Frankreich

Ein Bericht vom Tag des offenen Steinbruchs in Fresney-le-Puceux (Calvados)

Am 26. September 2009 besuchten wir (Familie Simonsen) im Rahmen eines zweiwöchigen Urlaubs im Calvados den Steinbruch Fresney-le-Puceux, der einige Kilometer südlich der Départementhauptstadt Caen liegt. Dies war uns nur deshalb möglich, weil die „Carrière Roche Blain“ zufälligerweise just zum Zeitpunkt unseres Besuchs zum Tag des offenen Steinbruchs einlud. Wir wurden darüber informiert, als wir wenige Tage vorher im Büro um eine Sammelerlaubnis gebeten hatten. Unser Gesuch wurde zwar freundlich (und bestimmt) abgelehnt, aber eben auch mit der Einladung zum Tag des offenen Steinbruchs verbunden.
Die Ablehnung der Bitte um eine Begehungserlaubnis lässt sich im Hinblick auf die gigantischen Maschinen und die beträchtlichen Steilwände im Steinbruch durchaus nachvollziehen. Aus verschiedenen Quellen habe ich auch gehört, dass es vor über einem Jahrzehnt dort einmal einen tödlichen Unfall gegeben haben soll. Unter diesen Aspekten kann man verstehen, dass eine unkontrollierte Begehung dort unerwünscht ist und sollte dies auch respektieren.
Dennoch wäre es wünschenswert, zumindest einige Male jährlich für angemeldete Sammlergruppen eine Begehung zu ermöglichen. Dies könnte sogar dazu beitragen, die Anzahl illegaler Begehungen (die gibt es, oder woher kommt das immer neue Material von Fresney im Handel?) eindämmen und würde interessante Studienmöglichkeiten für die stark kondensierten und entsprechend fossilreichen jurassischen Schichten eröffnen. Da ich vermute, dass die im Vergleich zum paläozoischen Sockel geringmächtigen Lias- und Doggerschichten, lediglich Abfallprodukte beim Abbau darstellen, wäre es theoretisch auch mit vertretbarem Aufwand möglich, am Rande des Steinbruchsgeländes Haldensammeln in kleinerem Maßstab zu ermöglichen. Ich hoffe, dass es dort irgendwann einmal, vergleichbar vielleicht mit dem "Modell Sengenthal", einen Zugang geben wird.

Der Tag des offenen Steinbruchs
Am frühen Nachmittag des 26. September kamen wir in Fresney an und wurden dort freundlich von Mitarbeitern der Carrière Roche Blaine begrüßt. Es waren einige Stände aufgebaut und auch einige der Abbaumaschinen waren für die Besucher aufgestellt worden – und sogar bis ins Führerhaus begehbar.

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Abb. 1: Im Vordergrund einer der gigantischen zu besichtigenden Muldenkipper. Im Hintergrund ist der Bus zu sehen, mit dem wir erst um den Steinbruch herum und dann in den Steinbruch fuhren.

Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass wir an einer Busfahrt teilnehmen könnten, bei der der Steinbruch erläutert werde. Natürlich machten wir die Fahrt mit. Wenn ich es richtig verstanden habe, wies der Referent (Betriebsleiter) während der Fahrt darauf hin, dass jährlich gigantische 100 000 Tonnen Gestein in Fresney abgebaut werden – genau soviel, wie dem Steinbruchbetrieb als jährliche Fördermenge zugebilligt werde.

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Abb. 2: Erläuterungen durch einen Betriebsleiter bei der Fahrt um das Steinbruchgelände herum.

Erstmal ging es einmal oben auf öffentlichen Straßen um das Steinbruchsgelände herum, wobei man wenig sehen konnte. Interessanter war dann die Einfahrt in den Steinbruch selbst, die auf einer Teerstraße möglich war. Jetzt konnte man das gesamte Areal einsehen.

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Abb. 3: Blick vom Halt des Busses in den Steinbruch mit seinen Abbaustufen innerhalb des Paläozoikums. Die gelbliche Überdeckung ganz oben, wird durch die fundträchtigen Juraschichten gebildet, aus denen auch die Haldenkippung am unteren Bildrand besteht.

Der Bus fuhr bis zum Ende der Straße vor und an einem Platz, der mit aus Juragesteinen geschütteten Wällen abgeschirmt war (wohl eigens für die Steinbruchsbesichtigungen an diesem Wochenende), konnten wir aussteigen.

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Abb. 4: Haldenschüttungen jurassischen Materials. Auf der linken Seite des kleinen Walls konnte ich suchen und fand dort die gut überlieferte Pseudopecten (Abb. 9).

Ich lauschte etwas weniger gebannt der Fortsetzung des Referats als die anderen Besucher und ließ stattdessen den Blick (freilich innerhalb der Absperrungen) etwas schweifen. Fragmente von Ammoniten und Belemniten sichtete ich nach kürzester Zeit, schon recht bald danach zwei Schneckensteinkerne – einer davon sogar mitnehmenswert (Pleurotomaria) und dann fand ich noch eine pectinide Muschel in ausgezeichneter Schalenerhaltung.Na, immerhin! Nach zehn Minuten war ich dann der Letzte der wieder in den Bus einstieg... Schade, denn ganz gewiss wäre auch ohne Werkzeug durch bloßes Ablesen der Halden noch Einiges mehr zu finden gewesen.

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Abb. 5: Auf einer der tieferen Terassen (praktisch "zu ebener Erde") wurde weiteres Abbaugerät präsentiert und erklärt.

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Abb. 6

Zurück am Ausgangspunkt der Busfahrt, meldeten wir uns bei einem der Mitarbeiter, der uns vorher in Aussicht gestellt hatte, uns die kleine betriebseigene Fossilienkollektion zu zeigen. Er schloss freundlicherweise extra für uns die Räumlichkeiten auf, aber leider waren nur zwei der Sammlungsstücke (ein Cenoceras und ein Lytoceras) aus Fresney-le-Puceux. Alle anderen Fossilien und Mineralien waren bunt zusammengewürfelt aus aller Welt. Schade eigentlich, wo doch der eigene Steinbruch ein schier unerschöpfliches Reservoir an Fossilien bietet.

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Abb. 7: Ein großes Lytoceras aus dem Lias von Fresney-le-Puceux.

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Abb. 8:  Oben links ist ein Nautilus der Gattung Cenoceras aus dem Lias von Fresney-le-Puceux zu sehen. Die anderen Fossilien und Mineralien stellen eine bunte Mischung quer durch´s paläontologisch-mineralogische Gemüsebeet dar - die Schieferplatte links unten etwa stammt aus Holzmaden.

Wir hatten natürlich insgeheim gehofft, dass sich der Tag ähnlich wie ein Tag des offenen Steinbruchs in Gräfenberg gestalten würde, aber die Betreiber wollten vermutlich gar nicht erst bei der heimischen Bevölkerung Begehrlichkeiten wecken.
Immerhin erhielten wir noch T-Shirts, Mützen und weitere Werbegeschenke mit dem Aufdruck CRB (Carrière Roche Blaine) – so dass uns außer den gesammelten Impressionen und neben der schönen Pseudopecten noch ein paar weitere Souvenirs von diesem Tag bleiben.

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Abb. 9: Vermutlich in den Unteren Jura gehörende, wunderbar schalenerhaltene und doppelklappige Pseudopecten cf. equivalvis mit einer Größe von knapp 7 cm. Eine allzeit nette Erinnerung an den Besuch in Fresney-le-Puceux.

Wir danken den Mitarbeitern der CRB (Carrière Roche Blaine) für die Aufgeschlossenheit und die Möglichkeit der Steinbruchsbesichtigung.
Wir würden uns freuen, irgendann einmal wieder zu kommen und dann im Steinbruch ausgiebig suchen zu dürfen.

Literatur zu Fresney-le-Puceux:
Dommergues, Dugue, Gauthier, Meister, Neige, Raynaud, Savary & Trevisan:
Les ammonites du Pliensbachien et du Toarcien basal dans la carrière de la Roche Blain (Fresnay-le-Puceux, Calvados, Basse Normandie, France). Taxonomie, implications stratigraphiques et paléobiogéographiques. ZUM DOWNLOAD
(Arbeit in französischer Sprache mit englischem Abstract - und diversen Bildtafeln)