Österreich

Die Weitendorf-Sammlung von Herbert Schlemmer

Meinen österreichischen Sammlerfreund Herbert Schlemmer habe ich gebeten, Fotos aus und Informationen zu seiner prachtvollen Sammlung von der Tertiärfundstelle Weitendorf  für einen Bildbericht in Steinkern.de zur Verfügung zu stellen. Diesem Wunsch ist er gern nachgekommen. Herzlichen Dank dafür, Herbert!

Die nachfolgenden Aufnahmen darf man wirken lassen. Besonders bemerkenswert finde ich die fantastische Farbmustererhaltung auf den Schneckenhäusern. Das letzte Bild des Berichts (Abb. 28) dokumentiert übrigens, dass Herbert Schlemmer ein begnadeter Mikrofossilien-Finder ist - vor ihm ist unter dem Binokular nichts sicher.

Aber lassen wir nun Herbert Schlemmer lieber selbst sprechen – und vor allem zeigen.

Viel Vergnügen wünscht Miroe!

 


Funde aus WEITENDORF

H. SCHLEMMER 2007

 
Bekannt und berühmt unter Geologen, Paläontologen und Mineralogen sowie bei Sammlern ist Weitendorf durch den Basaltsteinbruch der in der Vergangenheit einige herausragende Funde lieferte.

Mittlerweile ist das Betreten des Steinbruches bei Strafe verboten!

 
Geografisches:

WEITENDORF ist eine Gemeinde mit ca. 1500 Einwohnern südlich von Graz im Bezirk LEIBNITZ im österreichischen Bundesland Steiermark.

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Abb. 1: Landkarte, Weitendorf südlich von Graz (mit freundlicher Genehmigung von Google Maps)

Literatur über die geologischen Gegebenheiten im Steinbruch von Weitendorf gibt es -  auch im Internet - reichlich. Deshalb hier nur ein ganz kurzer

Geologischer Abriss:

„Das etwa 2 x 4 km große mittelmiozäne Vulkanitgebiet von Weitendorf-Wundschuh liegt etwa 20 km südlich von Graz und wird an seinem Südrand durch den Steinbruch Weitendorf aufgeschlossen. Der Shoshonit von Weitendorf ist bereits seit dem 19. Jhd. in der erdwissenschaftlichen Literatur bekannt.

Sein Alter und die Beziehung zu den umgebenden tertiären Ablagerungen konnten jedoch erst in jüngster Zeit näher geklärt werden.

Die liegenden Tonmergel können aufgrund einer erstmals nachgewiesenen,  artenreichen Mikrofauna in die Obere Lagenidenzone des Badenien eingestuft werden.

Vom Hangenden des Shoshonits  wird eine fossilführende badenische Schichtfolge, die einem flachmarinen bis supralitoralen Ablagerungsbereich entstammt, beschrieben. Fossilinhalt und Sedimentausbildung entsprechen dem liegenden Tonmergel. Deutliche Anzeichen einer thermischen Beeinflussung sind vorhanden.“

(Nach Bernhard KRAINER „Sedimentation und Shoshonit von Weitendorf, Badenien, Steirisches Becken“ 1987)

Fossilinhalt:

Gastropoda
Lamellibranchiata
Bryozoa
Echinodermata
Crustacaea
Vertebrata
Plantae


Im Folgenden möchte ich Ihnen nun einige Funde vorstellen…
Weitendorfer Impressionen…

Abb._02_Weitendorf_Impression.jpg
Abb. 2: Aus der Sammlung

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Abb. 3: Aus der Sammlung

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Abb. 4: Vergesellschaftung aus dem Hangenden  (erkennbar an der hellen Matrix)

Abb._05_Vergesellschaftung_liegend.jpg
Abb. 5: Vergesellschaftung aus dem Liegenden (dunkle Matrix)

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Abb. 6: Noch eine Vergesellschaftung aus dem Liegenden

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Abb. 7: Pitaria islandicoides und Natica millepunctata tigrina

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Abb. 8: Athleta ficulina rarispina in einer überaus seltenen Färbung!

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Abb. 9: Tibia dentata auf Matrix   …eine präparatorische Herausforderung!

Abb._10_Strombus_coronatus.jpg
Abb. 10: Strombus coronatus

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Abb. 11: Vermutl. Cerithium crenatum procrenatum

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Abb. 12: Aporrhais alata

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Abb. 13: Diloma orientalis   Weitendorf ist der am westlichsten gelegene Fundort dieser Spezies!

Abb._14_Polinices.jpg
Abb. 14: Polinices sp.  Eine Raubschnecke

Abb._15_Natica_tigrina.jpg
Abb. 15: Natica tigrina millepunctata in einer traumhaften Farberhaltung!

Abb._16_Conus_Mercati.jpg
Abb. 16: Conus mercati miocaenicus mit Resten des Farbmusters!

Abb._17_Conus_div..jpg
Abb. 17: Noch mehr Schnecken der Gattung Conus; beachtenswert ist die Erhaltung des Farbmusters!

Abb._18_Theodoxus.jpg
Abb. 18: Vermutl. Theodoxus sp.  unter dem Binokular - noch in keiner Fossilliste zu Weitendorf gefunden!

Abb._19_Morum_cithara.jpg
Abb. 19: Morum cithara

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Abb. 20: Schilderia badensis

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Abb. 21: Vermutl. Latirus valenciennesi

Abb._22_Dolium_orbiculatum.jpg
Abb. 22: Dolium orbiculatum   

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Abb. 23: Dolium orbiculatum; pathologisches Exemplar

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Abb. 24: Ficus geometrus

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Abb. 25: Conus braezinae

Abb._26_Schizaster.jpg
Abb. 26: Überreste eines Schizaster

Abb._27_Rochen.jpg
Abb. 27: Teil der Kauplatte eines Rochens

Abb._28_Mikros.jpg
Abb. 28: Mikrofossilien aus Weitendorf: Foraminiferen, Ostrakoden, u.a.

 
Soweit ein kleiner Überblick, was in Weitendorf möglich war.

Wie bereits gesagt, das Betreten des Steinbruches ist mittlerweile bei Strafe verboten. Teile des Liegenden sind gem. meines Wissens zum Naturdenkmal erklärt worden und stehen die meiste Zeit ohnehin unter Wasser. Sammeln im Hangenden ist lebensgefährlich!!!
Wenn Sie einmal in Graz sein sollten, besuchen Sie doch das Museum „Joanneum“. Sehr sehenswert! Nicht nur wegen der Stücke aus Weitendorf!
Vielen Dank!
Herbert Schlemmer


 
Literatur:

KRAINER B. „Sedimentation und Shoshonit von Weitendorf, Badenien, Steirisches Becken“, 1987
(Internet-Link: http://www.uibk.ac.at/downloads/oegg/Band_80_143_156.pdf )

EBNER F. und GRÄF W. „Die Fauna von Weitendorf“, 1977

FLÜGEL H. und HERITSCH H. „Das steirische Tertiär Becken“, 1968