mineralien hamburg 2012 - Rückblick in Worten und Bildern
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- Kategorie: Fossilienbörsen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Dezember 2012 22:47
- Geschrieben von Sönke Simonsen
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Vom 7. bis 9. Dezember fand in der Hamburg Messe die mineralien hamburg statt. Sie ist die weltweit viertgrößte Messe ihrer Art und bot den Besuchern ein hochdiverses Angebot von Mineralien, Fossilien, Edelsteinen, Schmuck und Kunstgegenständen. Über 20 000 Besucher strömten in die ausgedehnten Messehallen und fanden zum Teil auch den Weg zu unserem Steinkern-Informationsstand samt Südengland-Sonderschauvitrine im Bereich der Fossilien-Werkstatt, in der vor allem Schulkinder an die Freilegung von Fossilien herangeführt wurden. In diesem Bereich präsentierten sich als Non-Profit-Organisationen auch die Mikropaläontologische Gruppe Hamburg und die Gesellschaft für Geschiebekunde (GfG).
Zentrale Attraktionen der Messe bildeten die eindrucksvoll in Szene gesetzte Sonderschau zum Thema Vulkanismus, aber auch die umfangreiche Trilobiten-Ausstellung von Dr. Frank Rudolph.
Neben der Fossilienfreilegung für Kinder gehörte zu den beliebten Mitmachaktionen der Messe-Veranstaltung auch eine Goldwasch-Aktion und die Teilnahme an der "archäologischen Ausgrabung" des Helms-Museums, so dass bei Niemandem lange Weile aufkam.
Das Angebot von Schmuck machte einen nicht geringen Anteil des Messe-Angebots aus, wird aus diesem Bericht aber weitestgehend ausgeklammert. Sehen wir es einmal positiv, dass diese sachfremden Themen mit in eine Mineralien- und Fossilienmesse einbezogen werden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit eine Messe dieser Größenordnung auszurichten und für die Aussteller auch einige der geowissenschaftlich unvorbelasteten Besucher für die Faszination von Paläontologie und Mineralogie zu begeistern. Nicht zu vergessen, für manchen Fossiliensammler ist das Schmuckangebot vielleicht auch ein nützliches Argument den Besuch so einer Messe gegenüber dem Lebenspartner oder der Familie durchzusetzen.
Wird bei anderen Messe-Veranstaltungen seit Jahren über ein abnehmendes Fossilangebot geklagt, kann für die Messe Hamburg in diesem Jahr konstatiert werden, dass es etwa 35 Stände gab, die entweder ein reines Angebot von Fossilien, Geo-Zubehör oder Literatur hatten oder jedenfalls einen ordentlichen Anteil ihrer Standfläche den Fossilien widmeten. Außerordentlich zahlreich vertreten waren Stände marokkanischer Händler. Angeprangert wurde von einigen Sammlern, dass offenkundig ausgebesserte Fossilien und Abgüsse nicht deklariert wurden und es auch oft an einer preislichen Auszeichnung der Fossilien fehlte. Ich schließe mich dieser Kritik an. Wer zu unvoreingenommen an so einen Stand herantritt, wird unter Umständen übervorteilt. Hier wäre eine striktere Handhabe seitens des Veranstalters wünschenswert. Es geht dabei nicht um ein Verbot eines solchen Angebots, sondern um eine schlichte Auszeichnungspflicht für Händler bei Abgüssen, umfangreichen Restaurationen und Intarsien. Neben einem kleinen bis mittleren Anteil solchen Ramsches, fanden sich an nahezu allen Fossilienständen auch gute bis sehr gute Fossilien. Das Preisniveau war - wie immer auf Messen - sehr unterschiedlich. Bedenkt man welche Kosten (Sprit, Unterkünfte, Präparationsaufwand) zum eigenständigen Suchen von Fossilien ähnlicher Qualität anfallen, ist der Einkauf von Fossilien ohnehin die günstigere (wenn auch meiner Meinung nach weitaus weniger spannende) Alternative.
Auch aus Madagaskar wurde günstiges und gutes Material angeboten, oft zum Kilo-Tarif. Auffällig war eine starke Präsenz von Bernsteinständen auf der Messe. Für Inklusen-Fans konnte das Stöbern in unbearbeitetem Material zum Erfolg führen, wie Steinkernmitglied Marco Olschewski belegte, der eine dunkle Verfärbung in einem Bernstein bemerkte, das Stück erwarb und kurze Zeit später einen perfekt erhaltenen kleinen Tausendfüßler vorzuweisen vermochte. Mit Schleifpapier und Polierpaste wurde dieser gleich am Präparationstisch für Kinder nebenher herausgearbeitet.
Die deutschen Fossilienanbieter, die man von mehreren Messen kennt, waren auch wieder präsent. Hervorzuheben waren das (wie immer) preislich außerordentlich faire Angebot von Reinhard Schmode, das nun von Peter Gottzmann geführte Angebot von Duckstein Fossils, das Trilobiten- und Zubehörangebot von Harald Prescher sowie der Stand von Fossnet.
Als Ausstatter war u. a. Krantz vor Ort, während der Quelle & Meyer Verlag sowie Frank Rudolph Literatur für Fossiliensammler boten.
Am Steinkern-Stand gab es eine Kombination aus Literatur- und Fossilangebot sowie Informationsaustausch. Wir hatten unseren Stand direkt bei der Präparationswerkstatt. Dieter Henze (Flintbek) unterstützte mich eifrig, was sehr hilfreich war, da besonders Freitag und Samstag doch erfreulich viele Sammler und Steinkern-Mitglieder dort vorbeischauten. Durch die Präsentation präparierter Fossilien aus Südengland in einer Sondervitrine war es möglich einige Abbildungsoriginale zu Steinkern.de und Der Steinkern im Original zu betrachten und Vielerlei zu den Hintergründen zu erfragen. Als praktisch erwies sich das Zeigen unpräparierter Stücke, anpräparierter Fossilien und angeschlagener Geoden mit Querbrüchen, um zu vermitteln, dass die Themen "Fossilien sammeln" und "Fossilien präparieren" oft untrennbar miteinander verbunden sind (so wie es leider auch manchmal Matrix und Fossil sind!). Zusätzlich zeigten wir passend zur "Fossilienwerkstatt" einige 3D-Fotos von Fossilien und Fossilpräparationen, was sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen auf Interesse stieß. Es bewährte sich das direkte Nebeneinander von Ausstellung und Info-Tisch.
Nun möchte ich zu einem virtuellen Rundgang über die Messe einladen. Hierbei stehen die Fossilien im Vordergrund, es werden zur Abwechslung aber auch einige Mineralien abgebildet.
Abb. 1: Ein traumhaft erhaltener Fisch aus der Green River Formation von Wyoming, der jedem Museum zur Ehre gereichen würde. Foto: Karsten Witteck
Abb. 2: Bei Reinhard Schmode sieht man immer wieder, dass er nur Fossilien anbietet, die ihm auch selbst gefallen - und er hat Geschmack! Eine Fossilienbörse ohne Reinhard Schmode ist eigentlich undenkbar. Neben schönen Ammoniten, Schnecken und Seeigeln fielen auch einige Megalodon-Zähne und Crinoiden-Kronen aus dem Lipper Land ins Auge.
Abb. 3: Weiter geht es bei Standnachbar Peter Gotzzmann von Duckstein Fossils mit seinem bunten, qualitativ herausragenden und preislich erschwinglichen Angebot. Foto: Karsten Witteck
Abb. 4: Fossilien aus den Solnhofener Plattenkalken, Eurypteriden aus Übersee, Cephalopoden aus Europa, Australien und Fossilien aus Nattheim, all das und noch einiges mehr boten die Steinkern-Kollegen Martin Sauter und Silvio Keller.
Abb. 5: Oben einige Säurepräparate aus Nattheim, zentral Trilobiten aus Tschechien, weiter unten aus den USA. Ganz unten sind noch einige madegassische Ammoniten und ein Harpoceras aus Frankreich zu sehen.
Abb. 6: Besonders fiel mir das umfangreiche Bernsteinangebot auf der Messe auf. Dies scheint eine regionale Besonderheit Hamburgs zu sein, vielleicht aufgrund der Bekannt- und Beliebtheit von Bernstein als Schmuckstein in Norddeutschland? Wie auch immer: Dieses Bild zeigt perfekt präsentierte Bernstein-Inklusen bei einem Bernsteinhändler.
Aus der Abteilung "Genau hinsehen vor einem etwaigen Kauf" stammen diese Fossilien.
Abb. 7 (oben): Bei Mosasaurier-Schädeln und Gebissfragmenten aus Marokko ist generell Obacht geben angesagt. Ein Kauf sollte immer durch einen Experten abgesichert werden. Die Messe beschäftigt eigene Gutachter, die hier helfen können.
Abb. 8 (links unten): Eine Marktneuheit (bekannt allerdings auch schon von der Petrefakta) oder jedenfalls etwas für mich Neues stellten körperlich erhaltene brasilianische Fische in einer Art Sandstein dar. Da es sich um Intarsien handelt, kann man vor der Handwerkskunst nur den Hut ziehen. Ich jedenfalls traue jemandem, der dies handwerklich umsetzen kann, auch das Platzieren eines Hinweises "Fossil in künstliche Matrix umgebettet" zu. Sicherlich wird der Händler zumindest im Verkaufsgespräch jeden Interessenten auf die Umbettungsmaßnahme hinweisen(?).
Abb. 9 (rechts unten): Zu diesem Dicranurus fällt mir nur eine Textzeile aus Schillers Glocke ein: "Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt."
Wer hochkomplex zu präparierende Trilobiten "für einen Appel und ein Ei" angeboten bekommt und zugreift, sollte sich nicht wundern, wenn er nur ein Stück trilobitenförmiges Plastik in Originalgestein mit nach Hause nimmt. Sind diese Replikate noch relativ leicht zu erkennen, fallen Spachtelarbeiten und Nachkolorierungen an nicht perfekt erhaltenen Originalen nur Spezialisten ins Auge.
Abb. 10: Heteromorphe Ammoniten(-Schnitzereien) aus der Kreide und den Werkstätten Marokkos, sehr schick anzusehen und bisher noch relativ wenig bekannt - auch hier gilt: lieber erst einen Expertenrat einholen, um sicherzustellen, dass man ein Original ohne Kolorierung und Ergänzungen erwirbt. Foto: Karsten Witteck
Abb. 11: Hundertprozentig Original, günstig zu haben und sehr schön sind diese Schnecken in Chalcedon-Erhaltung aus Marokko. Leider sind meistens die Spitzen abgebrochen, was überwiegend wohl der mangelnden Sorgfalt beim Verpacken geschuldet ist. Schade eigentlich!
Abb. 12: Für ein reichhaltiges Literaturangebot sorgte - wie stets - Dr. Frank Rudolph, der sich auch mit seiner Sonderschau sehr ins Zeug gelegt hatte. Links im Bild ist sein nun schon seit einigen Jahren treuer Compagnon zu sehen, der bei Kindern sehr beliebt ist.
Abb. 13: Das Angebot mancher Mineralienhändler könnte qualitativ genau so gut in einem Museum wie im Verkaufsangebot einer Messe präsentiert werden.
Abb. 14: Der Vulkan im Zentrum der Messe war optisch gut in Szene gesetzt worden, so dass niemand die Ausstellung verpassen konnte. Gerüchte, die Messe-Leitung habe in diesem Jahr einen allseits geschätzten Altbundeskanzler für die Ausstattung des Vulkans mit Rauchschwaden gewinnen können, erwiesen sich im Nachhinein als falsch. ;-)
Abb. 15: Unterschiedliche Institute und Museen hatten bei der Ausgestaltung der Vulkanismus-Ausstellung einen Beitrag geleistet und in den Vitrinen eine bunte Vielfalt von Exponaten dargeboten, die im Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität gebildet wurden.
Abb. 16: Eine Stufe mit Sphalerit, Galenit und Quartz aus Bulgarien.
Abb. 17: Peridotite aus dem oberen Erdmantel, ausgestellt von der Universität Göttingen.
Abb. 18: Vulkanische Lava von der im indischen Ozean gelegenen Insel Réunion (französisches Département), ausgestellt von der Universität Straßburg.
Abb. 19, 20, 21, 22: Heilsteine, Malachitskulpturen, hölzerne Skulpturen und Ketten von der Stange gehörten auch zum Angebot.
Abb. 23: Reges Interesse herrschte an der didaktisch gut aufgebauten Trilobiten-Sonderschau von Frank Rudolph. Foto: Karsten Witteck
Abb. 24: Es wurden nicht nur Exponate präsentiert, sondern auch Erläuterungen zum Wesen der "Krabbler" gegeben, die immer unter einem Schlagwort in Vitrinen zusammengefasst waren. Wer mochte, konnte sich dann noch genauer informieren und auf diese Weise nicht nur Impressionen, sondern auch profundes Wissen mit nach Hause nehmen.
Abb. 25 (links oben): Neoasaphus kowalewskii mit langen Stielaugen aus dem mittleren Ordovizium von St. Petersburg.
Abb. 26 (Mitte rechts): Trilobiten-Platte aus dem Ordovizium von Ljungsbro, Schweden.
Abb. 27: Trimerus aus dem Mitteldevon des US-Bundesstaats New York.
Abb. 28: Paraceraurus exsul aus dem Mittleren Ordovizium von St. Petersburg. Ästhetisch präpariert und umgeben von zwei Trilobiten-Schwanzschilden, die erfreulicherweise nicht weggeglättet wurden.
Abb. 29: Stufe mit zwei Neoasaphiden aus dem Mittleren Ordovizium von St. Petersburg.
Abb. 30: Hier wurde die richtige Mischung aus Erläuterungen und Exponaten gefunden.
Abb. 31: Ausgewählt schöne Stufe mit Conocoryphe sulzeri aus dem Mittleren Kambrium Tschechiens.
Abb. 32: Trilobiten und ihre Lebensräume. Die Tiere eroberten unterschiedliche Nischen im Ökosystem.
Abb. 33: Wer noch mehr über Trilobiten erfahren wollte, besuchte das Vortragsforum. Foto: Karsten Witteck.
Abb. 34 (oben): Die archäologische Ausgrabung des Helms-Museums kam bei Kindern gut an, ebenso wie...
Abb. 35 (Mitte): ... das Goldwaschen ...
Abb. 36 (unten): ... und das Herauspräparieren von Fossilien aus Gips-Brocken.
Abb. 37: Steinkern-Stand mit Südengland-Vitrine, Info- und Anschauungsmaterial, Zeitschriften sowie einigen zum Verkauf stehenden Fossilien.
Abb. 38: Die Vitrine aus der Nähe betrachtet.
Abb. 39 (links): Anschauungsmaterial zur Fossilien-Präparation. Passend zu den zahlreichen Green Ammonites in der Vitrine. Links daneben eine Studie vom Rohling (unten), über das Stadium der Anpräparation zum fertigen Exponat anhand eines Proplanulites aus dem Wittekindsflöz von Porta Westfalica.
Abb. 40 (rechts): Die Steinkern-Zeitschriften.
Abb. 41: Noch ein Blick in die Vitrine - sie enthielt nicht viele, aber schöne Exponate. Alle Stücke wurden erst in den letzten beiden Jahren von mir gesammelt und präpariert. Foto: Karsten Witteck
Abb. 42: Dieter Henze unterstütze mich tatkräftig am Steinkern-Stand. Foto: Karsten Witteck
Abb. 43: Sowohl Laien als auch erfahrene Sammler, wie hier (links im Bild) Roland Hermann, interessierten sich für die Fossilien aus dem Inselreich. Foto: Karsten Witteck
Abb. 44: Was sich dort schlängelt, ist vielen bereits aus der Zeitschrift (Heft 9) bekannt.
Abb. 45: Ebenso wie diese Ammoniten aus dem Unteren Pliensbachium von Golden Cap, die überwiegend in Heft 8 - Der Steinkern abgebildet waren.
Abb. 46: Auch auf der Messe gesehen wurde dieses Urtier - "ja ist denn heut´ scho´ Weihnachten?" Foto: Karsten Witteck
Dank
Den Besuchern des Steinkern-Standes danke ich für die interessanten und aufschlussreichen Gespräche rund ums Thema Fossilien! Ich habe mich über das Wiedersehen bzw. Kennenlernen gefreut. Insbesondere würde ich mich freuen den einen oder anderen interessierten Sammeleinsteiger bald im Forum begrüßen zu dürfen.
Vielleicht trifft man sich 2013 in Hamburg wieder, wer weiß?
Besonderer Dank gilt Solveig und Karsten Witteck, Dieter Henze, Hildegard König, Hermann und Anneliese Simonsen für vielfältige Unterstützung bei der Durchführung der Messe-Veranstaltung.
Allen Lesern eine schöne Adventszeit wünscht
Sönke Simonsen
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sönke Simonsen.