Fossilien und Fotografie - Ausstellung von Steinkern-Mitglied Stefan Werner auf der Burg Schönfels

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Stefan Werner aus dem westsächsischen Lichtentanne bei Zwickau ist vielen Steinkern-Mitgliedern ein Begriff. Stefan ist nicht nur ein engagierter Fossiliensammler mit umfangreichen Kenntnissen zu Fossilien aus vielen Erdzeitaltern, sondern auch ein sehr talentierter Amateurfotograf - seine exzellenten Fossilienaufnahmen im Forum bleiben dem Leser im Gedächtnis.

Ausstellungen zu Fotos oder Fossilien hat er schon öfter organisiert, doch dieses Mal zeigt eine Ausstellung beide Facetten dieses vielseitig begabten Mannes: auf der Burg Schönfels bei Zwickau stellt Stefan im Rahmen der Ausstellung "Fossilien - Zeugen der Erdgeschichte & Landschafts- und Naturfotografie" sowohl Highlights aus seiner Fossiliensammlung als auch seines fotografischen Schaffens vor.

Da ich Stefan mittlerweile von gemeinsamen Sammeltouren gut kenne, war es mir eine Freude und Ehre, mitsamt Familie der Ausstellungseröffnung beizuwohnen und mich in der Ausstellung umzusehen. Im Folgenden möchte ich Euch ein paar Eindrücke vermitteln - natürlich habe ich mich dabei besonders auf die Fossilien konzentriert.

Wie kommt man hin? Schönfels liegt wenige km westlich von Zwickau an der B173. Dieser Link weist den Weg.

Die Ausstellung ist vom 11.09. bis 13.11.2011 dort zu sehen.


Die Eröffnung

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Leider kamen wir am Nachmittag des 11.09.2011 ein wenig zu spät in Schönfels an, so dass wir die Eröffnungsreden der Bürgermeisterin von Lichtentanne, Inge Krauß, sowie von Stefan selbst verpasst haben. Als wir die Räumlichkeiten betraten, klang gerade das letzte Klavierstück aus und die Teilnehmer der Vernissage begaben sich zu den Vitrinen und an das Buffet, wo kalte Getränke bereitstanden - sehr willkommen an diesem heißen Tag, draußen herrschte eine schwüle Hitze bei 30°C.

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Die Ausstellung wurde übrigens nicht nur an einem geschichtlich denkwürdigen Tag eröffnet, sondern am Tag des offenes Denkmals - die Burganlage war daher an diesem Tage recht belebt und gut besucht.

Nach den offiziellen Worten war vor den Vitrinen ein großer Andrang festzustellen und es wurde gefragt und diskutiert - die Besucher der Vernissage waren nicht nur Fachleute oder Fossiliensammler, sondern oft interessierte Laien mit Interesse an der Natur.

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Ich kam hier über Stefan mit einigen Leuten ins Gespräch. Stefan hat schon vor 20 Jahren eine Arbeitsgemeinschaft mit Schülern zu geologischen und paläontologischen Themen geleitet. Diese Gruppe geht noch heute zusammen auf Sammelexkursion - ein deutliches Zeichen für die langfristige Faszination, die von unserem Hobby ausgeht.

Das folgende Bild zeigt den Macher der Ausstellung (Mitte) zusammen mit seiner Frau Heidi und einem seiner AG-Mitglieder von einst.

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In der kommenden Stunde war wenig Herankommen an Stefan, um Fragen zu bestimmten Fossilien loszuwerden - er war stets umringt von interessierten Zuhörern, denen er ausgiebig die Exponate erklärte.

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Erster Raum: Fotografie

Stefan ist ein begnadeter Fotograf, dessen lichtbildnerische Leistungen mir als "Draufhalten und Abdrücken"-Knipser allerhöchsten Respekt abverlangen. Der erste Raum der Ausstellung zeigt eine Auswahl an Landschafts- und Naturaufnahmen, die im Laufe von vielen Jahren zusammengekommen sind. Darunter herrliche Aufnahmen von Reisen nach Ägypten, an die Algarve, nach Südfrankreich und nach Teneriffa, wie auch Arbeiten, die die heimische Landschaft (Erzgebirge, Vogtland) zeigen. Wunderschöne Naturaufnahmen von Tieren und Pflanzen, die man in dieser Form nicht alle Tage zu Gesicht bekommt, runden das Repertoire ab.

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Fasziniert haben mich hier besonders die winterlichen Makroaufnahmen von Eiskristallen an Blättern sowie die Bilder aus Südfrankreich, z. B. das der Ockergruben im Roussillon, die ich von eigenen Reisen kenne, und ein Bild des Fichtelberges in den Wolken, welches mittels einer besonderen Technik entstand.

Zweiter Raum: Fossilien

Im zweiten Raum findet der geneigte Fossiliensammler nun die Objekte seiner Begierde. Die Ausstellung zeigt hier ca. 500 Stücke (laut Stefan eine Selektion aus insgesamt geschätzten 2000 Sammungsstücken), die die volle erdgeschichtliche Bandbreite vom Mittelkambrium (Trilobiten der Wheeler-Formation) bis zum Quartär (Travertin-"Subfossilien" aus dem Pennickental bei Jena) abdecken.

Betritt man den Raum, wird man von einem großen Arietites bucklandi empfangen, an welchem erst beim zweiten Blick auffällt, dass eine Hälfte ergänzt wurde. Beim Ergänzen von Fossilien hat Stefan es zu großer Perfektion gebracht - so werden aus Funden, die andere Sammler vielleicht liegengelassen hätten, durchaus beeindruckende Schaustücke. Eine Demonstration der hierbei angewendeten Technik findet man beispielsweise hier im Steinkern-Forum.

Arietites_bucklandi_im_Zentrum.JPGUm dieses zentrale Exponat, welches sofort aufgrund seiner Größe auffällt, gruppieren sich Vitrinen mit Fossilien, geordnet nach den erdgeschichtlichen Epochen. Die Wände zeigen Informations- und Schautafeln wie z.B. Stiche aus Fraas' "Petrefaktensammler" und Haeckel's Werk "Kunstformen der Natur", die Karte der Deutschen Stratigraphischen Komission, eine Übersicht zur Evolution der Pflanzen und Tiere und eine alte geologische Karte Bayerns sowie Fotos von Fossilien und Fundorten.

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An der gegenüberliegenden Seite des Raumes findet sich zwischen zwei Vitrinen eine Art "Kladde" auf einem Pult, die weitergehende Informationen für interessierte Besucher bereithält. So finden diese dort Literaturhinweise, Verweise auf Seiten im Internet, Informationen zu Fundstellen und zu berühmten Funden, eine Liste von Ausstellungen und Museen sowie geologischen Sehenswürdigkeiten und nicht zuletzt auch Herbert Voss' Zusammenstellung von Sammlervereinigungen und AGs.

Zwei Wandbilder an der Stirnseite des Raumes fallen auf: diese kleinen "Ölgemälde" sind Erinnerungsstücke, die Schülern aus Stefans AG in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gemalt worden sind. Sie zeigen zum einen eine Landschaftsszene aus dem Karbon (Bild unten) und den Meeresboden während der Kreidezeit mit typischer Fauna (beide Bilder sind Leihgaben der örtlichen Grundschule).

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Die ersten Vitrinen gleich vor und links des zentralen Großammoniten enthalten Fossilien aus dem Paläozoikum - in erster Linie solche von lokalen Fundstellen (z.B. aus dem Silur Ostthüringens - Graptolithen von der klassischen Fundstelle Hohenleuben), aber auch erworbene Funde wie den bereits angesprochenenen mittelkambrischen Wheeler-Trilobiten, marokkanische Trilobiten aus dem Devon und - wie ich zu meiner großen Freude sah - Fossilien aus dem Gotländischen Silur, die ich Stefan vom letzten Urlaub dort mitgebracht hatte.

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Sachsen bringt man üblicherweise mit Mineralien und kaum mit Fossilien in Verbindung - aber es gibt sie doch: an der linken Seite des Raumes findet man eine Vitrine mit Fossilien von den klassischen, aber außerhalb des Zwickauer Raumes wenig beachteten Karbon-Fundstellen um Zwickau.


Als "Besucher aus dem Muschelkalk" interessierten mich natürlich besonders die Fossilien aus der Trias. Auch hier hat Stefan eine beachtliche Selektion zusammengetragen und selbst die Chronoformen der gezeigten Ceratiten sehr sorgfältig bestimmt. Einige der gezeigten Stücke mussten wohl zum Training bei Versuchen mit Einlassmitteln herhalten - aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich dies bei Muschelkalkfossilien durchaus als schwierig erweisen kann.

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Das absolute Highlight der Muschelkalkvitrine ist natürlich Stefans Encrinus-Krone von Bucha, eine der wenigen dort gefundenen Kronen. Da ich dieses Stück bereits aus dem Forum kannte, war es mir eine große Freude, es nunmehr live betrachten zu können.

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Abgerundet wird der mittlere Teil des Ausstellung von einer Vitrine, die typisches Werkzeug des Fossiliensammlers und -Präparators zeigt, sowie auf Bildern typische Arbeitsplätze mit Druckluftsticheln und Strahlkabinen darstellt.

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Den hinteren Teil der Ausstellung dominieren Fossilien aus dem Jura. Aufgrund der relativen geographischen Nähe war und ist Stefan gern und oft in Franken unterwegs und hat von dort im Laufe der Zeit einige Schätze nach Hause geholt. So sind in drei Vitrinen Fossilien von klassischen Lokalitäten wie Solnhofen, Gräfenberg und natürlich Buttenheim zu sehen.

Hier ein großer (ca. 30 cm) Orthosphinctes aus Gräfenberg, von Stefan fachgerecht an der Außenwindung "repariert":

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Fast eine ganze Vitrine ist seinen Funden aus Buttenheim gewidmet. Einige Stücke davon waren mir ebenfalls aus dem Forum und aus dem Steinkern-Sonderheft zu Buttenheim (Heft 2) bekannt. Zu sehen ist die typische fossile Fauna des Buttenheimer Oberpliensbach mit den Ammonitengattungen Pleuroceras und Amaltheus sowie Belemniten und Brachiopoden. Der grosse Pleuroceras salebrosum links im Bild hat eine Größe von 14 cm:

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Hier ein großer Amaltheus (16 cm):

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Dieses Stück war mein persönliches Highlight der Vitrine: ein herrlich erhaltener und wunderbar präpariertes Pleuroceras sp. (3,5 cm) mit deutlich erkennbarer Spiralstreifung:

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Für alle, die noch nicht dort waren, gibt es ein großes Foto der Buttenheimer Tongrube:

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Ein weiteres Großbild an der Wand zeigt den Weg eines Pleuroceras salebrosum vom Fund im großen Brocken über die Bergung, Formatisierung und Präparation bis hin zum fertigen "Vitrinenstück". Hier kann sich der Laie ein Bild davon machen, unter welchen Umständen fragile Fossilien oft geborgen werden und wieviel Mühe zumeist in schön anzusehenden Schaustücken steckt:

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Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt stellt die Rügener Kreide dar. Hier zu sehen eine große Parapuzosia cf. austeni:

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Dieses Bild zeigt den Aussteller "in der Kreide", bei der Arbeit im Steinbruch Promoisel/Rügen:

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Vielen regelmäßigen Steinkern-Lesern ist sicher noch Stefan's Bericht zum Fossiliensammeln im Mainzer Becken von 2009 in Erinnerung. Die Ausstellung bietet nun Gelegenheit, einige der dort gezeigten Stücke in natura betrachten zu können. So ist eine Vitrine dem Tertiär und hier besonders den Funden aus dem Mainzer Becken gewidmet:

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Typische Gastropoden-Gattungen - das Bild links kennt man aus dem Bericht, auf den oben verwiesen wird.


Zuletzt seien hier noch einige Fossilien aus der jüngsten erdgeschichtlichen Periode, dem Quartär, gezeigt. Hier kommt die Definition des Begriffes "Fossil" an ihre Grenzen - oft wird für in Travertin konservierte Reste vergangenen Lebens der Terminus "subfossil" gebraucht. Die meisten hier gezeigten Stücke sind gerade mal 12.000 - 120.000 Jahre alt und stammen von klassischen Fundstellen in Thüringen, die heute zum Teil bereits erloschen oder nicht mehr zugänglich sind, wie Burgtonna bei Bad Langensalza, Ehringsdorf bei Weimar oder (die jüngste der drei Stellen, welche sogar noch fündig ist) aus dem Pennickental bei Jena.

Einige Fossilien aus seiner umfangreichen Travertin-Sammlung hatte Stefan bereits vor einiger Zeit im Steinkern-Forum vorgestellt.

Hier zwei Stufen mit Characeen aus Burgtonna:

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Abdrücke von Blättern aus dem Pennickental bei Jena-Wöllnitz:

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Auch aus dem Quartär stammen diese Zähne und Knochen von eiszeitlichen Großsäugern:

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Mein Fazit

Die Ausstellung hat mir wieder einmal sehr gut gefallen. Ebenfalls in einem überschaubaren Rahmen, der dem Besucher die Möglichkeit gibt, alle Exponate in Ruhe zu betrachten, erwartet diesen neben wunderschönen Fotografien ein Querschnitt von Fossilien (fast) aller erdgeschichtlichen Epochen, den man in dieser Form nicht oft in einer Ausstellung zu sehen bekommt. All dies wird präsentiert im Ambiente der alten Burg, wodurch die Exponate auf eine ganz besondere Weise wirken.

Bewusst wurde bei den Fossilien nicht auf ein bestimmtes Zeitalter oder eine bestimmte Fundstelle fokussiert, sondern eine große Breite von Fossilien gezeigt, die die Entwicklung des Lebens von den Anfängen bis fast zur Jetzt-Zeit repräsentieren. Es ist sicher besonders für den Laien beeindruckend, ein Gefühl dafür zu bekommen, mit wieviel Mühe, Spaß und Sachverstand eine solche Sammlung über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Dazu gehört nicht nur das reine Sammeln, sondern auch - wie wir alle wissen - die Präparation der Funde und deren minutiöse Bestimmung.

Zu sehen sind hier nicht nur "Museumsstücke" oder "Ausnahmefossilien", sondern Stücke einer "normalen" Privatsammlung. Dies gab mir als Betrachter ein angenehmes Gefühl, weil ich immer wieder feststellte, dass auch Fossilien meiner eigenen Sammlung hier liegen könnten und dass diese sehr wohl wirken würden, ästhetisch angeordnet in einer Vitrine im Flair einer Ausstellung. Man verlässt die Ausstellung - anders als bei Museen, wo nur Top-Stücke zu sehen sind, die in dem meisten Privatsammlungen eher nicht auftauchen - mit einem positiven Bezug zur eigenen Sammung und ist geneigt, einige lange nicht gesehen Stücke aus dieser wieder einmal "hervorzukramen".

Jeder kann, Elan, Fleiß und Spaß an der Sache vorausgesetzt, über Jahre eine solche Sammlung zusammentragen - aber nur wenige schaffen dies. "Das dort habe ich aber besser" mag sicherlich der eine oder andere Sammler beim Betrachten mancher Exponate sagen - das kann wohl sein, aber die Würze dieser Ausstellung liegt eindeutig in der gebotenen Breite. Letztlich ist diese Ausstellung aber weniger für Fossiliensammler als für Laien gemacht worden - sie ist integriert in das Heimatmuseum der Burg Schönfels, die nun nicht gerade als Pilgerstätte für Amateurpaläontologen gilt.

Ein solches Resultat nicht nur verschlossen in der Wohnung zu halten, sondern der Allgemeinheit zugänglich zu machen, ist sehr lobenswert. Meine Bewunderung schließt auch die Anerkennung der Mühen ein, die mit der Vorbereitung der Ausstellung einher gegangen sein müssen. Stefan war deutlich die Erleichterung anzumerken, es nun geschafft zu haben.

Nicht zuletzt sei bemerkt, dass auch die kleinen Gäste der Ausstellung auf ihre Kosten kommen - wenn das Betrachten all der Steine zu langweilig wird, kann man Ammoniten ausmalen oder bei einem Quiz mitmachen. Meine Familie hat sich zumindest nicht gelangweilt, während ich zusammen mit meinem großen Sohn all die schönen Fossilien bestaunte.

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Bericht und Fotos: Thomas Billert für Steinkern.de