß ich wohl keine weitere Erklärung geben, die Stelle ist allgemein bekannt.

Nachtrag: nach der Veröffentlichung des Berichtes habe ich große Bestimmungshilfen von einigen "Steinkernen" bekommen. Daher konnte ich den Bericht nochmals überarbeiten und mit zusätzlichen Informationen ausstatten. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für die Unterstützung bedanken, in besonderem Maße bei Danylo für die Mühe bei seinem massiven Einsatz. Nun sollte dieser Bericht auch ein wenig als Bestimmungshilfe für andere Causses-Läufer taugen!

Nun aber wirklich die Lageskizze...

 

Bild 18 Lageskizze

 

Abb. 18: Funde von Canals 1 (oben bedeutet oberhalb der „schistes cartons“)

 

Bild 19 Canals 1 Hildoceras 26784

Abb. 19: Ein mit 60 mm für die Causses mächtiges Hildoceras bifrons im „geputzten Fundzustand“. Es empfiehlt sich nicht, die Mergelverkrustungen weiter zu entfernen – darunter sind bestenfalls Fehlstellen, meist aber nur mulmiger Rost.

 

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Abb. 20: Eine Auswahl von Hildoceras in unterschiedlichem Zustand. Zu den Mergelkrusten ist oben schon alles gesagt, das rechte Hildoceras zeigt im Nabel, was das Entfernen des Mergelknopfes bringt: Fehlstelle und Rost.

 

Bild 21 Canals 1 26786

Abb. 21: Osperleioceras bicarinatum

 

Bild 22 Canals 1 26787

Abb. 22: einige Catacoeloceras , oben links C. engeli MONESTIER, 1931, unten rechts C. raquianum D’ORBIGNY, 1844, der Rest C. jordani GUEX, 1972.

 

Bild 23 Canals 1 26788

Abb. 23: Diesen Sixpack ordnen wir wie folgt ein: die 5 linken Stücke müssten Septimaniceras sein, der Kollege rechts unten ist dicker: Porpoceras. Der Übergang von relativ glatten Innenwindungen mit einzelnen weitständigen und bedornten Rippen zu dicht-feingerippten Außenwindungen geschieht recht abrupt.

 

 

Bild 24 Canals 1 26790

Abb. 24: ein kleiner „Dicker“ – anzusprechen als Mercaticeras. Eine Thetys-Form und in der Fauna der Causses damit selten.

 

 

Wenn ich von Canals 1 unten spreche, meine ich Domerium, unterhalb der „schistes cartons“

 

Bild 25 Canals 1 26792

 Abb. 25: ein netter Amaltheus margaritatus DE MONTFORT, 1808 .

 

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Abb. 26: Keine Lust, den Mergel weiter zu entfernen – die Enttäuschung liegt bei diesem Amaltheus unter der Kruste!

 

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Abb. 27: Wenn man den Mergelknopf doch entfernt, bleibt bestenfalls ein Loch im Nabel – unten rechts!

 

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Abb. 28: einige bedornte Amaltheen – Amaltheus gibbosus SCHLOTHEIM, 1820. 

 

 

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Abb. 29: links zwei Pleuroceras sp., rechts oben daneben ein Alocolytoceras audax, und dann verließen sie ihn. Unten in der Mitte zwei recht coronate Ammoniten mit prominenten Knoten an der Umbugkante, gut zu sehen am Exemplar rechts oben in Bauchlage. Danylo hilft weiter: Amaltheus cf. gloriosus HYATT, 1867.

Die drei Kameraden in der oberen Reihe und rechts kann ich nicht benennen. Aber Danylo und Sönke können: oberste Reihe links Amaltheus striatus HOWARTH, 1955. Und rechts daneben Fuciniceras amalthei OPPEL, 1853. Rechts unten der große Bursche dann wohl ein Protogrammoceras, nach Danylo eher selten.

 

 

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Abb. 30: Eine Handvoll Brachiopoden in Begleitung eines Phylloceras. Obere Reihe von links: 1 + 5 Cirpa boscensis , 2 bis 3 + 6 Gibbirhynchia amalthei Untere Reihe von links: 1 + 5 Gibbirhynchia liasica, 2 + 3 Zeilleria cornuta, 6 wieder Gibbirhynchia amalthei , 5 der Außenseiter.

 

 

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Abb. 31: Schnecken und Muscheln: links vier Angulomphalus expansus, drei Pyrit/Limonitkerne weiterer Schnecken, oben rechts drei Muscheln der Gattung Plicatula spinosa und darunter zwei Palaeonucula acuminata

 

Nun Funde aus der östlich von Canals gelegenen Stelle, hier Canals 2 genannt

 

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Abb. 32: Links ein arg verkrusteter Ammonit, der sich einer endgültigen Bestimmung widersetzt. Rechts ein ebenfalls noch unbestimmter, ausnahmsweise nicht verkiester Ammonit.

 

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Abb. 33: teils „Blech“, teils verkrustete Ammoniten und einige halbwegs ansehnliche Exemplare. Die Bestimmung lasse ich offen, vielleicht ergeben die noch nicht archivierten Funde der Exkursion noch nähere Anhaltspunkte, dann mehr dazu.

 

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Abb. 34: Beschalte Exemplare und Pyritkerne von Amphitrochus subduplicatus.

 

Funde wieder vom Hang nördlich von Canals, an der östlichsten Stelle – Canals 3

 

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Abb. 35: links sieben Catacoeloceras , davon unten zwei C. confectum BUCKMAN, 1923, und darüber in der Mitte C. raquianum D’ORBIGNY, 1844. rechts neun Phymatoceraten, die Exemplare mit * könnten Hammatoceras sein.

 

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Abb. 36: Fünf Hildoceras, unten links H. bifrons, sonst H. semipolitum, das kleine rechts unten ist irisierend aufgelegt, rechts fünf Paroniceras sternale, darunter links ein Porpoceras und rechts ein Septimaniceras, siehe auch Abb. 23.

 

Bild 37 Canals 3 26812

Abb. 37: Die linke Gruppe besteht aus links oben ein Catacoeloceras sowie sechs Collina mucronata D’ORBIGNY, 1844.Rechts daneben einige Bestimmungs-Problematika, die im Original begutachtet werden müssten.

 

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Abb. 38: links unten und darüber Phylloceras heterophyllum SOWERBY,1820, daneben Holcophylloceras calypso D’ORBIGNY, 1844 und zwei Alocolytoceras trautscholdi OPPEL, 1863, und schließlich rechts unten ein Lytoceras sp.

 

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Abb. 39: Links zwei Polyplectus discoides ZIETEN, 1831, rechts Haugia, und oben in der Mitte Pseudogrammoceras.

 

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Abb. 40: Studie zur Erhaltung: verkrustet bis fast perfekt erhalten – je kleiner, desto besser. In der Mitte ein Harpoceras soloniacense LISSAJOUS, 1906.

 

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Abb. 41: Überwiegend Osperleioceras bicarinatum

 

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Abb. 42: eine Handvoll Osperleioceraten, darunter auch irisierende Exemplare

 

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Abb. 43: Zur Abrundung noch einige Pyritkerne von Schnecken.

 

Funde aus dem Aufschluß bei Cornus

 

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Abb. 44: Hildoceras bifrons – je kleiner, desto feiner.

 

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Abb. 45: ÜberwiegendOsperleioceraten

 

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Abb. 46: Catacoeloceras sp., unten links C. engeli, obere Reihe rechts C. confectum

 

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Abb. 47: Phymatoceras robustum , ein kleines Hildoceras und ein kleines Lytoceras – Bestimmungsversuch trotz geringer Größe…

 

 

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Abb. 48: Phylloceras heterophyllum.

 

Bild 55 Cornus 26782

Abb. 49: ein Catacoeloceras dumortieri MAUBEUGE, 1949, wenigstens 1 ¼ Windungen, und ein Sichelripper in Calciterhaltung

 

Bild 56 Cornus 26783

Abb. 50: Drei eher schlecht erhaltene Amphitrochus subduplicatus vom wilden Schießstand

 

Noch einige Funde aus unserem „amphibischen“ Einsatz in Le Clapier

 

Bild 70 LeClapier Hildoceras 26774

Abb. 51: links ein verkrusteter Ammonit, dann ein Collina mucronata D’ORBIGNY, 1844und ein Hildoceras bifrons

 

Bild 71 LeClapier 26775

Abb. 52: aus dem „Spülsaum“: Alocolytoceras angustum MONESTIER, 1921, Holcophylloceras calypso und ein Paroniceras sternale 

Bild 72 LeClapier 26776

Abb. 53: Zum Schluß noch ein Holcophylloceras calypso und ein Catacoelocoras crassum.

 

Dank

Für Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Bestimmungen danke ich Danylo Kubryk (München).

 

Und ich würde mich freuen, wenn dem Einen oder Anderen der Bericht ein Schmunzeln entlocken konnte.

 

In diesem Sinne wünsche ich Allen frohes Suchen und Finden!

 

Thomas Förster

 

Literatur:

MOOSLEITNER, G. (2002): Fossilien sammeln in Südfrankreich, 208 S., Goldschneck Verlag.

 

PS: Dem aufmerksamen Leser wird jetzt eine Frage im Sinne brennen – was hat der Förster mit dem großen Amaltheus gemacht, den er im zweiten Anlauf doch noch eingesteckt hat?

 

Nun, wie schon gesagt, viel Freude habe ich nicht daran gehabt. Er hilft mir jetzt, ein Schlammloch zu stabilisieren, in das ich ihn versenkt habe, nachdem er sich beim Präparieren immer weiter in Bruch verwandelt hat. Die Kalkbank hat der Witterung wohl schon länger die Stirn geboten, und so war der Brocken von vielen unsichtbaren Rissen durchzogen, an denen entlang er immer wieder zerbröselt ist – schneller, als man kleben konnte.