Großbritannien

Reisebericht über Dorset

Moin liebe Sammlerkollegen und Interessierte!

Um diese neue HP zu füllen gibt’s von meiner Seite einen kleinen Reisebericht meiner letzten Sammeltour zur Weltberühmten Fossilfundstelle Charmouth in Dorset. Ihr wisst, Mary Anning, der erste beschriebene Ichthyosaurierfund und die Millionen von Ammoniten, Belemniten, Pyrite und weiß der liebe Gott, was man da noch alles findet.

Zur Einführung erst mal ein paar Daten: Charmouth, bei Lyme Regis liegt im Landstrich Dorset im Südwesten Großbritanniens. Die Küste ist geprägt von Klippen, die, entlang der Jurassic Coast, neben der Trias, und der unteren Kreide alle Schichten des Juras anschneiden. Das Anstehende in Charmouth deckt den unteren Lias sowie stellenweise die obere Kreide (Golden Cap) ab. Warum gibt es nix dazwischen? Die Region ist bekannt als Europas größte „Matschpiste“ (engl. Mudslide) bekannt. Alle darüberliegenen Schichten sind aufgrund des Grundwassers, das nicht durch den Ton fließt, vor langer Zeit ins Meer gerutscht. Bekannt auch unter den Namen „Black Van“. Ausnahme bildet der an diesen Küstenabschnitt höchste Hügel, das Golden Cap. An ihm sind an der Spitze grüne und Orange Sandsteine der ob. Kreide anzutreffen. Übrigens mit einer hohen Fauna an Echinodermen.

So, nun aber zu den Bildern:



Gestartet sind wir, meine lieben Eltern und Ich am Donnerstag vor den Herbstferien mit dem Wohnmobil. Es ging zunächst nach Calais, um mit der Fähre auf die Insel zu gelangen.



Schon 50min Später waren die weißen Klippen von Dover zu erkennen. Wie man sieht, war das Wetter nicht so toll, dass war mir aber nur recht, was sich später aber auch bestätigen sollte. Die Überfahrt dauerte um und bei 90min.



In Charmouth angekommen, suchten wir uns einen Campingplatz. Wir dachten, es wird schwer, einen geeigneten Platz zu finden, denn der Campingführer eines bekannten Automobilvereins hatte nur zwei Plätze zur Auswahl, die sehr teuer waren und auch noch Meilen weit von der Küste entfernt lagen... Nunja, angekommen in der kleinen beschaulichen Stadt erwartete uns eine schöne Überraschung! Ein Campingplatz direkt an der Küste, 4 Pfund pro Nacht günstiger als die im Campingführer. Der Fußweg vom Womo zur Küste dauerte nicht mal 5 Minuten und die Sanitäranlagen waren top! Übrigens wurde der Platz auch von anderen britischen und deutschen Sammlern genutzt.



Nun hier das bekannteste Bild der Gegend. Das Golden Cap (2.Hügel hinten) und der dazugehörige Küstenabschnitt. Das helle auf dem Cap sind die kreidezeitlichen Sandsteinschichten. Aber ob man es glaubt oder nicht, die andere Seite war Fossiltechnisch wesentlich ergiebiger, da sie a) aufgrund schwererer Zugänglichkeit weniger abgesucht wird und b) das Meer in den letzten Jahren mehr an diesen Küstenabschnitt genagt hat.



Hier ist der bekannte Fossilladen am Strand. Wie man sieht wird hier gerade umgebaut, der Laden ist voraussichtlich bis Sommer 2005 geschlossen. Nunja, die Fossilien, die man da kaufen kann haben königliche Preise. Zudem findet man die auch am Strand welche einen Kauf noch unsinniger machen, abgesehnen von den Fossilien aus Marokko und den *hust* gefärbten Achaten aus Brasilien. Haupteinnamequelle des Shops ist die Vermietung von Werkzeug. Und das sah man den Werkzeug auch an. Ich muss ehrlich zugeben, die Hammer waren alt und meiner Meinung nach nicht mehr zu gebrauchen. Dennoch sollte man den Laden Besuchen um sich zumindest einen Überblick zu verschaffen und um den neugefundenen Ichthyosaurierschädel zu bewundern. Herrlich!!!

Der erste Sammeltag begann kurz vor einsetzten der Ebbe (unbedingt nach dem Tiedenhub Informieren!). Kaum bin ich am Strand angelangt, wurde ich angesprochen. Nicht von Sammlern, sondern von Spaziergängern. Die Freundlichkeit und Kontaktfreude der Menschen ist unglaublich! So wurde erst mal geklönschnackt. Anschließend begann mit einen „Neusammler“ die Suche auf der Küstenseite des Golden Caps. ....und endete erfolglos! Wo waren die ganzen Fossilien, von denen immer erzählt wurde??? Hauptproblem war, das man das Fossil vor lauter Steinen nicht fand. Was sollte ich aufhauen? Wo musste ich genau suchen und wo lohnt es gar nicht? Die ganze Vorbereitung auf die Exkursion dachte ich schon für den Mülleimer... Die Nachfrage bei Britischen Sammlern war erfolglos. So nett die auch alle sind, bis auf zwei Sammler, begegnete mir bei jeder Anfrage Sammelneid und Misstrauen, wie man es unter deutschen Sammelkreisen zum Glück nur sehr selten erlebt. Typische Antworten waren „Das kann ich dir leider nicht sagen“, „Das weiß ich selber nicht“, „das ist zu Kompliziert zu erklären“, „Du musst da hinten sammeln“ (was sich später als falsch herausstellte) sowie andere falsche Hinweise. Nun will ich nicht behaupten, alle wollten böses, nein, aber es war schon sehr komisch, das Menschen, denen ich später jeden Tag begegnete mir nicht helfen konnten... Wie ihr merkt, der erste Tag war enttäuschend.





In der Nacht tobte ein Sturm. Tags darauf versuchte ich mich auf der anderen Seite der Küste beim Sammeln. Das Wasser hatte grade begonnen abzufließen, stand also noch sehr hoch, und ein begehen der Küste war schwierig. Erneute anfragen bei Sammlern erbrachten auch nichts neues. Dann erregte ein kleiner Felssturz an der Steilwand meine Aufmerksamkeit. Nach einem genauen Mustern der Stelle entschloss ich mich, hinauf zu klettern. Und was soll ich sagen, die Mühe hat sich gelohnt, ein Ichthyo-Wirbel hing aus der Wand. Leider war es der Einzige. Aufgemuntert brach ich die suche vorrübergehend ab, um was zu essen und auf die Ebbe zu warten. Kaum war das Wasser weg, fand man nach einigen stöbern die bekannten goldenen (pyritisierten) Ammoniten. Ihr merkt, mit dem Sammlerglück ging es aufwärts. Doch wo waren nur die kalzitisierten Ammoniten, die überall zum Verkauf angeboten werden? Wegen diesen bin ich ja eigentlich gekommen. Und ein zweiter riesiger Glücksfall trat ein: Sammlerfreunde aus Plön, welche mich auf Südengland aufmerksam gemacht hatten und spezialisiert auf diese Region sind, standen auf einmal unerwartet hinter mir! Ab hier kannte das Sammlerglück kaum Grenzen mehr. Sie zeigten mir, welche Steine aufzuhauen sind (typischerweise waren es die, bei denen man dachte, da sei nichts drin), wie man die Steine am besten knackt und was man dazu bräuchte. Einfach mit einen Hammer war es denn nicht getan. An dieser Stelle viele Grüße und Dank an Frau und Herrn Müller!!!



Hier sieht man mich beim Klopfen. Nicht über die Haare lachen! :-) In der Hand eine dieser flachen Tonscheiben. Geknackt werden diese Platten am besten direkt in der Hand. Wichtig ist, das man einen Handschuh trägt, denn die Splitter sind sehr scharf. Und vor allem eine Schutzbrille !MUSS! getragen werden, wenn man wert auf sein Augenlicht legt. Wirklich, die Splitter zerschneiden gerne mal Stoff, was mir Herr Müller an seiner Jacke zeigte. Es war übrigens einer der seltenen Tage, wo das Wetter wirklich angenehm war und ich nicht in meinen Ganzkörperregenanzug herumlaufen musste. Zur Info: in diesem Stein war nix drin :-D



Hier der selbe Küstenabschnitt, Hinten ist Lyme Regis zusehen, die Bucht dazwischen ist nur von Sammlern besucht, allerdings nicht ergiebiger als die Küstenabschnitte vorher.



Hier seht ihr noch mal unseren Campingplatz, mit meine Mutter im Vordergrund. Auch wenn man kein Wohnmobil besitzt, lohnt es sich, den Platz aufzusuchen. Wie gesagt, der Strand ist 5min weit weg und es besteht auf dem Platz die Möglichkeit Caravans, also große, fest stehende Wohnwagen mit eigenen Santitäranlagen zu mieten (im Bild rechts), sowie auch zu Zelten, was ich wohl noch mal machen werde.







Ja, das ist Lyme Regis. Obligatorsich ist der Besuch dieser Stadt. Eine, für die Region typische Stadt, tourismusorientiert und mit vielen Läden. Hier lässt sich auch gut Bedarf für die Konservierung der gefundenen Fossilien kaufen. Ich benutze klaren Firnis. Geht super, die Leute im Baumarkt wissen, was die Fossiliensammler haben wollen :-) Achja, ein Tipp noch: wenn ihr mit einen Wohnmobil nach Lyme Regis fahren wollt, denn nutzt den ersten, großen Parkplatz vor der Stadt. Denn die Straßen in Lyme Regis sind furchtbar eng und dazu noch zugeparkt. Mein zweiter Tipp ist: Wenn ihr an der Promenade seit und Hunger habt, denn holt euch NICHT die „Fish and Chips“ bei der Imbissbude. Die Pommes schmeckten Rauchig, dass Fett war wohl schon gebraucht gekauft worden und der Fisch bestand aus zwei Fischfrikadellen, bestehend aus 80% alter Chinesischer Zeitung und frittiert in dem selben Fett.



Nun, meine Sammlerfreunde und ich trafen uns die nächsten 7 Tage um gemeinsam loszuziehen, die Ausbeute war jeden Tag enorm. Und eh man sich versah, war der Tag der Abreise gekommen. Highlights der Gesamten Südenglandexkursion sind ein Fisch, (leider noch nicht präpariert, bin mal gespannt was mich erwartet) ein Rippenfragment und ein Wirbel eines Ichtiosauriers und ohne Ende Ammoniten... Da steht noch eine Menge Präparierarbeit an :-)


Nun im Folgenden noch ein Paar Bilder meiner Funde. Wenn ihr Fragen habt oder euch irgendwie äußern wollt, denn schreibt mir einfach eine E-mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Ansonsten hoffe ich, ihr habt meinen Bericht mit Interesse verfolgt und gefallen an dieser Lokalität gefunden.

Dank an meine Eltern, die mich immer tatkräftig unterstützen, obwohl sie nicht Sammeln, an Herrn und Frau Müller für die Hilfe beim Sammeln und die nette Gesellschaft, dem Kieler Geoverein für die Literatur (www.geo-ag-kiel.de) und an die netten Menschen, die mir auf der Exkursion begegneten und somit indirekt halfen, mein Englisch zu verbessern :-) Ein weiterer Dank geht an Christoph Tenning für seine Digitalkamera, die er mir, ohne mit der Wimper zu zucken ausgeliehen hat, thx! ;-)



Links: Ein typisches Stück Holz, welches sich übrigens recht gut verarbeiten lässt
Rechts: 2 Ammoniten im Stein. Übrigens nicht der typische Stein, den man aufhaut, sondern der „Lottostein“ überhaupt in der Region. Dieses Stück stammt aus einen ca. 1x1 Meter großen Block, die recht selten am Strand zu finden sind. Leicht zu spalten und übersäht mit Ammoniten. Wie ein 5er im Lotto. (ein 6er wäre ein Fisch oder so ;-)



Ein Ichthyosaurierwirbel mit sessilem Benthosbewuchs. Lag wohl schon einige Zeit, bevor er zusedimentiert wurde.



Zwei kleine nicht ganz so gute Promicroceras planicosta. Müssen noch ein wenig behandelt werden.



Ein weiterer Promicroceras planicosta mit einem  und ein Cymbites sp.



Bekannt ist der Strand ja auch durch die goldenen (pyritisierten) Fossilien. Hier ein besonders schönes Stück, ein Eoderoceras armatum. Außen wunderschön pyritisiert, innen mit Kalzit ausgefüllt. Besonders schön finde ich die Stacheln. Einige scheinen schon zu Lebzeiten abgebrochen zu sein.



Links: Ein Knochenfragment, wahrscheinlich eine Rippe. Von was für einem Tier, kann ich leider nicht sagen, vermute allerdings einen Ichthyosaurier, da die Wahrscheinlichkeit dafür am höchsten ist.
Rechts: Ein weiterer Promicroceras planicosta mit besonders schöner Kalzitisierung



Hier ein Fisch im Stein. Man sieht die schwarzen Knochen und Schuppenreste, die rund um den Stein herauskommen. Ich trau' mich da nicht ans Präparieren, würde den Stein auch mal gerne durchleuchten lassen. Wer hat die Möglichkeit ;-) ???



Hier nun zum Abschluss ein Lot pyritisierter Fossilien. Ihr seht, die Größe variiert. Oben diverse vollständige und kaputte Ammoniten (Bestimmung steht noch aus), rechts unten zwei Brachiopoden und Links unten vier Stielglieder von Crinoiden und ein „Kronenärmchen“. Ähnliche Funde kann man meiner Kenntnis nach nur in Reichenbach machen. Wer gezielt nach Pyritfossilien gehen möchte, kann auch wesentlich Interessantere Funde machen. Erwähnt sei nur, das eine Spezielle Konservierung von Nöten ist, da mir alle örtlichen Sammler berichteten, das diese Fossilien nach zwei Jahren zerfallen waren.

Bis auf das Holz sind alle Fossilien selbst gefunden. Statigraphisch einzuordnen sind sie ins ob. Sinemurium (bei Promicroceras: Lias ß2) und ins untere Pliensbachium (Prodactylioceras, bzw. Pyritfossilien: Lias gamma3). Der Rest liegt dazwischen.
 

 
Veröffentlichungen über Dorset in unserer Zeitschrift Der Steinkern:

SIMONSEN, S. (2012): Eine Exkursion in den Unteren Jura von Dorset (S. 18-39), Der Steinkern, Heft 8, S. 18-39.