Österreich

Ammonitensuche in der alpinen Trias

Hallo liebe Steinkerne.

Nachdem Thomas (amaltheus) im Forum gemeint hatte, ich sollte mal wieder was von mir hören lassen, habe ich wieder etwas zusammengebastelt.

Im Laufe der Zeit sammeln sich fast bei jedem Sammler einige Geländefotos an, die es eigentlich wert sind einer größeren Öffentlichkeit präsentiert zu werden - passend zum kürzlich erschienenen Beitrag  Homepage über Trias Ammoniten aus Timor. Hier nun eine kleine „Gegenüberstellung“ der Situation in den Hallstätter Kalken mit einigen "in situ" Fotos der Fundstücke und den später fertig präparierten Stufen.
Eine Erhaltung wie in Timor ist nur in den allerseltensten Fällen vorhanden, jedoch haben auch die alpinen Triasstücke Ihren ganz eigenen Reiz.
Der folgende Bericht beinhaltet nur Fundstellenfotos der Aonoides- und Austriacum-Zone.
Für das Zonenschema in den Hallstätter Kalken verweise ich auf den bereits bei Steinkern erschienenen Bericht von mir.

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Ein kleiner Ausblick in ein typisches Triasgebiet im Salzkammergut.
Man sollte sich auch die Zeit nehmen nicht nur auf den Boden zu schauen. Die Landschaft  alleine öffnet einem schon das Herz.
Alles Gestein auf dem Foto ist mehr oder weniger aus der Trias und kann Fossilien enthalten. Etwas zu finden ist dann allerdings weitaus schwieriger.

Nun einige Bilder aus Fundstellen der Aonoides und Austriacum-Zone.

Diese Zonen wurden schichtparalell in Bodenvertiefungen und Mulden am Meeresboden abgelagert und durch eine Strömung mit Ammoniten und div. Fossilienteilen angereichert. Oft durch eine mehr oder weniger ausgeprägte Mergelschicht voneinander getrennt, was jedoch nicht immer der Fall sein muss. Möglich sind auch beide Zonen direkt übereinander. Meist gut erhaltene Ammoniten durch extreme Kalkmangelsedimentation. Daher auch Bildung von Mangankrusten. Auch ist meist eine Sortierung und Strömungseinregelung vorhanden. So habe ich an einer Fundstelle am Anfang nur die großen Johannites, Nautiloiden und Orthoceraten gefunden die dann im Schichtverlauf immer kleiner wurden, anschließend gehäuft mittelgroße Ammoniten mit gröberer Skulptur (Trachyceras, Cladiscites, Lobites usw.) und am Ende fast nur noch Pompeckjites layeri (=kleinere karnische Pinacoceraten) die zum Teil schon dachziegelartig übereinander lagen.

Anstehendes der Aonoides-Zone mit Ammonitenquerschnitten und erkennbaren Schichtfugen. Die senkrechten Brüche sind tektonisch bedingt und beim Abbau auch sehr, sehr notwendig, da oft Bankmächtigkeiten bis zu 1m auftreten. Bildausschnitt ca.50x30cm.
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Rundung eines Nautilus sp. aus der Aonoides-Zone. Man kann sich vorstellen wie schwierig es ist, auf dem überwachsenen und Moosverkrusteten Gestein etwas zu finden. Gefunden habe ich diese Stelle eigentlich nur durch die Suche nach dem passenden Gestein für diese Zone. Das hat mir erlaubt einen kleineren Bereich einzugrenzen. Diesen habe ich dann systematisch durchgeklopft bis ich genau „drauf“ war. Ich bin aber sicher vorher im Laufe der Jahre an die 10x direkt darübergegangen ohne auch nur eine Spur eines Ammoniten oder Nautiliden zu bemerken.

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Ammoniten von obiger Fundstelle. Unterer Teil der Aonoides Zone; im Rahmen einer Arbeit mit Conodontenproben exakt datiert. Der angeschliffene Nautilus entspricht dem Foto oben.

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Präparierte Stufe mit großem Nautilus 20cm links. Eine Faustregel lautet; je grauer das Gestein desto schlechter die Erhaltung. Muss aber nicht für jede Fundstelle zutreffen. Man kann auch erahnen das zur Zeit der Ablagerung die Strömung von Rechts (auf das Foto bezogen) kam.
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Großer Nautilus (25cm) mit Johannites sp.. Aonoides-Zone aus einem Bereich wo gehäuft größere Ammoniten vorherrschten, die aber schlechter erhalten waren.

Eine andere „Mulde“ im selben Gesteinsverband ca. 100m entfernt und 2 Jahre später gefunden.
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Freund Harri in „Action“ an einem tektonisch steilgestellten Schichtpaket der Aonoides bis Austriacum Zone.

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Blick in die Spalte an der Freund Harri werkelt. Die „Dinger“ die darin steckten können sich in der Erhaltung mit Timor messen. Das war der mittlere Teil der oben erwähnten Mulde mit dem ganzen seltenen gerippten "Zeugs", das man meist nur aus Büchern kennt.
 
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Drei Austrotrachyceras cf. austriacum von dort.

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„Da wird es gut.“ Momentaufnahmen einer Grabung in der Aonoides-Zone.

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„Da ist es gut“ einige Minuten später.

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Brocken aus der Austriacum-Zone nach ca 2 Stunden Präparation

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Derselbe Block fertig präpariert.

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Brocken aus der Aonoides-Zone  nur abgewaschen.
 
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Fertiger von der Rückseite her präparierter Brocken von dem Bild oben. Durchmesser des großen Johannites rechts ca. 23cm.

So mancher wird sich jetzt sagen:“ Schöne Bilder, aber wo finde ich so etwas.“
Fundhöffig ist jeder Bereich wo Hallstätter Kalke anstehen. Aber ohne Vorwissen und den im Laufe der Jahre selber gesammelten Erfahrungen, ist es sehr, sehr schwierig!
Erfahrungen sammelt man am Besten indem man zuerst die altbekannten klassischen Fundstellen besucht und sich dort mit der Materie ein wenig vertraut macht. Auch ich habe so angefangen. So wird es von Fundstelle zu Fundstelle immer besser und einfacher etwas zu finden. Der Haken dabei ist das man dazu sehr viel Zeit braucht.

Freilich könnte man hier auch GPS Daten dazuschreiben, aber das hätte wenig Sinn.
Dazu ist das Gebiet viel zu sensibel (Jagd und Forstwirtschaft). Man macht sich damit keine Freunde und die wenigen einheimischen Sammler hätten dann das Nachsehen.
Fundstellen persönlich zeigen? In kleinerem Rahmen, ja.
Ins Netz stellen mit genauen Ortsangaben, Davon halte ich in diesem Falle nichts (ausgenommen Steinbrüche).
 Auch ist das Gelände meist schwierig zu begehen und es ist für Ortsunkundige und ungeübte Berggeher nicht ungefährlich. Da reicht schon ein verstauchter Fuß und man muss froh sein wenn Hilferufe überhaupt gehört werden. Es ändert sich auch ständig die Umgebung. So habe ich z.B. erst heuer eine Stelle nicht mehr gefunden wo ich vor 2 Jahren etwas aufgeschlagen hatte, da durch den Sturm Kyrill alles kreuz und quer lag.

Seid mir also nicht allzu böse wenn ich mit genauen Ortsangaben knausere.

Ein allzeit scharfes Auge und einen sicheren Hammerschlag
wünscht Euch allen

Steinspatz
Andreas