Österreich

Ammoniten aus den Hallstätter Kalken

Bei Hallstätter Kalken denkt der Fossiliensammler meist an das österreichische Salzkammergut und an das Gebirge um Hallstatt.
Weniger bekannt ist das im salzburgisch-bayrischen Grenzgebiet liegende Vorkommen dieser fossilreichen Kalke in Österreich.

Grobschema der Geologie
Der Fossilreichtum der Hallstätter Kalke ist im Wesentlichen bedingt durch Kalkmangelsedimentation in Verbindung mit Tiefschwellen, die durch den Salzauftrieb des unterlagernden oberpermischen Salzgebirges entstanden sind.
Tiefenströmungen in diesem Bereich verstärkten die Anreicherung von toten Organismen in durch den Salzauftrieb im Meeresboden entstandenen Spalten und Mulden. Dadurch entstanden regelrechte Fossilfallen, wie große Muschelbänke und Spaltenfüllungen mit Ammoniten, Orthoceren, Schnecken, Krinoidenteilen und den verschiedensten Überresten der damaligen Meeresbewohner.

Grobschema der Schichtfolgen
Die Hallstätter Buntkalkentwicklung beginnt mit dem mittelanisischen bis unterladinischen Lercheckkalk / Schreyeralmkalk.
Darüber folgt ein heller dickbankiger Kalk oder Grauvioletter Bankkalk.
Weiters das  unterkarnische Terrigenintervall (Raibler Schichten) vertreten
durch Halobienschiefer oder rote Kalke, darüber der rote Bankkalk, der massige Hellkalk und schließlich Hangendrot und -graukalk. Als letztes Schichtglied folgen Zlambachschichten.
Soviel zur Theorie der Schichtfolgen.
In der Praxis findet sich aber nie die gesamte Schichtfolge übereinander. Infolge der Salinartektonik sind nur Teile der Schichtfolge richtig liegend vorhanden, andere liegen invers, sind aus dem Zusammenhang gerissen und in Schollen zerlegt oder Teile von Quartär bedeckt.
Wie schwer es ist anstehende Gesteine einzuordnen zeigt auch die relativ grobe Gliederung der Gesteinsschichten nach deren äußeren Erscheinungsbild.
Steht man im Gelände vor einem roten Kalk, kann man nicht auf Anhieb feststellen ob es sich um einen roten Bankkalk oder um den hangenden Rotkalk handelt.
So bleibt dem Sammler meist nur die Bestimmung der Schicht über seine Makrofossilfunde,
die man aber erst machen muss.
 
Die folgende stratigraphische Tabelle zeigt die Zonengliederung der Hallstätter Kalke im allgemeinen und rechts nebenbei die grobe Zugehörigkeit der Gesteine nach äußeren Merkmalen.
 
Nicht alle Zonen der Tabelle sind in immer vertreten. Auch sind die Übergänge der verschiedenen Gesteinsarten fließend und nicht überall gleich. Es kann auch die Farbe der Kalke mit der in der Tabelle örtlich nicht übereinstimmen.
 
tabelle_trias_alpin.JPG

Präparation und Sammeltipps
Die Präparation kann ausschließlich mechanisch erfolgen. Die besten Ergebnisse erhält man mit verschiedenen (groben und feinen) Druckluftsticheln.
Vorteilhaft ist wenn die Stücke aus angewittertem Kalk stammen. Die meisten Ammoniten trennen jedoch sehr gut. Zeigen sich aber im Gelände beim Aufschlagen keine Schalenteile
sondern nur Quer- und Längsbrüche der Ammoniten ist es nicht ratsam allzu viel Gestein nach Hause zu schleppen da die darin enthaltenen Ammoniten schwer vom Umgebungsgestein trennen. Solche Brocken sind für Anschliffe besser geeignet.
 
 
Zum Sammeln noch einige Tipps (generell für die alpine Trias)
Fundmöglichkeiten gibt es überall dort wo Hallstätter Kalke anstehen. Wirklich etwas zu finden ist jedoch ungleich schwieriger.
Alpine Trias ist meist unwegsames Gelände.
Besorgen sie sich eine gute Wanderkarte und eine Geologische Karte des betreffenden Gebietes. Achten sie besonders auf die in den Karten eingetragenen Fossilzeichen (meist Muschelbänke). Dadurch hat man schon einen Anhaltspunkt wo man zu suchen beginnen kann.
Gehen Sie am Besten zu zweit auf Sammeltour. Vier Augen sehen doppelt soviel wie zwei und halbieren die Gefahr im teilweise sehr unwegsamen meist bewaldeten Gelände. Auch das Wetter in den Bergen sollte man genau beobachten. Sollte schlechtes Wetter aufziehen, kehren sie im Zweifelsfalle lieber früher um als zu spät. Auch steile Wandbereiche abzusuchen lohnt nicht. Blöcke zum Bearbeiten liegen meist genug am Wandfuß herum und repräsentieren einen guten Querschnitt der im Wandbereich anstehenden Schichten.
Auch ein Handy für Notfälle sollte man dabei haben.
 
Auf Folgendes ist besonders zu achten:
Es sind meist nicht die kompakten Felsblöcke oder Wände, sondern die bemoosten verwachsenen Steine die Fossilien enthalten.
Weil das kalkige Gestein generell sehr klüftig ist und daher schwer Wasser speichern kann sind kompakte Gesteinsblöcke meist frei von Bewuchs. In den feinen Spalten und Spältchen zwischen Fossil und Gestein lagert sich vermehrt Wasser ein das zu besserem Pflanzenwachstum führt und daher sind Muschelbänke und fossilreiche Gesteine eher bemoost und verwachsen.
In der Folge bieten diese Plätze auch bessere Bedingungen zum Keimen und wachsen von Bäumen. Nicht selten steht daher ein Baum genau auf einer Spalte der zumeist auch noch etwas dicker und größer ist als die umgebenden Bäume. (was jedoch nicht heißt das unter jedem dicken Baum eine Spalte liegt). Findet man Muschelbänke sucht man die Umgebung genauestens ab. Meist befindet sich irgendwo im Endbereich der Muschelbank eine Ammonitenlinse. Blöcke mit hohem Biogengehalt sind auch Marker für Spalten und Fossilfallen.
Auch tektonische Störungen zeichnen oft Spalten nach.
Stellen mit Schichtköpfen bieten mehr verschiedene Fläche und somit erhöhte Fundmöglichkeiten.
Setzen sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch an. Im Normalfall geht man bei einem
unbekannten Gebiet leer aus wenn man nicht langjährige Erfahrung hat.
Findet man eine größere Stelle ist es ratsam den Grundbesitzer um Erlaubnis zu fragen.
Was jedoch schon die nächste Schwierigkeit darstellt herauszufinden zu welchem Gehöft
die betreffende Stelle gehört. Ansonsten versteht es sich von selbst, dass man etwaige Fundstellen wieder in Ordnung bringt und keinen Unrat oder umgegrabene Stellen zurücklässt.
 
Der beste Tipp kommt wie immer zu letzt. Sucht euch einen erfahrenen Triassammler der euch ein bis zweimal zu einer Sammeltour mitnimmt. So erfahrt ihr am besten
worauf es ankommt und auf welche Dinge ihr achten müsst.                        
 
Euer steinspatz [at] sbg.at
Andreas Spatzenegger
 

 
Bild 1: Suessi Zone
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Von links nach rechts: Placites sp., Racophyllites sp., links unten: Paracladiscites multilobatus BRONN, unten mitte Arcestes sp.
Großer Ammonit rechts Arcestes subumbilicatus,
 
Bild 2: Columbianus Zone
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Steinmannites sp


Bild 3: Columbianus Zone
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links Arcestes sp., rechts Stufe mit Paracladiscites sp. , Racophyllites sp. und Steinmannites sp.


Bild 4: Columbianus Zone  
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Pseudosirenites sp.
 

Bild 5: Zone des Discotropites plinii
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gerippte Ammoniten= Arietoceltites arietitoides, kugelige Ammoniten =Arcestes sp. ,
Megaphyllites sp. und Cladiscites sp..


Bild 6 : Zone des Discotropites plinii
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von links: Jovites sp. 2x, Juvavites sp. , Cladiscites sp. 2x, rechts oben im Profil Discotropites plinii.


Bild 7 : Zone des Tropites subbullatus
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Verschiedene Tropites bullati, der Ammonit in Bildmitte am linken Ende der Stufe = Trachysagenites erinaceus
 
 
Bild 8: Zone des Trachyceras austriacum
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Protrachyceras sp. mit Coroceras sp. links oben und Trachyceras sp. rechts oben
 
 
Bild 9: Zone des Trachyceras austriacum
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von links; Hypocladiscites subtornatus und Trachyceras sp.
oben mitte; Pleuronautilus sp.
unten mitte; Trachyceras sp. und Johannites sp.
 

Bild 10: Zone des Trachyceras archelaus
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von links: oben Monophyllites wengensis
unten Gymnites sp.
rechts oben; Sturia sp.
großer Ammonit; Gymnites ecki
 
 
Bild 11: Zone des Trachyceras archelaus
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von links; Ptychites pussilus,
Grauer Ammonit oben; Proarcestes sp.
unten; Trachyceras archelaus 2x
rechts; Nautilus sp.
oben; Nautilus sp. und Sturia sp.