Frankreich

Fossilien aus dem Carixium der Causse du Larzac

Die Causse du Larzac
Die Causse du Larzac ist eine Hochebene, gelegen in Südfrankreich, nur ca. 100 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Die nächstgelegene größere Stadt ist Millau - mittlerweile bekannt durch das riesige Viadukt:

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Das wahrlich monumentale "Viaduc de Millau" überspannt die Schlucht des Tarn

Die Grands Causses und im speziellen die Causse du Larzac sind ein Bekanntes Dorado für Fossiliensammler - besonders berühmt sind in Sammlerkreisen die "Terres noires", welche reiche verkieste Ammonitenfaunen lieferten und nach wie vor liefern - nach jedem Regenfall werden dort wieder gute Ammoniten freigespült. Doch die Mergel des Toarc und auch diejenigen des Domeriums sollen ein ander Mal besprochen werden, hier geht es nun um das Carixium.

Das Carixium der Causse du Larzac
Das Carixium (Lias, Unteres Pliensbach, Alter um 190 Millionen Jahre) besteht aus Bankkalken mit Mergelzwischenlagen, stellenweise jedoch auch ausschließlich aus Mergeltonen, andernorts hingegen nahezu ausschließlich aus Kalkbänken. Die Gesteinsmächtigkeit beträgt entlang der Linie Mende - Millau bis zu 50 Meter. Die grauen bis gelblichen Kalke und Mergelkalke enthalten stellenweise allerhand Fossilien - nennenswert sind hier vor allem große Ammoniten, doch dazu später mehr. Wer jedoch im Carixium selbst sammeln will, ist mit der Problematik konfrontiert, dass gute Aufschlüsse in diesen Schichten in der Causse du Larzac eher Mangelware sind. Zwar gibt es manches Bachbett, dass Carixiumkalke durchschneidet, doch lässt die Erhaltung der zu findenden Fossilien in der Regel (soweit mir bekannt) zu wünschen übrig, außerdem gestaltet sich, wenn Großfossilien sichtbar sind, deren Bergung derart schwierig, dass es des Öfteren vorkommt, dass man von anderen Sammlern zurückgelassene Fossilfragmente findet. Das Gestein des Carixium tritt jedoch - so lesen wir in A. E. Richters unentbehrlichem Sammelführer "Südfrankreich und seine Fossilien" -gelegentlich auch auf Feldern und Wiesen zu Tage, wo ebenfalls Fossilfunde möglich sind (allerdings nur, wenn diese nicht bestellt sind, versteht sich!).

Die Fossilführung des Carixiums der Causse du Larzac
Die Fossilien des Carixiums liegen hauptsächlich in kalkiger Erhaltung vor, sicherlich wünscht sich der Sammler eher Stücke aus Calzit oder Pyrit, andererseits besteht so beispielsweise die Gefahr des "Ausblühens", wie beim Pyrit, nicht. Außerdem macht die Größe der (möglichen) Funde einiges wieder wett. Die Größe der Fossilien reicht nämlich bis ca. einem knappen Meter Durchmesser (im Museum von Millau liegt ein mächtiger Radstockiceras!). Nicht selten erreichen die Stücke anscheinend die 20 cm Marke, wie ich selbst erfahren durfte. Die häufigsten Funde sind Lytoceraten, kaum seltener sind Liparoceraten und auch Nautiliden werden in der Literatur als häufig beschrieben. Die Leitarten bei den Ammoniten sind eher weniger stark vertreten, dominant sind die besagten "Durchläuferarten" (Lytoceras, Liparoceras).

Das Museum von Millau
Das Musée de Millau beherbergt eine ausgewählt interessante Kollektion von Fossilien. In diesem Kontext ganz besonders erwähnenswert sind natürlich die Stücke aus dem Carixium, darüber hinaus kann man sich jedoch auch Funde des Domerium und des Toarc anschauen - selbstverständlich alles Stücke aus der Region.
Begutachten kann man zudem reichlich galloromanische Kunstgegenstände, die ebenfalls aus der Region stammen.
Über die Öffnungszeiten etc. kann man sich über den folgenden Link Aufschluss verschaffen: Musée de Millau
Es folgen einige Bilder der ausgestellten Fossilien - wohlgemerkt wird hier nur ein kleiner Teil der sehenswerten Ausstellung (die das Eintrittsgeld wirklich wert ist) gezeigt.

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Mehrere große Liparoceras (Becheiceras) gallicum, Musée de Millau

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Ein Nautilus (Cenoceras sp.) von mehr als 20 cm Durchmesser aus dem Carixium, Musée de Millau

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Großer Lytoceras von bestimmt guten 25 cm, Musée de Millau
Ich selbst hatte Ostern 2006 das Glück bei einer Baumaßnahme in Lauras bei Roquefort (der Heimat des berühmten Schimmelkäses) kurz in Schichten des Carixium suchen zu können. Lauras fällt in den Bereich der Causse du Larzac, die Doggerklippen auf dem folgenden Bild mit den darunterliegenden Wiesen sind ein typisches Landschaftsbild der Causses. Sammeln konnte ich nur ca. 2 Stunden, doch dies mit ganz gehörigem Erfolg, die folgenden jeweils kurz kommentierten Bilder illustrieren das. Wohlgemerkt habe ich nicht alle drei abgebildeten Funde selbst gemacht, auf meine Kappe geht nur das eher bescheidene Lytoceras. Das Phylloceras fand meine Mutter ganz lose in einem Lehmhaufen mit Gesteinsbrocken, während mein Vater den Liparoceras im Anstehenden entdeckte (Foto dazu folgt weiter unten). Ich durfte das Stück dann immerhin bergen, was keine allzu undankbare Aufgabe war, weil der Fund quasi lose war, nur "etwas verhakt" unter einer Kalkbank. Hier lohnte sich dann das Mitführen von Hammer und Meißel. Nur mit dem Pickhammer hätte es wohl bis zum Gewitterschauer gedauert den Fund zu bergen, diesem konnten wir auf diese Weise aber entgehen. ;-)

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Unten: Typische Bankkalke des Carixium, im leider größtenteils verfüllten Steinbruch von Lauras bei Roquefort, welcher die in Millau ausgestellten Funde lieferte, nun aber wohl kaum mehr für nennenswerte Funde in Frage kommen dürfte.
Oben: Die Doggerkalke bilden eine unübersehbare Steilstufe, an sie schließen seichtere Hänge des Toarcium an, darunter folgt dann das Domerium und schließlich das Carixium.

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Straßenbaustelle - hier in den Schichten des Carixium - in Lauras bei Roquefort (April 2006)

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Ein großer Ammonit in Fundposition, mit Fäustel und Meißel schon weitestgehend freigelegt

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Das ist er - ein Liparoceras von knapp 20 cm!

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Der Liparoceras - oben bereits in situ gesehen - und das Phylloceras, vor der abschließenden Präparation

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Der Liparoceras nach der Präparation - bei 19 cm Durchmesser lassen sich die minimalen Abstriche bei der kalkigen Erhaltung leichtlich verkraften

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Der Liparoceras etwas detaillierter - man erkennt die leichte Berippung und sieht die Hörnerreihen angedeutet, bei solch großen Exemplaren ist die Ausbildung der Skulptur leider immer recht sparsam

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Lytoceras sp. mit 16 cm Durchmesser von der Straßenbaustelle in Lauras

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Voll verkiester Phylloceras sp. mit 13,5 cm Durchmesser - die Pyriterhaltung ist möglicherweise außergewöhnlich für die Schichten?

Also - wer in den Causses sammelt, sollte das Carixium über die hübschen Amaltheen und Hildoceraten aus den "Terres noires" nicht vergessen und Aufschlüsse im Carixium keineswegs ungeachtet lassen - die Funde können weitaus imposanter sein, als das, was für gewöhnlich Domer und Toarc preisgeben. Groß muss der Aufschluss gar nicht sein, es reicht ein Bachlauf, welcher lange nicht mehr begangen wurde, ein kleiner Feld- oder Waldweg (nordwestlich Millau waren auf einem solchen Abdrücke und Bruchstücke von prächtigen Lytoceraten zu sehen) ... ein wenig Glück und man kann fündig werden.
Die Funddichte ist zwar nicht allzu gering, dennoch wird immer wieder gesagt, dass sich "Abbau auf Verdacht" nicht lohnt, dem ist wohl auch so. In Naturaufschlüssen sollte man sowieso allenfalls soviel picken um ein Fossil aus dem Gestein zu lösen, nicht jedoch größere Abbaustellen hinterlassen - es sei denn, dies geschieht mit dem Segen des Grundstücksbesitzers. Das Beste ist aber natürlich, vollkommen auf gut Glück, eine Baustelle zu entdecken, wie jene in Lauras...