Mineralientage Dreieich 2007 - Bericht über die Messe und die Sonderschau

 

 
Angeregt durch den Veranstaltungshinweis im Forum von steinkern.de besuchte ich am Sonntag 6. Oktober die Mineralientage Dreieich 2007.

Im Begleitprogramm dieser Börse fand eine Sonderschau des Vereins Palaeo-Geo statt. Man konnte die kürzlich gemachten Funde von Pflanzenfossilien aus dem Pliozän von Frankfurt-Schwanheim sowie eine Privatsammlung von Bundenbachfossilien besichtigen.

Speziell wegen dieser Bundenbachausstellung machte ich mich auf den Weg von Aschaffenburg nach Dreieich, nördlich von Darmstadt.


Die Messe
Weil es “Mineralientage” sind, war die Mehrzahl der Anbieter auf Kristalle und Mineralien spezialisiert, es wurden aber auch z.B. Meteoriten und schöner Moldavit aus Tschechien angeboten. Im bunten Treiben fielen mir nur wenige Verkaufsstände für Schmuck auf, aber mir stand der Sinn sowieso nach Fossilem.

Gleich am Eingang wurde ein reiches Sortiment an Werkzeug für Bergung, Präparation und Ausstellung angeboten. Vom Stereomikroskop über Estwinghacke und -hammer bis zur Schlämmschüssel war alles da, was das Herz begehrt.
Glücklicherweise waren auf vielen Tischen auch Fossilien zu entdecken, meist als Beiwerk, manchmal sogar als Angebotsschwerpunkt.

Für Ammonitenliebhaber gab es die bewährte Auswahl wunderschöner Madagaskar-Funde mit Perlmutt-Erhaltung, oder weiße Perisphincten, und durchgesägte und polierte Hälften von Cleoniceras und Nautiliden.
Aus unseren Landen waren Ceratiten zu sehen, Dactyliocerasstufen aus Schlaifhausen, ein paar Grünlinge, und vereinzelt auch professionell gestrahltes Material aus Sengenthal. Aus der Pfalz gabs Amphibien aus dem Perm, auch einige Solnhofener Plattenkalkfossilien waren im Angebot und einige wenige Bundenbach-Schieferplatten.

Für Trilobitenfreunde lag vor allem die typische Messeware bereit: Ellipsocephalus aus Tschechien, etwas Material aus USA, und natürlich eine größere Auswahl an Stücken aus Marokko, diese leider oft mit den bekannten Restaurationen. Am reichhaltig bestückten Stand des marokkanischen Verkäufers konnte man jedoch auch einzelne Devontrilobiten von sehr guter Qualität entdecken, für mich ein erfreuliches Novum auf einer Börse.

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 Abb. oben: Blick von der Bühne: Buntes Treiben im Saal


Die Sonderschau

Die Vereinsmitglieder von Palaeo-Geo konnten im Rahmen einer Straßenbaustelle bei Frankfurt-Schwanheim im Jahr 2005 eine Auswahl von Pflanzenfossilien bergen, die hier öffentlich präsentiert wurden. Das Material stammt aus dem Pliozän und ist ca. 2 Millionen Jahre alt. Es sind die ersten derartigen Funde im Untermaingebiet seit 50 Jahren.

In zwei Vitrinen wurden die Fossilien mit rezentem Vergleichsmaterial (Baumblätter und Früchte, z.B. Bucheckern) in Beziehung gesetzt, auf Fotos war der Original-Fundzustand direkt beim Aufspalten der Platten dokumentiert. Texttafeln und Karten lieferten zusätzliche Informationen.

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Abb. oben: Die Präsentation der pliozänen Pflanzenfossilien aus Frankfurt-Schwanheim

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Abb. oben: Einblick in die Vitrine. Fotos und rezentes Vergleichsmaterial ergänzen die Fossilienpräsentation.

Die Sonderschau zeigte auch ein “Aquarium”, in dem die Lebewelt des Silurmeeres anschaulich und mit viel Liebe zum Detail als Diorama nachgebaut war: Mit Trilobiten, Seeskorpionen und Panzerfischen sowie reichhaltiger Meeresbodenflora und -fauna. Die (nicht streng wissenschaftlichen) großen Augen der gebastelten Tierchen zeugen vom Enthusiasmus ihrer Schöpfer. ;)

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Abb. oben: Ein munter gestaltetes Diorama: Lebensbild aus dem Silurmeer

In mehreren gut gefüllten Vitrinen wurde eine private Bundenbachsammlung gezeigt.

Zu sehen war das aus der Fundregion bekannte Faunenspektrum. Auf begleitenden Tafeln und Karten konnte man weitergehende Informationen nachlesen, unter anderem über die seltenen Arthropoden und die Fische. Die Auszüge stammten aus dem inzwischen leider vergriffenen Buch “Fossilien im Hunsrückschiefer” von Bartels+Brassel.

Ergänzend waren einige typische Werkzeuge der Schieferspalter und ein paar unpräparierte, aufgespaltene Platten mit Fossilien ausgestellt.

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Abb. oben: Auf der Bühne des Bürgerhauses standen die Vitrinen mit der Sonderschau.

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Abb. oben: Ausstellung der unterdevonischen Fisch-Fossilien, Region Bundenbach/Gemünden im Hunsrück.

Unbestrittener Höhepunkt war die große Schauvitrine mit seltenen Fischfossilien: Der Panzerfisch Drepanaspis gemuendensis SCHLUETER (der in Gemünden nicht gar so selten gefunden werden konnte), eine schöne Gemuendina stuertzi TRAQUAIR mit rochenähnlicher Gestalt, die sehr seltenen Lunaspis broilii GROSS und Lunaspis heroldi GROSS, sowie Fragmente von ganz außergewöhnlichen Raritäten.

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Abb. oben: Stelldichein großer Namen: Lunaspis broilii, ?-Gemuendenaspis und Gemuendina stuertzi (von links nach rechts)

Die unterdevonischen Schiefer von Bundenbach sind berühmt für die wohlerhaltenen fossilen Stachelhäuter. Die Sammlung präsentierte eine Auswahl von See- und Schlangensternen, die Flachtiere (Homalozoa) waren mit einem Rhenocystis latipendunculata DEHM vertreten, dazu kamen einige Belegstücke von Seelilien.

Bei den Sterntieren lagen die klassischen Funde bereit: Die Schlangensterne Furcaster palaeozoicus STUERTZ und Taeniaster/Bundenbachia beneckei (STUERTZ), und die zu den Seesternen gehörige Urasterella asperula (ROEMER).

Auch seltenere Arten waren vorhanden, z.B. Eospondylus primigenius STUERTZ, ein Schlangenstern mit ausgeprägter feiner Bestachelung, oder Encrinaster roemeri (SCHOENDORF), der gerne mit dem häufigeren Euzonosoma tischbeinianum (ROEMER) verwechselt wird.

Zu den Raritäten zählte ein fragmentarischer Stuertzaster sp. (vormals Erinaceaster) und eine potentielle Echinasterella sladeni STUERTZ.

Auf weiteren Fossilplatten wurden typische Korallen (Zaphrentis, Pleurodictyum) und Orthoceras-Reste vorgestellt. Selbstverständlich waren auch mehrere Trilobiten zu sehen (Chotecops, ?-Rhenops), darunter ein bauchseitig freigelegtes Exemplar, bei dem man Überreste der Gliedmaßen vermuten konnte.

Die Sammlung ist in einem Zeitraum von 30 Jahren zusammengetragen worden, entsprechend waren vereinzelte Stücke auch Beleg dafür, wie man den Fossilien früher bei der “Präparation” zu Leibe rückte. Bei der üblichen Methode mit rotierenden Stahl- und Messingbürsten wurden oft die feinen Details beschädigt oder zerstört, welche die Fossilien aus dem Hunsrückschiefer so wissenschaftlich informativ und auch ästhetisch reizvoll machen.

So blieb vor allem die Präsentation der seltenen unterdevonischen Fischfossilien in bester Erinnerung, denn solche Stücke sind nur schwerlich im Original zu sehen, und erst recht nicht in einer so umfassenden Zusammenstellung. Diese Stücke waren die Reise allemal wert.

Text+Fotos: Klaus Bartl, Aschaffenburg

Literaturhinweis:
C. Bartels + G. Brassel, Fossilien im Hunsrückschiefer. Dokumente des Meereslebens im Devon. Museum Idar-Oberstein Bd.7 (1990)